Es war ein wirklich schöner Moment, als Patrick Herrmann in der dritten Minute der Nachspielzeit mit seinem Treffer zum 3:1 den Schlusspunkt setzte. Ausgerechnet Herrmann, zuletzt als Einwechselspieler öfter mal mit einer unglücklichen Figur, sorgte für die Erlösung. Passend zum geplanten ‘Legendenspiel’ im Dezember fühlte man sich bei Herrmanns Sprint und Abschluss an seine besten Zeiten im Borussia-Park erinnert.
Der Jubel des 31-Jährigen, der vor dem Spiel für seine 400 Bundesligapartien für Borussia geehrt wurde, war jedenfalls bemerkenswert. »Da ist einiges von mir abgefallen«, sagte Herrmann anschließend. »Gefühlt hatte ich ja seit 15 Jahren nicht mehr getroffen und zuvor in einigen Spielen Chancen vergeben. Heute war es endlich soweit.« Aber nicht nur Herrmann erlebte gegen den VfB ein Revival, auch ‘Fußballgott’ Tony Jantschke rückte plötzlich in den Fokus.
»Diese Spieler haben es verdient, im Spotlight zu stehen«
Durch den Ausfall von Nico Elvedi stand der 32-Jährige erstmals in dieser Saison in der Startelf und lieferte bis zu seiner Auswechslung, als er angeschlagen rausmusste, eine blitzsaubere Partie ab. Szenenapplaus für knallharte Grätschen hatte es im Stadion gegeben, später hob Trainer Daniel Farke explizit die Verdienste der ‘alten Recken’ hervor. »Diese Spieler haben es verdient, im Spotlight zu stehen«, so der Coach. »Tony hat eine herausragende Leistung gezeigt, ohne im Rhythmus zu sein«. Herrmann, Stindl, Sippel und Kramer schloss Farke in seine Lobesrede mit ein.
Dass am Ende im Borussia-Park allgemeine Zufriedenheit herrschte, hatte sich früh angedeutet, stand aber zwischendurch auf sehr wackeligen Beinen. Die Borussen starteten optimal, gingen durch Rückkehrer Jonas Hofmann früh in Führung und legten mit dem überragend heraus gespielten 2:0 durch Thurman frühzeitig nach. »Von der Spieleröffnung bis zum Finish ein Tor fürs Poesiealbum«, schwärmte Farke berechtigterweise. Das war tatsächlich ganz große Fußballkunst der Fohlenelf.
Bensebaini hatte großes Glück
Doch die Borussen benötigten an diesem Abend auch etwas Glück. Dass Ramy Bensebaini nach seinem Schlag gegen Anton trotz VAR und Review durch den Schiedsrichter mit einer Gelben Karten davonkam, war sogar mehr als nur glücklich. Nach der Pause bekam Scally den Ball im Strafraum an die Hand und auch hier hätte sich letztlich niemand ernsthaft beschweren dürfen, wenn es einen Elfmeter für den VfB gegeben hätte. Doch auch so kippte »das Momentum«, wie Farke so gerne sagt, mit dem Anschlusstreffer nach 35 Minuten in Richtung der Schwaben. »Die Negativerlebnisse der letzten beiden Spiele waren präsent«, konstatierte Farke. »In der Phase vor der Pause waren wir nicht mehr dominant, haben aber gut dagegengehalten.«
Nach dem Seitenwechsel habe sich seine Mannschaft »gut verhalten«, so Farke. Tatsächlich hatten die Borussen zunächst die Spielkontrolle und starteten auch mehrere im Ansatz gefährliche Angriffe, ohne diese aber erfolgreich zu Ende zu bringen. Letztlich hatten die Gladbacher bis zum Herrmann-Treffer keine wirklich klare Torchance mehr. »Wenn du diese Phasen nicht so konsequent ausspielst und nicht das dritte Tor erzielst, musst du gut verteidigen«, so Farke. »Es war ein enges Spiel gegen einen richtig guten Gegner.«
»Eine sensationelle Monsterparade«
In der Schlussphase konnten sich die Borussen auch bei Tobi Sippel bedanken, der die Stuttgarter Großchance mit einem Reflex zunichtemachte. »Eine sensationelle Monsterparade«, sagte Farke. Tobi Sippel gab sich da etwas bescheidener. »Mein großes Plus war es immer, da zu sein, wenn ich gebraucht wurde. Und das war ich jetzt zweimal nicht. Deswegen tat mir das auch enorm weh. Vielleicht konnte ich es heute ein bisschen zurückzahlen.«
Auch weil dem VfB in letzter Instanz der Punch fehlte, brachten die Borussen den Vorsprung über die Zeit und durch den emotionalen Schlusspunkt von Patrick Herrmann wurde der Abend im Borussia-Park doch noch zu einer runden Sache. Die drei Punkte zu Beginn der finalen Woche vor der WM-Pause sollten für die beiden kommenden Aufgaben in Bochum und gegen den BVB für den nötigen Rückenwind sorgen.