Nachdreher aus dem Borussia-Park

»Der Elfmeter war ein Rückschlag für uns«

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Diskussionen mit dem Schiedsrichter (Foto: Poolfoto/Fohlenfoto/Norbert Jansen)

In Gladbach haderten die Protagonisten nach dem 1:3 gegen Bayer Leverkusen vor allem mit den beiden Elfmetersituationen, die das Spiel nachhaltig beeinflusst haben. Dennoch war Bayer Leverkusen in Summe der verdiente Sieger.

Borussia Mönchengladbach hat im Rennen um die Champions League gegen den direkten Konkurrenten Bayer Leverkusen wichtige Zähler eingebüßt. »Das ist sehr bitter für uns«, bewertete Trainer Marco Rose die Heimniederlage im Geisterspiel. »Leverkusen war in der ersten Halbzeit besser im Spiel, hat mehr zweite Bälle und Zweikämpfe gewonnen und sie haben uns mit ihrer Schnelligkeit wehgetan.«

Auf der anderen Seite blieben die Borussen, die in gleicher Besetzung wie zuletzt in Frankfurt angetreten waren und auch die taktische Grundordnung (4-2-1-3 bzw. 4-2-3-1) beibehielten, deutlich hinter ihren Möglichkeiten. »Leverkusen hat im 3-4-1-2 in ganz hohem Pressing gespielt - darauf waren wir auch eingesellt«, so Rose. »Wir wollten aus unserem System heraus in den Rücken ihrer Außenverteidiger kommen.« Doch das funktionierte nur im Ansatz. »In den Situationen, wo wir einfach mal Tiefe hätten finden müssen, hatten wir einfache Ballverluste, die Leverkusen für ihr Tempo im Umschaltspiel zugänglich waren.«

»Wir haben wenig Lösungen gefunden«

Auf diese Art gerieten die Gladbacher früh in Rückstand und mussten zudem bereits zeitig einen verletzungsbedingten Wechsel vornehmen. Breel Embolo musste nach einem unbeabsichtigten Tritt von Havertz in die Achillessehne ausgewechselt werden - Lars Stindl ersetzte ihn. Im Verlauf der zweiten Halbzeit war Rose zu einem weiteren Wechsel gezwungen: Tobias Strobl verließ angeschlagen das Feld. »Ich muss relativ häufig auf Dinge reagieren, die nichts mit Taktik zu tun haben«, haderte Borussias Coach.

Die Gäste aus Leverkusen kontrollierten vor der Pause klar das Geschehen. »Sie haben es gut gemacht«, musste Yann Sommer anerkennen. »Sie waren sehr aggressiv und haben uns wenig Räume für den Spielaufbau gelassen und wir haben wenig Lösungen gefunden.« Kurz vor dem Pausenpfiff verpasste Bayer nach einem Lattenschuss von Havertz und der Rettungstat von Elvedi gegen Demirbay eine mögliche Vorentscheidung.

»Rein regeltechnisch kann man den Elfmeter geben, aber auch darüber diskutieren«

Nach dem Seitenwechsel stellte Rose auf Dreierkette um, zog Strobl in die Abwehrkette und ließ die Außenverteidiger offensiver agieren. »Wir wollten mehr Präsenz vorne und unseren Außenverteidigern die Vorwärtsverteidigung leichter machen«, erläuterte der Trainer seinen Plan. Der ging auf, denn die Borussen bekamen erstmals an diesem Nachmittag richtig Zugriff und erzielten bereits nach sieben Minuten durch Thurams sehenswerten Treffer den Ausgleich.

»Als wir uns eingegroovt hatten nach dem Ausgleich, hatten wir die Chance auf das 2:1«, sagte Rose. Doch Thuram wurde im letzten Moment von Dragovic grenzwertig gestört und im Gegenzug gab es Elfmeter für Leverkusen. Elvedi rutschte mit seiner Grätsche in Bellarabi, nachdem dieser bereits abgeschlossen und den Ball am Tor vorbeigeschossen hatte. »Rein regeltechnisch kann man den Elfmeter geben, aber auch darüber diskutieren«, sagte Rose.

»Er schießt ihn vielleicht sogar zu schlecht«

»Viel ärgerlicher war für mich einfach die Situation vorher«, so Rose weiter. »Thuram läuft aufs Tor zu und wird zumindest stark behindert und möglicherweise auch festgehalten - aber scheinbar nicht genug, um sich das vielleicht auch mal anzuschauen.« Der Ärger der Gladbacher ist durchaus nachvollziehbar - nicht zum ersten Mal in dieser Saison gerieten sie durch einen umstrittene Entscheidungen der Unparteiischen entscheidend ins Hintertreffen.

Yann Sommer hätte die Sache noch regeln können, doch Borussias Keeper musste den haltbaren Elfmeter von Havertz passieren lassen. »Er schießt ihn vielleicht sogar zu schlecht«, meinte Sommer anschließend. »Es gibt so Situationen, in denen man mal mehr und mal weniger Glück hat. Heute war das Glück auf der Seite von Havertz. Der Elfmeter war ein Rückschlag für uns.«

»Das war in der Summe der Knackpunkt des Spiels«

»Das war in der Summe der Knackpunkt des Spiels«, resümierte Marco Rose. »Wir waren echt gerade drauf und dran, das Ding so richtig für uns zu übernehmen. Dann müssen wir wieder hinterherlaufen, haben trotzdem nochmal die Großchance durch Flo Neuhaus.« Doch weil der Mittelfeldspieler den Ball aus kurzer Distanz nicht an Hradecky vorbei bekam, blieb den Borussen der Ausgleich verwehrt. Als sich Elvedi eine Viertelstunde später nach einer Freistoßflanke von Bender abkochen ließ, war die Sache zugunsten von Bayer Leverkusen gelaufen.

Am Ende schauten sowohl die Sieger als auch die Besiegten ähnlich emotionslos drein wie die Pappkameraden auf der Tribüne. Beifall gab es keinen und die trotzige Aufforderung zum ›Auswärtssieg‹ schallte auch nicht durchs Stadion. Die formulierte wenig später Stefan Lainer für die TV-Kamera: »Wir haben uns noch nicht abgeschrieben. Gegen Bremen wollen wir drei Punkte holen.«

 


von Nadine Basten und Marc Basten

 

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