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»Extrem enttäuscht« nach bitterem Showdown

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Franck Honorat fehlte am Ende als Rechtsverteidiger (Foto: Christian Kaspar-Bartke - Getty Images)

Es war ein harter Schlag, den Borussia Mönchengladbach in Frankfurt einstecken musste. Der Auswärtssieg schien eingetütet, aber nach dem bitteren Showdown in der Nachspielzeit steht man mit leeren Händen da. Das war »extrem enttäuschend«, kam aber nicht wirklich überraschend.

Das Entsetzen aufseiten von Borussia Mönchengladbach war greifbar, als Robin Koch in der achten Minute der Nachspielzeit den Ball im Flipper-Stil in Zusammenarbeit mit dem unglücklichen Fabio Chiarodia zum Frankfurter Siegtreffer über die Linie bugsierte. Eben noch hatten die Fohlen den Auswärtssieg in Händen, jetzt war innerhalb von fünf Minuten in der Nachspielzeit alles dahin. 

»Das trifft uns natürlich hart«, sagte ein sichtlich angegriffener Gerardo Seoane. »Wir sind extrem enttäuscht und auch frustriert«. Der Schweizer konstatierte seiner Mannschaft, ein »über weite Strecken gutes Spiel« gemacht zu haben. »Wir haben sehr kompakt und dicht verteidigt, selbst gut umgeschaltet und phasenweise gut Fußball gespielt.«

Ohne Entlastung bewegten sich die Borussen auf dünnem Eis

Das kann man so stehen lassen, hauptsächlich in Bezug auf die Defensivleistung vor der Nachspielzeit. Tatsächlich arbeiteten die Borussen konzentriert, geschlossen und resolut gegen den Ball, sodass es für Frankfurt kaum ein Durchkommen gab. Der Führungstreffer durch den Kopfball von Max Wöber spielte den Fohlen zusätzlich in die Karten, auch wenn das Tor mehr oder weniger aus heiterem Himmel gefallen war. 

War man im ersten Durchgang noch in der Lage, die Frankfurter zu beschäftigen, gab es mit zunehmender Spieldauer immer weniger Entlastung. Auch wenn Frankfurt weiter keine Bäume ausriss und die Gladbacher für ihre Verhältnisse extrem stabil wirkten, wurde recht schnell deutlich, auf welch dünnem Eis sich die Borussen bewegten. Es fehlte zusehends an Entlastung.

Mit jedem Wechsel schwächer

Erschwerend kam hinzu, dass die Mannschaft im Verlauf der zweiten Halbzeit mit jedem Wechsel schwächer wurde. Der glücklose, aber umtriebige und engagierte Hack wurde durch den teilnahmslos wirkenden Ngoumou abgelöst und Kramer konnte selbst einen diesmal etwas zerfahren agierenden Reitz nicht annähernd ersetzen. Und dass Čvančara in Bezug auf Entlastungsangriffe nichts bewegen würde, kam nicht wirklich überraschend.

Dennoch standen die Chancen nicht schlecht, dass die Borussen den Sieg über die Ziellinie bringen würden. Mit dem Platzverweis für Wöber in der 88. Minute änderte sich die Gemengelage jedoch entscheidend. Seoane wollte die Unterzahl kompensieren, indem er mit Chiarodia und Friedrich zwei Innenverteidiger brachte. Verständlich war, dass Ngoumou wieder heruntermusste, fatal war dagegen die Herausnahme von Honorat.

Honorat fehlte als Rechtsverteidiger

Der Franzose hatte sich erneut über achtzig Minuten als rechter Verteidiger der Fünferkette aufgeopfert. Zwar ist die Defensive nicht seine Kernkompetenz, aber er versucht zumindest stetig, den Gegenspieler zu stören. Ohne Honorat hatte Frankfurt plötzlich auf Borussias rechter Seite nahezu freie Bahn und nicht von ungefähr fielen beide Tore nach Flanken von rechts. Beim Ausgleich trabte Koné unbeteiligt nebenher, beim Siegtor war es Scally, der die Flanke einfach zuließ. 

Gewiss, der Stellungsfehler von Netz und der halbherzige Sprung von Chiarodia ermöglichten Frankfurt den Ausgleich und der Treffer von Koch hätte auch im Zentrum vermieden werden können, doch der Knackpunkt waren jeweils die ungehinderten Flanken. Insoweit kann auch die Unterzahl nicht als Erklärung oder Ausrede herhalten. »Natürlich hat die Gelb-Rote Karte einen Einfluss, aber die Situationen hätten wir besser verteidigen können«, bestätigte Seoane.

Mehr als nur eingepreiste Schwankungen

So aber gab es den bitteren Knock-out für die Borussen, dessen Ausmaß nicht abzusehen ist. Die Tatsache, dass Borussia bereits 17 Punkte verspielt hat und nach elf Führungen nur viermal gewinnen konnte, ist genauso erschreckend wie Anzahl der Gegentore. Das sind mehr als nur aufgrund des Umbruchs eingepreiste Schwankungen. Die Weihnachtspause hat es jedenfalls allen Borussen ordentlich verhagelt und der Blick auf das Auftaktprogramm im neuen Jahr stimmt nicht gerade zuversichtlich.

 


von Marc Basten
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