Dass das Heimspiel gegen den FC Augsburg kein Fußballfest werden würde, hatten die meisten Besucher im nasskalten Borussia-Park am Sonntagabend schon vermutet. Vor allem deshalb, weil man mit dem FCA traditionell unschönen ‘Zerstörer-Fußball’ verbindet, den man sich eigentlich nur widerwillig anschaut. Doch diesem Vorurteil wurden die Augsburger an diesem Abend nicht gerecht.
Stattdessen ergriffen sie von Beginn an die Initiative und es erweckte den Eindruck, als ob sie damit die Borussen überraschen würden. Die wirkten eigenartig apathisch und agierten ähnlich teilnahmslos wie die Fans bei ihrem Stimmungsboykott. Vor der zehnminütigen Unterbrechung aufgrund des ‘Schokotaler-Feuerwerks’ hatte der FCA bereits drei hochkarätige Torchancen.
Augsburg in allen Bereichen frischer und aktiver
Warum die Borussen so schlafmützig auftraten, war nicht zu erklären. Weil Julian Weigl als zentraler Sechser gesperrt fehlte, staffelten sich die Fohlen bei Augsburger Ballbesitz in einem klassischen 4-4-2. Doch selbst mit acht Feldspielern hinter dem Ball fehlte es an Zugriff. Die Gäste wirkten in allen Bereichen frischer und engagierter.
Erst nach dem Führungstreffer durch Jordan, der den Spielverlauf ein wenig auf den Kopf stellte, bekamen die Borussen eine gewisse Struktur ins Spiel. Die Defensive war nun stabiler und einige Angriffe waren zumindest im Ansatz vielversprechend. Auch wenn die Gladbacher nicht wirklich gut spielten, so lieferte die Phase vor der Pause nicht viele Ansatzpunkte für das, was nach Wiederanpfiff passierte.
Die mannorientierte Aggressivität von Reitz fehlte nach der Pause
Zunächst einmal wunderten sich Zuschauer, dass Gerardo Seoane einen Wechsel vollzog. Rocco Reitz, der zwar wie alle keinen Glanztag erwischt hatte, blieb draußen und Christoph Kramer kam. Überraschend deshalb, weil Reitz nicht verletzt zu sein schien und in den 45 Minuten über 6 Kilometer gelaufen war.
Später klärte Seoane auf, dass Reitz aufgrund muskulärer Probleme nicht hätte weitermachen können und der Wechsel deshalb notwendig war. Unzweifelhaft war das nicht förderlich für die Stabilität, auch wenn Kramer keine groben Fehler machte. Doch es ist ein Unterschied, ob Kramer begleitend Räume zuläuft oder Reitz aggressiv mannorientiert attackiert.
Borussen blieben zu fehlerbehaftet
Das allein kann aber nicht der Grund gewesen sein, warum die Mannschaft derart passiv in die zweite Hälfte startete. Anders als zu Beginn des Spiels waren die Gäste nun in der Lage, aus der Gladbacher Lethargie Kapital zu schlagen. Wobei sich die Augsburger selbst zu wundern schienen, wie einfach es ihnen gemacht wurde, das Spiel per Doppelschlag zu drehen.
Im weiteren Verlauf, als sich der erste Schock über den Rückstand etwas gelegt hatte, schafften es die Borussen nicht, dem Spiel eine entscheidende Wendung zu geben. Sie blieben zu fehlerbehaftet, standen sich oft selbst im Weg und hinzukam, dass auch die weiteren Wechsel verpufften oder zumindest keinen nennenswerten Schub brachten.
Lainers Comeback die einzig wirklich positive Nachricht
So blieb das Comeback von Stefan Lainer die einzig wirklich positive Nachricht an diesem Abend. Die Erkenntnis, dass es viel Wichtigeres gibt als ein Fußballspiel, relativierte die verdiente Niederlage zumindest emotional etwas. Zu denken geben muss einem die treffende Zusammenfassung von Gerardo Seoane allerdings schon.
»Wir waren viel zu fehlerhaft in Ballbesitz, hatten viele technische Fehler, Abspielfehler, überhastete Aktionen. Gegen den Ball haben wir den Zugriff nicht gefunden, wir hatten keine Zweikampfhärte«, sagte der Schweizer. Das ist schon ein vernichtendes Urteil über die Performance seiner Mannschaft, die an diesem Abend die Chance auf einen großen Schritt nach vorne leichtfertig verdaddelt hat.