Eine in diesen Tagen nicht ganz selbstverständliche Erkenntnis brachte am Donnerstag die Pressekonferenz von Borussia Mönchengladbach vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen: Aktuell hat Borussia keine Corona-Fälle in Mannschaft und deren engerem Umfeld. Die zuletzt positiv getesteten Zakaria & Co. sind wieder voll im Teamtraining und es gibt dem Vernehmen nach auch keine gesundheitlichen Nachwirkungen. Damit drängen Zakaria und Scally in die Startelf für das Duell gegen die Werkself.
Doch sie sind bei Weitem nicht die einzigen Spieler, die sich anbieten. Der zuletzt kritisierte Marcus Thuram beispielsweise erhielt von Trainer Adi Hütter ein Sonderlob. »Er investiert im Training sehr viel und gibt richtig Gas«, erklärte der Coach und nahm gemeinsam mit Sportdirektor Max Eberl denjenigen etwas Wind aus den Segeln, die Thuram zuletzt Lustlosigkeit attestiert hatten. Auch Florian Neuhaus wird weiter eine positive Entwicklung zugeschrieben, wobei der Nationalspieler dies zuletzt tatsächlich auch auf dem Platz zeigte. Wohltuend in diesem Zusammenhang, dass Adi Hütter nun auch öffentlich einräumt, dass er Neuhaus eher in der offensiven Rolle sieht, als auf der Sechs.
Kramer kränkelt noch - Friedrich eine Option für die Startelf
Christoph Kramer hat derweil aufgrund eines grippalen Infekts mit dem Training aussetzen müssen und ist erst am Donnerstag wieder eingestiegen. Es spricht einiges dafür, dass der Ex-Leverkusener am Samstag zunächst auf der Bank sitzen wird und Zakaria neben Koné im Zentrum spielt. Das würde auch aufgrund der Schnelligkeit der Leverkusener Sinn machen, denn deren Tempo kann man nur im Verbund verteidigen, wie Hütter betonte. Vor der Werkself hat man in Gladbach gehörigen Respekt - Sportdirektor Max Eberl hielt gar eine begeisterte Laudatio hinsichtlich der Arbeit, die Völler & Co. leisten. Gleichwohl soll sich die Geschichte vom Saisonbeginn nicht wiederholen, als die Borussen nach dem relativ erfolgreichen Start gegen die Bayern von Bayer eins auf die Mütze bekamen. »Da hat uns Leverkusen auf den Boden der Realität geholt«, so Hütter.
Allerdings gibt es noch einige unbezahlte Rechnungen aus dieser Partie. Nicht nur das 0:4 bei Bayer 04 schmerzte, sondern auch die schweren Verletzungen von Thuram und Lainer, die monatelang fehlten. Nicht, dass man es den Leverkusenern jetzt auf die gleiche Art heimzahlen muss, aber im Hinterkopf sollten es die Borussen schon behalten, wenn es um die Intensität geht. Einer, der ordentlich zur Sache gehen kann, ist Marvin Friedrich. Der Neuzugang spielte noch am letzten Wochenende mit Union gegen Bayer, hat seine ersten Trainingseinheiten in Gladbach absolviert und ist eine Option für das Spiel am Samstag. »Er ist im Rhythmus«, sagte Adi Hütter, wollte sich aber ansonsten wie gewohnt nicht näher zu seinen personellen Überlegungen äußern.
Bonus für Friedrich oder Bestandsschutz für Ginter? Hütter will nach dem Leistungsprinzip aufstellen
Klar ist, dass mit Marvin Friedrich der Konkurrenzkampf in der Abwehr angeheizt wird. Nachdem Max Eberl nicht müde wird zu betonen, dass die Entscheidung, mit Matthias Ginter nicht über den Sommer hinaus zusammenzuarbeiten von Seiten der Borussia gefällt wurde, dürfte Ginter keinerlei ‘Bestandsschutz’ für sich in Anspruch nehmen können. Möglicherweise wird auch die Lage für Nico Elvedi etwas weniger bequem als bisher. Adi Hütter erklärte, dass es bei ihm nach »dem Leistungsprinzip« geht und so lange ein Spieler unter Vertrag steht, gehört er dazu.
Nicht ausgeschlossen ist, dass sich Denis Zakaria und/oder Matthias Ginter doch noch in dieser Transferperiode aus Gladbach verabschieden. Max Eberl erklärte zwar, dass ihm entgegen einiger Gerüchte zu keinem Spieler ein »konkretes Angebot« vorliegt, aber er signalisierte auch, dass Borussia dem offen gegenüberstehen würde. Wie das Beispiel Gladbach und Friedrich gezeigt hat, geht es vielfach nicht nur um die nackten Zahlen, sondern auch um die richtige Gelegenheit, dass alle Seiten eine zufriedenstellende Lösung finden. Noch ist das Transferfenster gut zwei Wochen geöffnet …
von Marc Basten