Das erste Pflichtspiel der Saison 2020/2021 ist für Borussia Mönchengladbach gleichzeitig die erste Pflichtaufgabe – so wie fast immer bei den Erstrundenspielen im DFB-Pokal. In diesem Jahr ist die Situation noch mal besonders, weil der unterklassige Gegner auf sein Heimrecht verzichtet hat und die Partie am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) im Borussia-Park stattfindet.
Corona macht es möglich bzw. nötig, weil es für den Regionalligaaufsteiger aus Bremen organisatorisch kaum möglich gewesen wäre, die Partie in der Heimat auszurichten. In Gladbach kennt man sich mit Geisterspielen und Corona-Auflagen aus und deshalb einigten sich beide Klubs auf einen Tausch des Heimrechts. Die Borussen sagten derweil zu, alsbald zu einem Freundschaftsspiel nach Bremen zu fahren, sobald wieder mehr Zuschauer zugelassen sind und Oberneuland eine angemessene Einnahme generieren kann.
Nachlässige Borussen? »Es wäre mehr als dämlich«
Ob das Auswärtsspiel im großen Stadion für Oberneuland unbedingt ein Nachteil sein muss, ist nicht gesagt. Schließlich könnte es gut sein, dass der haushohe Favorit aus Mönchengladbach im eigenen – wieder nur mit 300 Zuschauern besetzten – Stadion mit einer gewissen Nachlässigkeit oder Überheblichkeit an die Sache herangeht.
»Es wäre mehr als dämlich«, findet Marco Rose. Aber er weiß: »Die Gefahr ist da, weil wir alle Menschen sind. Im Optimalfall funktioniert aber eine Mannschaft so, dass man die Gefahr bannt, bevor sie aufkommt. Wenn in der ersten Runde in der Konstellation sowas in die Hose geht, dann sind wir die Deppen der Nation. Das will natürlich kein Mensch.«
»Ich will, dass wir von Anfang an klare Signale aussenden«
Die notwendige Ernsthaftigkeit wollen die Borussen »von der ersten Minute an untermauern«, so Rose. »Mit unserem Auftreten und der Art und Weise, wie wir das Spiel angehen. Im Pokal sind schon viele verrückte Dinge passiert und ich will, dass wir von Anfang an klare Signale aussenden. Es liegt eigentlich nur an uns, wie das Spiel ausgeht.«
Mit dem Gast aus Bremen haben sich die Borussen »natürlich auseinandergesetzt«. »Da kommt eine Mannschaft, die nichts zu verlieren hat. Sie werden alles rein hauen und alle möglichen Mittel nutzen. Oberneuland hat ein paar große Jungs dabei – wir müssen bei Standards aufpassen. Im Mittelfeld haben sie einige gute Fußballer und über den linken Flügel ist richtig Tempo dazugekommen. Vorne drin ist ein Zielstürmer, dazu wird das Thema erster und zweiter Ball eine Rolle spielen.«
»Vor allem offensiv ist es eine angespannte Situation«
Keine Rolle wird dagegen die Tatsache spielen, dass Marco Rose am Samstag eine Sperre aus dem letzten Jahr absitzen muss und die Mannschaft nicht coachen darf. »Das ist für mich eine neue Konstellation, aber wir werden das so entspannt wie möglich angehen und ich suche mir einen Platz, wo ich einfach alle in Ruhe lasse. Ich werde von Anfang an den Stecker ziehen und will keine Diskussionen aufkommen lassen. Ich habe großes Vertrauen in die Spieler und mein Trainerteam, die kriegen das auch ohne mich hin. Alle drei Co-Trainer werden das mit dem nötigen Augenmaß machen«.
Personell gibt es für das Gladbacher Trainerteam noch ein paar Hürden zu nehmen. »Vor allem offensiv ist es eine angespannte Situation«, erläutert Rose. Breel Embolo fehlt nach seiner Prellung aus dem Länderspiel – beim Schweizer wird am Montag ein weiteres MRT gemacht. Alassane Plea steht ebenfalls nicht zur Verfügung, soll aber für den Ligaauftakt in Dortmund so weit sein. Einzig Marcus Thuram kommt für das Pokalspiel in Frage: »Wenn alles normal läuft, ist er Samstag eine Option«, so Rose. »Wahrscheinlich eher nicht von Anfang an, aber wir wollen ihn jetzt ran führen und versuchen, ihm Spielzeit zu gewähren.«
von Marc Basten