So langsam aber sicher kehrt auf der Torhüterposition bei Borussia Mönchengladbach wieder Normalität ein. Jan Olschowsky, seit der Neuordnung der Hierarchie im Winter Borussias Nummer 2, trainierte bereits am Dienstag wieder mit Mannschaft und am Mittwoch folgte mit Jonas Omlin die etatmäßige Nummer 1. Trainer Daniel Farke zeigte sich optimistisch, dass der Schweizer nach insgesamt zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft für das Spiel am Freitagabend gegen Werder bereit sein wird: »Wenn er die Einheit heute gut verkraftet hat - und danach sieht es aus - und am Donnerstag das Abschlusstraining absolvieren kann, dann wird er auch spielen. Jonas ist unsere Nummer 1.«
Beim letzten Aufeinandertreffen mit Werder Bremen stand noch Omlins Landsmann Yann Sommer zwischen den Pfosten und bekam bei der 1:5-Pleite im Weserstadion ordentlich eingeschenkt. Damals stand es nach 13 Minuten bereits 0:3 und nach 37 Minuten erhöhte Bensebaini per Eigentor auf 0:4. Dieses Missgeschick wird der Algerier am Freitag nicht wiederholen können, denn er steht aufgrund der verlängerten Sperre nach dem Platzverweis gegen Freiburg nicht zur Verfügung. Das Debakel aus der Hinrunde führt zu keinen Revanche-Ankündigungen, aber es ist natürlich noch präsent. »Dass die Jungs motiviert sind, das geradezubiegen, ist keine Frage.« Auch bei der Gegneranalyse war die Partie ein Thema, weil man den eigenen Spielern mit bestimmten Szenen einige typische Werder-Aktionen in Erinnerung rufen konnte.
Austrudeln lassen ist nicht
Wie Werder hat Borussia 30 Punkte auf dem Konto und verschwindet damit im Moment im Niemandsland der Tabelle. Da kommt schnell der Gedanke auf, dass die Gladbacher diese Saison womöglich nur noch austrudeln lassen werden. Dagegen verwehrt sich Farke: »Das werde ich auf keinen Fall zulassen. Wir wollen den Abwärtstrend der letzten Jahre stoppen und uns gut für die Zukunft aufstellen. Da ist jeder Tabellenplatz wichtig - für das Gefühl und die harten Fakten.«
Dass es sogar in einer Katastrophe münden kann, eine Saison bereits zu diesem Zeitpunkt abzuhaken, wissen sie bei Werder ganz genau. In der Abstiegssaison hatten die Bremer zu diesem Zeitpunkt ebenfalls 30 Zähler auf dem Konto und stiegen doch direkt ab. Und damals war es im Tabellenkeller nicht so eng, wie in diesem Jahr. Die Werderaner sind also gewarnt - und dieses Szenario sollten sie auch in Mönchengladbach zumindest nicht komplett ausblenden.
Farke will es gegen Werder »proaktiv« angehen
Personell sind am Freitagabend aus Gladbacher Sicht keine großen Überraschungen zu erwarten. Farke kündigte an, man wolle das Spiel »proaktiv« angehen. Inwieweit die gewünschte Dominanz auf Kosten der Stabilität geht, die gegen Freiburg der Schlüssel und in Leipzig zumindest eine Stunde lang vorhanden war, bleibt abzuwarten. Fehlen wird aus der potenziellen Stammelf neben dem gesperrten Bensebaini weiterhin Julian Weigl. Der Ex-Dortmunder soll, sofern alles planmäßig verläuft, nach der Länderspielpause wieder ins Teamtraining einsteigen. Das gilt auch für Tony Jantschke, der sich am Mittwoch auf dem Trainingsplatz bei einer Laufeinheit zeigte.
Alternativen aus der zweiten Reihe drängen sich im Moment nicht nachhaltig auf. Das machte Farke am Beispiel von Nathan Ngoumou deutlich, der als einer der Gewinner der WM-Pause galt, aber wieder in der Versenkung verschwunden ist. »Wir hatten das Gefühl, dass er nicht an seinem absoluten Leistungslimit war«, formulierte Farke seine Kritik erst behutsam, um dann klarzustellen: »Jeden Einsatz und jede Kadernominierung muss man sich verdienen. Wir wollen, dass er sich mehr zeigt. Diese Woche präsentiert er sich gut, aber es geht immer nur über Konstanz. Das ist sein Auftrag in den nächsten Wochen: Hart arbeiten und sich die nächsten Einsätze verdienen. Und wenn er die Chance bekommt, muss er sie auch nutzen.« Letzteres sollten dann alle Borussen am Freitagabend beherzigen, um mit einem Erfolgserlebnis in die Länderspielpause vor dem Derby zu gehen.
von Marc Basten