Als im Sommer Marco Rose das Zepter bei Borussia Mönchengladbach übernahm und die Karten neu gemischt wurden, sah es gut aus für Jonas Hofmann. Im 4-Raute-2-System, das der neue Trainer zunächst verstärkt probierte, hatte sich Hofmann während der Vorbereitung als einer der Kandidaten für die Halbpositionen herauskristallisiert. Diese Rolle übernahm er auch beim Pflichtspielauftakt in Sandhausen. Doch die erste Pokalrunde sollte für Hofmann zu einem heftigen Rückschlag werden: Er zog sich einen Innenbandriss zu und verpasste die folgenden neun Pflichtspiele. Erst zweieinhalb Monate später stand er erstmals wieder auf dem Platz - für 28 Minuten im Olympiastadion von Rom.
Mittlerweile ist Hofmann körperlich wieder bei einhundert Prozent
»Da bin ich mit Lars quasi ins kalte Wasser geworfen worden«, erinnert sich Hofmann. »Aber ich denke, wir haben die Situation ganz ordentlich gemeistert.« Bei der Borussia hatte sich in der Zwischenzeit einiges getan. Die Mannschaft befand sich auf Erfolgskurs, steckte allerdings mitten in der Extrembelastung mehrerer englischer Wochen. Das System mit Raute war schon längst nicht mehr die 1A-Variante und Hofmann musste sich in verschiedenen Rollen wieder heranarbeiten. Der fehlende Rhythmus war ihm zunächst noch anzumerken. »Man sagt ja, dass man so lange, wie man verletzt war, braucht, um wieder zurückzukommen«, erklärt Hofmann. »Das ist so. Man denkt, dass es schneller geht, aber in den Pflichtspielen merkt man, dass es seine Zeit dauert.« Mittlerweile sieht sich Hofmann wieder soweit. »Kurz vor der Winterpause und jetzt auch in der Vorbereitung kann ich von mir sagen, dass ich körperlich wieder bei einhundert Prozent bin. Das habe ich auch mit dem Trainer besprochen«.
Hofmann will einen Stammplatz - der Konkurrenz zum Trotz
Der 27-Jährige gibt sich selbstbewusst und formuliert seine Ansprüche unmissverständlich: »Mein primäres Ziel ist ganz klar, unter die ersten elf zu kommen und mir komplett einen Stammplatz zu erarbeiten, mit der Mannschaft soweit wie möglich oben zu stehen und natürlich fit zu bleiben und nicht wieder mit einer Verletzung zu hadern.« Seine Rolle im Mittelfeld interpretiert er als »Sechser«. »Viele haben von mir noch den Offensivspieler im Kopf, wobei ich jetzt schon die meisten Spiele auf der Sechs gemacht habe.« Das Gedränge im Mittelfeld ist groß, doch Hofmann schreckt vor dem Konkurrenzkampf nicht zurück. »Als Spieler macht man sich schon immer so seine Gedanken, aber wenn man seine Leistung abruft und im Training Vollgas gibt, sieht der Trainer das. Darum geht es - sich immer wieder zu zeigen.«
»Damit fährst du besser, als wenn du den Kopf in den Sand steckst«
»Wir haben einen großen Kader«, so Hofmann weiter. »Wenn wir im Training Elf gegen Elf spielen wollen, können manche gar nicht mitmachen. Das ist einerseits schade, aber dadurch hast du auch richtig viel Qualität im Training, was sich dann hoffentlich auch auf dem Platz widerspiegelt. Für den Trainer ist das natürlich eine Luxussituation.« Dass im Laufe der Rückrunde einige Spieler enttäuscht sein werden, ist eine nicht zu vermeidende Begleiterscheinung. »Das ist eine automatische Schlussfolgerung, weil nur elf spielen können. Ein kleiner Trostpreis ist, dass wir mittlerweile zwanzig Mann in den Kader nehmen dürfen. Aber ich mache mir da eher weniger Gedanken, wie sich die einzelnen fühlen, wenn sie auf der Tribüne sitzen. Da muss sich jeder selber reinkämpfen und zeigen, dass er nicht in diese Situation will. So muss das jeder für sich ausmachen, wie er damit umgeht. Wenn es dann mal wirklich so kommt, muss man dem Trainer immer das Gefühl geben, dass man da ist, wenn man gebraucht wird. Damit fährst du besser, als wenn du den Kopf in den Sand steckst.«
»Mittlerweile kann ein Gegner uns nicht mehr richtig einschätzen«
Hofmann ist davon überzeugt, dass es die Borussen diesmal besser machen, als in der letzten Rückrunde. »Ich sehe aktuell keinen Anlass darüber nachzudenken, dass wir in der Tabelle abrutschen. Mentalitätstechnisch haben wir schon einen Riesenschritt gemacht. Nach Rückständen haben wir die meisten Punkte geholt in der Liga. Das spricht dafür, dass wir mittlerweile sehr gierig auf Erfolg sind.« Doch es ist nicht nur die veränderte Gesinnung, die Hofmann zuversichtlich stimmt. »Im letzten Jahr ist uns ein bisschen hinterhergetragen worden, dass wir berechenbar sind, weil wir nur das 4-3-3 als System hatten - zumindest über den größten Teil der Saison. Mittlerweile kann ein Gegner uns nicht mehr richtig einschätzen, ob wir jetzt Dreierkette, Viererkette, Raute, 4-2-3-1 oder 4-3-3 spielen. Das ist ein großes Gut, das wir uns behalten wollen. Es ist wichtig, dass du den Gegner immer überraschen und auch während des Spiels immer wieder reagieren kannst. Wir haben die Spieler dazu und ich glaube daran, dass wir das diesmal durchziehen können.«