Es sind keine einfachen Zeiten in Mönchengladbach, doch wenn man sich das Chaos in Berlin anschaut, dann gehts den Borussen mit ihrem neuen Graue-Maus-Image noch verhältnismäßig gut. Doch dass es woanders noch schlechter ist, darf kein Maßstab in Bezug auf die eigene Performance sein. Sportdirektor Roland Virkus forderte am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel bei der Hertha nochmal vehement den notwendigen Realismus ein. Borussia befinde sich in einem Umbruchprozess, der Zeit benötigt und daher ist Mittelmaß in der Bundesliga keine Schande, sondern schlichtweg das Resultat der Gegebenheiten.
Damit liegt Virkus nicht falsch, denn der unausgewogene Kader, an dem aus unterschiedlichen Gründen seit mittlerweile vier Transferperioden nur herumgeflickt wird, muss für die Zukunft auf mehreren Schlüsselpositionen verändert werden. Das wird im Sommer zwingend erfolgen müssen, doch damit sind die Problemstellungen im Hier und Jetzt nicht beseitigt. Der mit der Inthronisierung von Daniel Farke eingeleitete Umbruch findet schließlich unter Wettbewerbsbedingungen statt und da zählen neben weichen Faktoren auch die knallharten Fakten und Resultate.
Mit den blutleeren Auftritten verliert man nicht nur Punkte
Und die sind im Moment zwar noch mit dem Ziel vereinbar, eine solide Saison zu spielen, doch das Auf und Ab in den Wochen vor der langen Winterpause geht auch im neuen Jahr weiter. Der Wunsch nach Kontinuität in den Leistungen wird allwöchentlich geäußert, doch man dreht sich im Kreis. Eine Weiterentwicklung auf dem Platz ist jedenfalls nicht festzustellen, was sich in den Ergebnissen widerspiegelt. Daniel Farke möchte die gewünschte Kontinuität augenscheinlich auch dadurch ‘einschleifen’, dass er Herangehensweise, System und Personal kaum oder gar nicht verändert. Das ist einerseits hilfreich, weil gewohnte Abläufe den Spielern Sicherheit geben. Andererseits funktioniert es nur richtig, wenn die Mannschaft das Vertrauen auch mit entsprechenden Leistungen zurückzahlt.
Und diese Leistungen sind seit Monaten so schwankend, dass die Forderungen nach Veränderungen oder zumindest deutlichen Anpassungen nicht nur bei den Fans an der Würstchenbude immer nachdrücklicher werden. Einfach so weitermachen und darauf hoffen, dass es sich schon irgendwie einpendelt, wird auf Dauer nicht reichen. Die Akzeptanz der Fans für den neuen und steinigen Weg erhält man sich nur, wenn die Mannschaft im Gegenzug alles gibt. Dann werden Niederlagen verziehen, aber mit blutleeren Auftritten wie in Augsburg oder jetzt gegen Schalke verliert man nicht nur Punkte, sondern auch den Kredit der Fans im Eiltempo.
Nicht den hasenfüßigen Aufbaugegner mimen
Deshalb wäre es wünschenswert, wenn die Borussen am Sonntag im Olympiastadion nicht den hasenfüßigen Aufbaugegner mimen, sondern die angeschlagenen Berliner vehement in die Schranken weisen. Daniel Farke wird dabei nahezu auf den kompletten Kader zurückgreifen können. Lediglich der gesperrte Julian Weigl steht nicht zur Verfügung. Insoweit ist davon auszugehen, dass Christoph Kramer die Weigl-Position neben Manu Koné übernimmt und die offensive Reihe hinter Thuram von Plea, Stindl und Hofmann gebildet wird. Eine Woche vor dem Gastspiel der Bayern im Borussia-Park wäre es essenziell, in Berlin ein Zeichen zu setzen. Für das Hier und Jetzt und für den künftigen Gladbacher Weg.
von Marc Basten