Am vergangenen Wochenende parkte Borussia Mönchengladbach den Bus vor dem eigenen Tor und ermauerte sich in Leverkusen ein unerwartetes torloses Remis. Der Zweck heiligt die Mittel - so lautete anschließend der Tenor. Gerardo Seoane hätte sich zwar etwas mehr Ballaktionen seiner Mannschaft gewünscht, stellte aber auch unmissverständlich klar, dass es halsbrecherisch gewesen wäre, gegen Bayer mitspielen zu wollen.
Eine Woche später in der Allianz-Arena traten die Borussen zwar nicht gänzlich anders im Hurra-Stil auf, aber im 4-1-4-1 waren sie schon in etwas anderer Weise gestaffelt, als im 5-3-2. Auch die Statik des Spiels war eine andere - unter dem Strich kamen die Fohlen auf immerhin 44 % Ballbesitz und einer der elf Torschüsse fand den Weg ins Ziel. Objektiv gesehen spielte Gladbach in München besseren Fußball, stand aber am Ende mit leeren Händen da.
Das Spielglück war zunächst auch in München vorhanden
Die Schlussfolgerung, dass das mit dem geparkten Bus auch in München das bessere Konzept gewesen wäre, steht allerdings auf wackeligen Beinen. »Letzte Woche hatten wir auch schon viele Situationen angeboten und wir hätten uns nicht beklagen dürfen, wenn Leverkusen ein Tor schießt«, verwies Gerardo Seoane auf das Spielglück, das seine Mannschaft beim Punktgewinn in Anspruch nehmen musste.
Das schien zwar auch München zunächst noch im Übermaß vorhanden, als Sané in der Anfangsphase erst die Latte traf und dann eine hundertprozentige Chance vergab. »Es hätte auch ganz anders laufen können, wenn wir da ein Tor bekommen«, mutmaßte Seoane. »Aber die Mannschaft hat sich gefangen, hat besser verteidigt und nicht mehr so viel Raum gegeben. Und mit Ball hat sie sich besser entfaltet.«
»Wir haben verdient ein Tor geschossen«
Nach einer halben Stunde entwickelten die Borussen Gefahr in der gegnerischen Hälfte. »Durch die vier, fünf Aktionen sind wir vielleicht nicht verdient in Führung gegangen, aber wir haben verdient ein Tor geschossen«, umschrieb Seoane den Treffer von Nico Elvedi in der 35. Minute. In der Folgezeit kamen die Bayern sichtlich ins Grübeln und ein wenig keimte die Hoffnung auf, dass der Geschichte mit dem Angstgegner ein neues Kapitel hinzugefügt werden könnte.
Doch der Ausgleichstreffer durch Pavlovic unmittelbar vor dem Pausenpfiff brachte die Bayern wieder in die Spur. Die Borussen verteidigten in dieser Situation nicht mit der letzten Konsequenz und dieses Mal fehlte auch das Glück. »Du kannst nicht erwarten, nach München zu kommen und dem Gegner nichts anzubieten«, sagte Seoane. Trotzdem ärgerlich, dass die Bayern durch den Ausgleich mit Rückenwind in die Kabinen gehen konnten.
Der sonst so zuverlässige Nicolas patzt entscheidend
»In der zweiten Halbzeit haben wir nie das Gesicht verloren und weiter gut verteidigt«, sagte Seoane. Tatsächlich hatte man den Eindruck, als ob die Münchener mit zunehmender Spieldauer ratloser wirkten. »Es war klar, dass da nochmal eine Welle kommt«, erklärte Seoane. Und genau da patzte der sonst so zuverlässige Moritz Nicolas und bekam eine eigentlich harmlose Halbfeldflanke nicht zu packen.
Harry Kane staubte gedankenschnell ab und brachte die Bayern auf die Siegerstraße. Danach zogen sich die Münchener zurück und lauerten auf Kontersituationen. In dieser Phase holten die Borussen zwar in der Ballbesitzstatistik deutlich auf, aber sie blieben offensiv komplett harmlos. Indes hatten sie die bayerischen Konterangriffe relativ gut im Griff.
Eine miserabel verteidigte Freistoßflanke
Umso ärgerlicher, dass die endgültige Entscheidung nach einer Standardsituation fiel. Die Freistoßflanke wurde miserabel verteidigt und de Ligt konnte unbedrängt zum 3:1 einköpfen. »Wir ärgern uns, weil wir es bei den drei Gegentoren besser und konsequenter hätten verteidigen können«, sagte Seoane.
Am Ende waren es die individuellen Fehler, mit denen sich die Borussen selbst um einen greifbaren Punkt brachten. Wirklich enttäuscht haben die Gladbacher in der Allianz-Arena nicht, sondern über weite Strecken im Rahmen ihrer Möglichkeiten ordentlich gespielt. Der Blick geht nun nach vorn: Mit dem Pokalspiel in Saarbrücken und dem Ligaspiel gegen Darmstadt warten zwei Herausforderungen, bei denen die Borussen liefern müssen.