Es bleibt dabei - Borussia Mönchengladbach gibt in der öffentlichen Darstellung ein ziemlich schiefes Bild ab. Daran kann auch das symbolträchtige Benefizspiel gegen die Ukraine, mit dem Borussia viele Spenden und Sympathiepunkte sammelte, nichts ändern. Die Pressekonferenz am Donnerstag sorgte jedenfalls wieder einmal für einiges an Kopfschütteln - bei Fans und Journalisten gleichermaßen.
Positiv ist, dass sich Roland Virkus nach durchaus wackeligen ersten Monaten als Sportdirektor nun etwas sicherer auf dem öffentlichen Parkett bewegt. Dass er vielen weiterhin als zu oberlehrerhaft und patzig erscheint, kann er mit den sehr bemüht kumpelhaften Plattitüden nicht wirklich ausgleichen. Nun gehört es aber auch nicht unbedingt zur Kernkompetenz eines Sportdirektors, als eloquenter Redner zu unterhalten. Er muss vielmehr hinter den Kulissen alles im Griff haben, die Fäden in der Hand halten und strategische Weitsicht beweisen.
Allenfalls eine professionell distanzierte Beziehung
Ob Roland Virkus das macht - und ob er es überhaupt kann - ist selbst für Insider (noch) sehr schwer zu beurteilen. Dafür war er zunächst neben der Einarbeitung in die neuen Aufgaben aufgrund der sportlichen Lage zu sehr als Krisen-Moderator eingebunden. Die wirklich wichtige Arbeit ist die Planung der neuen Saison und da gibt es noch keine belastbaren Fakten. Dass Virkus die Öffentlichkeit nicht in seine Überlegungen einbezieht oder gar Gerüchte kommentiert und Wasserstandsmeldungen abgibt, ist dabei völlig in Ordnung.
Weniger gut ist allerdings der Umgang mit der Trainerfrage. Dass es nach der Saison ein möglicherweise ergebnisoffenes Zukunftsgespräch mit Adi Hütter geben wird, hatte Virkus von sich aus und ohne wirkliche Not zu einem frühen Zeitpunkt publizieren lassen. Natürlich hat das dazu geführt, dass Trainer und Sportdirektor danach unter besonderer Beobachtung standen. Wie entwickelt sich das Verhältnis, gehen sie gemeinsam voran und welche Zwischentöne gibt es? Nimmt man die Eindrücke und addiert die eine oder andere Information aus dem näheren Umfeld hinzu, so sieht es nach einer allenfalls professionell distanzierten Beziehung zwischen Trainer und Sportdirektor aus.
»Wir wollen das, alles andere besprechen wir«
Das an sich wäre nicht besorgniserregend, denn Kumpanei gibt es bei Borussia ohnehin genug. Doch zuletzt gab es auch öffentlich immer mehr Hinweise, dass Virkus und Hütter sich wirklich schwer tun, eine gemeinsame Linie zu finden. Hütter sprach zwar davon, dass er einen gültigen Vertrag und keine anderweitigen Pläne habe, aber er hinterließ zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als ob er auch nur annähernd Begeisterung für die anstehenden Herausforderungen entwickeln würde. Die in einem TV-Interview gestellte Frage, ob er die Rückendeckung der Vereinsführung spüre, konnte Hütter nach eigenen Worten »in der Form nicht beantworten«. Und auch am Donnerstag wollte der Trainer dazu nicht mehr sagen.
Ein paar Meter weiter saß Roland Virkus auf dem Podium und drückte sich zur Trainerfrage zunächst wenig souverän um eine Antwort. Letztlich gab er nur die Absichtserklärung ab, mit Hütter in die neue Saison gehen zu wollen und schränkte gleichzeitig ein: »Alles andere besprechen wir«. Im Kontext kann es eigentlich nur darauf hinauslaufen, dass man nach der Saison getrennte Wege geht. Etwas anderes ließe sich in dieser Konstellation nicht mehr vermitteln. Niemand würde es den Borussen abkaufen, wenn Hütter & Virkus plötzlich als das ‘Power-Duo’ auflaufen, die mit Begeisterung den Umbruch ‘wuppen’ und für Aufbruchstimmung oder gar Euphorie sorgen sollen. Ein Schlussstrich erscheint unausweichlich - und könnte gleichzeitig der erste Schritt von Roland Virkus zu einem Sportdirektor mit Profil sein.
von Marc Basten