Nachdreher aus dem Weserstadion

Haarscharf an der nächsten Katastrophe vorbei

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Zum Glück zog Florian Neuhaus in Bremen sein Ding durch (Foto: Stuart Franklin - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach holt in Bremen einen letztlich glücklichen Punkt. Wieder einmal fehlte es den Borussen an Konstanz und Linie, ihr Spiel durchzuziehen. Der ‘Eklat’ um Elfmeterschütze Florian Neuhaus spricht Bände. Genauso wie das Verhalten der Mannschaft nach dem Ausgleich.

Borussia Mönchengladbach ist in Bremen haarscharf an der nächsten Katastrophe vorbeigeschrammt. Eine gute Anfangsphase inklusive eines cool erzielten Führungstreffers durch Robin Hack reichte erneut nicht aus, um aktiv im Spiel zu bleiben und einen wahrlich nicht starken Gegner zu besiegen.

»Wir machen das Tor, hatten Umschaltchancen, ziehen uns dann aber zurück. Warum auch immer. Es wäre wichtig gewesen, dass wir drauf bleiben«, schilderte Florian Neuhaus später seine Eindrücke, die er von der Bank aus gewonnen hatte. »Wir hatten nicht so viele klare Abläufe vorne, deswegen konnte Bremen immer relativ leicht raus spielen«.

Bremen wurde der Ausgleich auf dem Silbertablett serviert

Die Passivität wurde noch vor der Pause bestraft - der Ausgleich war ein Musterbeispiel für die Defizite dieser Mannschaft. Elvedis unnötig kompliziertes Anspiel auf Scally, dessen technische Mängel und in der Folge die trägen Reaktionen von Koné, Weigl, Elvedi und Scally - den alles andere als zwingend agierenden Bremern wurde das Tor auf dem Silbertablett serviert. 

Der Führungstreffer der Werderaner resultierte aus einem Eckball, den es eigentlich nicht hätte geben dürfen, denn ein Bremer war zuvor zuletzt am Ball. Bei den vorangegangenen Ecken musste man sich schon etwas über die Einteilung wundern, denn Rocco Reitz nahm sich dem 1,98 Meter großen Woltemade an. Das war ein echtes Missmatch, aber Reitz war zumindest so nah am Gegenspieler, dass er diesen jeweils ausreichend stören konnte. 

Koné schläft beim Eckball vor sich hin

Dieses Mal postierte sich Reitz weiter vorne im Halbraum, wo bei den vorherigen Ecken Koné gestanden hatte. Der wiederum orientierte sich auf die Reitz-Position, schlief jedoch vor sich hin, während Woltemade gänzlich ungestört anlaufen und den Ball aus kurzer Distanz wuchtig einköpfen konnte. Erneut also ein leichtfertiger Konzentrationsfehler, durch den die Borussen auf die Verliererstraße gerieten. 

Dass man bis zur Schlussminute im Spiel blieb, war weniger der Umstellung auf Viererkette und den Wechseln zu verdanken, sondern vielmehr dem Versäumnis der Bremer, mit dem dritten Tor für die Entscheidung zu sorgen. Borussias Drängen auf den Ausgleich wirkte wenig planvoll und so brauchte es den Zufall, dass Čvančara den Ball an die Hand von Friedl schoss und der Schiedsrichter gemeinsam mit dem VAR diese 50:50-Entscheidung zugunsten der Borussen fällte. 

Seoane stinksauer auf Neuhaus

Was sich um diesen Elfmeter herum bei den Borussen abspielte, war allerdings in vielerlei Hinsicht befremdlich. Neuhaus schnappte sich den Ball, obwohl er nicht als Schütze vorgesehen war. Weigl trollte sich zügig, Čvančara blieb hartnäckiger, aber Neuhaus konnte nicht umgestimmt werden. An der Seitenlinie war Seoane stinksauer und auch in der anschließenden Pressekonferenz prangerte er an, dass Neuhaus sich nicht an die Vorgaben gehalten habe.

Dieses offen ausgetragene Missverhältnis zwischen Seoane und Neuhaus lässt natürlich viel Interpretationsspielraum zu, wie es um das Innenverhältnis zwischen Trainer und Mannschaft bestellt ist. Seoane erklärte den Stammplatzverlust von Neuhaus mit nicht ausreichenden Trainingsleistungen, auch weil Neuhaus immer wieder gesundheitliche Probleme habe. Selbst die Läufe, welche die Einwechselspieler kurz nach dem Schlusspfiff noch absolvieren, hätte er aufgrund von Schmerzen nicht mitmachen können. Derweil behauptete Neuhaus, es gehe ihm gut und er sei auch nicht verletzt. 

Nicolas verhindert die nächste Vollkatastrophe

Im Theater um den Elfmeter ging eine andere Situation etwas unter, die sich unmittelbar danach abspielte. Denn wie schon in Sinsheim vor zwei Wochen waren die Borussen kurz davor, den glücklichen Last-Minute-Ausgleich erneut zu verdaddeln. Wieder war man bei Bremer Ballbesitz weit aufgerückt und erneut führte ein langer Ball fast ins Verderben. Elvedi ließ sich von Romano Schmid ganz billig verladen und ermöglichte so eine Hereingabe in den Gladbacher Strafraum, wo Lainer gegen zwei Bremer im Kopfballduell chancenlos war. 

Nur dem Doppel-Reflex von Nicolas war es zu verdanken, dass es nicht zur erneuten Vollkatastrophe kam. Diese Sequenz stellte nochmals nachdrücklich unter Beweis, wie lernresistent diese Mannschaft ist und dass alle drei Kreuze machen müssen, wenn man in dieser Saison dem Abstieg so gerade noch entkommen kann. Zum Glück hatte wenigstens Florian Neuhaus den Mut, Verantwortung zu übernehmen und sein Ding durchzuziehen. 

 


von Marc Basten
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