Einzelkritik: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 1:3 (1:0)

Ein Meilenstein in Richtung Klassenerhalt

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Nach dem Ausgleich durch Itakura kippte das Spiel (Foto: Stuart Franklin - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach gewinnt auswärts, dreht einen Rückstand und verspielt einen Vorsprung nicht - das 3:1 in Wolfsburg war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich und bedeutet einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Der erste Ball auf sein Tor war gleich drin - beim platzierten Schuss von Baku war der Schweizer ohne Abwehrchance. Ernsthaft geprüft wurde er im weiteren Verlauf bei einem Freistoß von Svanberg, den er etwas unkonventionell abwehrte. Nach der Pause gab es zwei, drei Pflichtbälle, bei denen sich der Kapitän keine Blöße gab. Seine beste Tat auf der Linie war der Reflex beim Behrens-Kopfball tief in der Nachspielzeit. Bemerkenswert war Omlins ‘Fußarbeit’: Gleich mehrfach wagte er ein nicht gänzlich risikoloses Dribbling gegen einen attackierenden Wolfsburger, welches er jeweils sehr souverän ausführte und fehlerfrei weiterspielte. Note 2,0.

Stefan Lainer: Als rechter Verteidiger einer Fünferkette mit der klaren Aufgabe, sich bei gegnerischem Ballbesitz weit zurückziehen und den Fokus auf die Defensive zu legen. Das machte Lainer weitestgehend aufmerksam. Der 31-Jährige tauchte bei eigenen Angriffen im gegnerischen Strafraum auf, ohne dabei in Abschlussposition zu kommen, kam aber stets rechtzeitig wieder zurück in die Grundordnung. Nach der Pause wurde seine technischen Schwächen bei mehreren Offensivaktionen deutlich. Allerdings war er mit seiner Galligkeit und Wehrhaftigkeit in der Defensive ein wichtiger Faktor, um die Führung zu sichern. Note 3,5. 

Marvin Friedrich: Rückte überraschend als rechter Innenverteidiger in der Fünferkette in die Startformation. Zuletzt begann Friedrich beim bis dahin letzten Saisonsieg gegen Bochum. Beim frühen Gegentor kam er zu spät, um Bakus Schuss noch zu blocken. Im weiteren Verlauf war er zweimal rechtzeitig zur Stelle, um brenzlige Situationen zu entschärfen. Eine unglückliche Aktion des 28-Jährigen gegen Wimmer brachte Wolfsburg einen Freistoß in aussichtsreicher Position. Friedrich erledigte seinen Job solide, im Aufbau unter Bedrängnis machte er keine dummen Sachen, sondern schlug den Ball im Zweifel risikolos lang. Note 3,5.

Nico Elvedi: Nach seinem lethargischen Auftritt zuletzt gegen Freiburg wirkte der Schweizer deutlich wacher. Er war präsenter und klarer in der Zweikampfführung, auch wenn er beim 0:1 nicht mit der letzten Konsequenz hinging, als er auf die verwaiste linke Seite hinaus gerückt war. Danach verteidigte Elvedi einige Male aufmerksam, als er mit gutem Timing vorstieß, den Ball eroberte und sich einmal auch gut mit nach vorne orientierte. Allerdings unterliefen ihm auch zwei, drei Fehlpässe, ohne dass er vom Gegner unter Druck stand. Auch im zweiten Durchgang erledigte der 27-Jährige seinen Job als zentraler Innenverteidiger der Dreierkette seriös. Note 3,5.

Maximilian Wöber: Als linker Innenverteidiger in der Dreierkette war der Österreicher zunächst nicht wirklich gut im Spiel. Das Timing passte mehrfach nicht, auch die Abstimmung mit Netz ließ zu wünschen übrig. So waren beide vor dem 0:1 aufgerückt und nicht in der Lage, Tiago Tomáš zu stören. Kleinere Unsauberkeiten schlichen sich im Spiel von Wöber ein, ehe er sich im weiteren Verlauf stabilisierte. Sein Kopfball nach Honorat-Ecke, der knapp am langen Pfosten vorbeiflog, war die klarste Torchance in der ersten Halbzeit. Nach der Pause setzte der 26-Jährige hauptsächlich mit seinem kämpferischen Einsatz, aber auch seiner Gestik in Richtung der Kollegen, wichtige Zeichen. Körperlich ging Wöber ans Limit - zweimal musste er behandelt werden. Note 3,5.

Luca Netz: Kam nicht gut in die Partie, weil Wolfsburg Gladbachs linke Seite bevorzugt bespielte und die defensiven Defizite von Netz frühzeitig offenkundig wurden. Beim 0:1 war er nicht zur Stelle und in mehreren Situationen wurden Abstimmungsprobleme mit Wöber deutlich. Wie sich Netz in Minute 18 im Laufduell mit Baku einfach abkochen und wegdrücken ließ, war haarsträubend. Immerhin konnte er einige Akzente im Spiel nach vorne setzen. Ein Dribbling gegen drei Gegenspieler war sehenswert, allerdings lief er sich auch zweimal etwas eindimensional fest. Nach der Pause wusste Netz mit einigen Pässen, die er mit einer guten Schärfe spielte, zu gefallen. So war er auch beim Ausgleichstreffer mit dem Zuspiel auf Itakura beteiligt. Note 3,5.

Ko Itakura: Dieses Mal als zweiter Sechser neben Weigl aufgeboten, was in Bezug auf die defensive Stabilität sinnvoll und eigentlich überfällig war. Allerdings hatte der Japaner zunächst ein paar Probleme, die richtige Balance zu finden. Allmählich fand er sich besser zurecht und wählte die Momente bedachter, in denen er vorstieß, um zu stören. Ein aufmerksamer Ballgewinn von Itakura führte zu einer Chance für Plea. Nach der Pause sorgte der 27-Jährige mit seinem Ausgleichstreffer für die Wende im Spiel. Der Schuss war eher aus der Not heraus geboren und wäre vermutlich auch nicht übermäßig gefährlich geworden, doch weil Jenz den Ball entscheidend abfälschte, schlug er im Wolfsburger Tor ein. Zwanzig Minuten vor Schluss machte Itakura Platz für Reitz. Note 3,5.

Julian Weigl: Bekam mit Itakura endlich einen Sechser an seine Seite gestellt. Das führte zu einer größeren Stabilität, auch wenn es beim 0:1 nach sieben Minuten nicht danach aussah. Zu diesem Zeitpunkt fehlte es noch an Abstimmung zwischen Weigl und Itakura, sodass Baku den Raum ungestört nutzen konnte. Mit zunehmender Spieldauer harmonierte Weigl besser mit Itakura und konnte sich auch mal wieder der Spielgestaltung widmen. Mit drei, vier richtig guten Pässen zeigte der 28-Jährige seine eigentlichen Qualitäten. Sein Ballgewinn mit anschließendem Zuspiel auf Reitz stand an der Basis des dritten Tores. Note 3,5.

Franck Honorat: Hatte in der dritten Minute die erste Chance des Spiels, als er nach einem starken Antritt abzog, aber genau auf die Handschuhe des Wolfsburger Torhüters zielte. Im ersten Durchgang konnte er mehrfach im Ansatz Gefahr ausstrahlen - die finale Aktion blieb jedoch aus. Bis auf eine Ecke waren seine Standards dieses Mal ungefährlich - zwei Freistoßhereingaben aus dem Halbfeld waren sogar regelrecht verschenkt. Nach der Pause tauschte er die Seite mit Ngoumou, war an der Entstehung des Ausgleichs beteiligt und bediente Ngoumou vor dem 2:1. Nach Ngoumous Auswechslung rückte der 27-Jährige wieder auf die rechte Seite. Er blieb Borussias auffälligster Offensivspieler. Note 2,5.

Alassane Plea: Gab sein Startelfcomeback nominell als Mittelstürmer, aber natürlich mit einem anderen Schwerpunkt als ein ‘Wandspieler’ wie Jordan. Plea deutete mit einigen guten Pässen und Weiterleitungen seine außergewöhnlichen Fähigkeiten an - auch beim Angriff zum 2:1 war er mit seinem Direktzuspiel auf Honorat entscheidend beteiligt. Die fußballerische Komponente bei Borussia war durch das Mitwirken von Plea auf einem höheren Level. Er selbst hatte eine Chance nach Ballgewinn von Itakura, als er aus spitzem Winkel am Wolfsburger Torwart hängenblieb. Allerdings fehlte dem 31-Jährigen noch erkennbar an Frische und Dynamik, wodurch er in engen Situationen einige Male den Kürzeren zog. Dass er bis zur 82. Minute durchhielt, kam unerwartet. Note 3,0

Nathan Ngoumou: Stand überraschend in der Startelf, konnte seine Nominierung aber zunächst nicht rechtfertigen. Er wirkte bei seinen Offensivaktionen harmlos und ohne Durchsetzungsvermögen. In der Rückwärtsbewegung war er zwar dabei, ohne jedoch mit Nachdruck in die Zweikämpfe zu gehen. Nach der Pause auf rechts wirkte er besser aufgehoben und erzielte mit einer unerwarteten Coolness den Führungstreffer. Danach war Ngoumou bei drei guten Konterangriffen involviert, schoss einmal unüberlegt über das Tor, bekam sein Tempo nicht auf den Rasen und wirkte schon nach einer Stunde richtiggehend platt. Auch wenn er zuletzt nicht ganz fit war, so überraschte es schon, wie früh die Luft raus war. In der 70. Minute wurde er von Hack abgelöst. Note 3,5.

Robin Hack (70. Minute für Ngoumou): Fügte sich mit einem Lauf in die Tiefe und anschließendem Kopfball, der an die Latte klatschte, spektakulär in die Partie ein. Danach fleißig, aber in einigen Aktionen am Ball etwas unglücklich. Ohne Note. 

Rocco Reitz (70. Minute für Itakura): War sofort drin im Spiel und legte mit einem gekonnten Lupfer für Hack auf, dessen Kopfball an die Latte ging. Mit seinem Tor zu 3:1 sorgte Reitz für die Entscheidung. Er hatte den Spielzug mit dem Pass auf Čvančara mit inszeniert und vollendete nach Arnolds verunglückter Klärungsaktion überlegt und technisch sauber. Ohne Note. 

Tomáš Čvančara (82. Minute für Plea): Strahlte mit seiner Körperlichkeit eine gewisse Bedrohung aus, auch wenn die Ballbehandlung nicht ganz sauber war. Mit seiner Hereingabe von rechts bereitete Čvančara das dritte Tor eher glücklich vor. Ohne Note. 

Joe Scally (88. Minute für Netz): Kam für die letzten Minuten als zusätzlicher Kopfballspieler, nachdem Wolfsburg zum Ende hin vermehrt mit hohen Bällen agierte. Es blieb bei einem Ballkontakt für Scally. Ohne Note. 

Jordan (88. Minute für Honorat): Auch Jordan war vornehmlich in der Defensive beschäftigt und half, die letzten Minuten schadlos zu überstehen. Ohne Note. 

 


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