Einzelkritik: Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 2:4 (2:2)

Pleas Sahnetag im Weserstadion

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Der Mann des Tages und seine treuen Begleiter (Foto: Joern Pollex - Getty Images)

Mit drei Toren und einem Assist war Alassane Plea natürlich der Mann des Tages beim 4:2-Sieg von Borussia Mönchengladbach bei Werder Bremen. Wie sich die anderen Borussen präsentiert haben, ergibt sich aus der Einzelkritik:

Jonas Omlin: Verlebte zunächst einen vergleichsweise ruhigen Nachmittag, weil die Bremer ihn nicht forderten. Beim Lattenschuss von Jung wäre Omlin wohl geschlagen gewesen, ansonsten wurde es nicht ernsthaft gefährlich. Den Spielaufbau erledigte der Schweizer zügiger als zuletzt, wobei die Passquote bei den langen Bällen lediglich 25 % betrug. Dass die Bremer zum Anschlusstreffer kamen, muss man Omlin mit anlasten, weil er die Mauer beim Freistoß ungenügend postiert hatte. Die Lotterie beim Elfmeter verlor er gegen Silva, der zum Ausgleich traf. Nach der Pause hatte der 31-Jährige eine auffällige Aktion, als er nach einem langen Ball außerhalb des Strafraums  mutig und gut per Kopf klärte. Alsdann setzte sich Omlins unglaubliche Unglückssträhne unerbittlich fort - zwanzig Minuten vor dem Ende signalisierte er eine Leistenverletzung und musste ausgewechselt werden. Note 3,5.

Joe Scally: Kam gut in die Partie, schob das Spiel auf der rechten Seite schwungvoll mit an und kombinierte gefällig mit. Ganz stark war Scallys Klärungsaktion auf der linken Seite, als Bremen im Anschluss an eine Gladbacher Freistoßflanke einen Konter fuhr, Scally aber das Laufduell gegen Agu gewann. Danach häuften sich die Unsauberkeiten bei der Ballbehandlung - ein einfacher Ballverlust gegen Schmid blieb zum Glück ohne Folgen. Anders war es in der 43. Minute, als Scally sich in der eigenen Hälfte festdribbelte und Bremen den Umschaltangriff ermöglichte, der zur Elfmetersituation führte. Im zweiten Durchgang hielt sich der 22-Jährige offensiv weitestgehend zurück, vermied das Risiko und verteidigte solide. Note 3,5.

Ko Itakura: Kehrte erwartungsgemäß nach abgelaufener Gelbsperre zurück in die Startelf und wartete mit einer konzentrierten und seriösen Leistung auf. Itakura ging in den richtigen Momenten mit der nötigen Konsequenz in die Zweikämpfe, blockte in der Bremer Drangphase einige Male und behielt Ruhe und Übersicht. Den Angriff zum 3:2 kurz nach der Pause leitete der 28-Jährige mit einem gewonnen Kopfball ein. Im Aufbauspiel versuchte es der Japaner mit dem einen oder anderen riskanteren Pass, ohne leichtsinnig zu agieren. Bei einem Angriff ging Itakura mit nach vorn, während Weigl hinten absicherte. Solche Varianten könnte es durchaus öfter geben. Note 2,5. 

Nico Elvedi: Hatte zu Beginn an der Seite von Itakura alles im Griff, stellte sich Burke entscheidend in den Weg und klärte einmal ganz stark gegen Silva, wobei in dieser Szene auf Abseits des Angreifers entschieden wurde. In der Phase vor dem Seitenwechsel wirkte der Schweizer leicht desorientiert, ohne dass ihm ein grober Fehler unterlief. Das war allerdings nach der Pause der Fall, als Stage an die Latte köpfte. Elvedi hatte die Situation falsch eingeschätzt und sich viel zu spät in Richtung des Bremers orientiert. Im weiteren Verlauf klärte der 28-Jährige noch einige Male aufmerksam. Der Schweizer war der Spieler mit den meisten Ballaktionen und wartete mit einer gewohnt hohen Passquote von 96 % auf. Note 3,0.

Lukas Ullrich: Startete schwungvoll in die Partie, war sicher am Ball und leitete mit seinem Chippass auf Hack die Elfmetersituation ein. In der Defensive hatte er mit Kaboré ein paar Schwierigkeiten, die jedoch zunächst folgenlos blieben. Anders war es bei dem komplett unnötigen Foul von Ullrich an Kaboré, als beide Richtung Außenlinie liefen, nachdem Ullrich zuvor einen Schuss geblockt hatte, und Ullrich seinen Kontrahenten plump niederdrückte. Dass der VAR daraus einen Elfmeter konstruierte, war doppelt bitter. Wichtig war, dass der 20-Jährige nach seinem Fauxpas bis zu seiner Auswechslung in der 69. Minute unbeirrt weiterspielte. Er wird daraus seine Lehren ziehen. Note 4,0. 

Julian Weigl: Begann mit einer schönen Verlagerung auf Ngoumou und spielte auch im weiteren Verlauf den einen oder anderen öffnenden Pass. Den Angriff zum 2:0 leitete er mit ein und vor dem 3:2 war Weigl mit seinem Vertikalpass auf Hack beteiligt. Kurz danach probierte es der 29-Jährige mit einem Distanzschuss, der über das Tor flog. Im Aufbau ließ sich sich Weigl mehrfach zwischen die Innenverteidiger fallen und verteilte die Bälle.  Die Abstimmung mit Sander auf der Doppel-6 funktionierte, Weigl entschied mehrere konsequent und hart geführte Zweikämpfe für sich. Die Balance zwischen Spielgestaltung und defensiver Organisation war diesmal vorhanden. Nach der Auswechslung von Omlin übernahm Weigl, der einmal mehr der laufstärkste Spieler war, die Kapitänsbinde. Note 2,5.

Philipp Sander: War als emsiger Arbeiter neben Weigl maßgeblich daran beteiligt, Bremer Angriffe im Keim zu ersticken und gleichzeitig das eigene Aufbauspiel zu organisieren. Sander machte keine wilden Sachen, ging kein Risiko ein und blieb über weite Strecken sehr konzentriert und fokussiert. Die Widerstandsfähigkeit des 27-Jährigen in den Zweikämpfen war bemerkenswert - die Bremer hatten sichtlich keine Freude daran, sich mit Sander in den Infight zu begeben. Für das Spektakel war der Ex-Kieler nicht zuständig, aber für das Gesamtgefüge war er ein wichtiger Faktor. Note 3,0.

Nathan Ngoumou: Schlug in der Anfangsphase eine ordentliche Flanke und hatte dann zwei Situationen, in denen er mit Ball am Fuß unnötig früh abbrach. Zum wiederholten Male fehlte Ngoumou das Selbstvertrauen, mit aller Konsquenz zu Werke zu gehen um etwas zu forcieren. Im Kombinationsspiel war der Franzose eingebunden, wobei er den einen oder anderen Pass mit sehr ‘wackeligem’ Fuß spielte. Er selbst hatte eine gute Torchance, als er Zetterer im kurzen Eck nicht überwinden konnte. Auch danach kam der 25-Jährige über Ansätze nicht hinaus und machte in der 69. Minute Platz für Čvančara. Note 4,0.

Alassane Plea: Erhielt wieder den Vorzug vor Stöger, was sich als als absoluter Glücksgriff von Trainer Seoane herausstellen sollte. Mit drei Toren und einem Assist war Plea selbstverständlich der Mann des Tages. Er übernahm die Verantwortung beim Elfmeter und verwandelte sicher, verwertete die Direktabnahme im Strafraum mit etwas Unterstützung des Torhüters zum 2:0 und schlug nach der Pause eiskalt zu, nachdem er im genau richtigen Moment gestartet war und dann im Stile eines Klasse-Stürmers vollendete. Das i-Tüpfelchen war die überlegte Hereingabe auf Kleindienst zum entscheidenden vierten Tor. Auch darüber hinaus spielte Plea eine entscheidende Rolle im Gladbacher Offensivspiel und erledigte auch seine defensiven Aufgaben zuverlässig. Note 1,0. 

Robin Hack: War von Begnn an ein Unruhestifter, mit dem die Bremer ihre Probleme hatten. Allen voran Veljkovic, der Hack bereits nach fünf Minuten im Strafraum foulte. Zwar unterliefen Hack im weiteren Verlauf einige Ballverluste, aber mit seiner Umtriebigkeit blieb er unberechenbar. Mit seiner Flanke, die im Strafraum zu Plea verlängert wurde, war Hack am 2:0 beteiligt. Auch beim Bremer Anschlusstreffer hatte der 26-Jährige seine Füße im Spiel. Beim Versuch, einen eigenen Fehlpass zu korrigieren, verursachte Hack den Freistoß, den Schmid letztlich verwandelte. Kurz nach Wiederanpfiff spielte Hack aus dem Fußgelenk einen perfekten Direktpass in den Lauf von Plea zum 3:2 - das war herausragend. Hack spielte über die komplette Distanz, gewann die meisten Zweikämpfe aller Borussen und hatte auch in der Sprintstatisik mit 37 die Nase vorn. In den letzten Minuten der Partie kam Hack über die rechte Seite. Note 2,0. 

Tim Kleindienst: Erhielt nach einer unnötigen Rangelei beim eigenen Elfmeter in der Anfangsphase eine überzogene Gelbe Karte, deren Auswirkungen großen Einfluss auf die Leistung von Kleindienst und ganz am Ende noch bittere Konsequenzen hatte. Anders als gewohnt konnte Kleindienst nicht mit der letzten Entschlossenheit das Bremer Aufbauspiel attackieren, sodass er nur wenige Balleroberungen zu verzeichnen hatte. Mit einer dieser Balleroberungen -  am eigenen Strafraum - leitete Kleindienst den Angriff zum 2:0 ein. In den Luftduellen war der 29-Jährige wie gewohnt präsent, bei den Zweikämpfen am Boden hielt er sich gezwungenermaßen zurück. In eine gefährliche Abschlussposition kam Kleindienst bis zur 81. Minute nicht, doch dann schlug er nach der Hereingabe von Plea in typischer Mittelstürmer-Manier zu und erzielte seinen 15. Saisontreffer. Wirklich ärgerlich, dass er sich in der Nachspielzeit in einem entschiedenen Spiel für ein vermeintliches Foul in der gegnerischen Hälfte noch die Gelb-Rote Karte einfing. Im Versuch, eine unsaubere Ballannahme zu korrigieren, ging Kleindienst sehr vehement zur Sache. Er war zwar erst am Ball und traf dann den Gegner, aber der Schiedsrichter hatte die Situation anders wahrgenommen. So wird Kleindienst gegen Leipzig fehlen. Note 3,5.

Tomáš Čvančara (69. Minute für Ngoumou): War auf der rechten Seite zwar noch einige Male im Kombinationsspiel involviert, konnte sich aber in seiner hölzern wirkenden Art nicht durchsetzen. Nennenswerte Fehler oder folgenschwere Ballverluste unterliefen Čvančara nicht. Als in der Schlussphase nach der Einwechslung von Friedrich umgestellt wurde, rückte Čvančara in die Mitte. Ohne Note.  

Luca Netz (69. Minute für Ullrich): Ersetzte Ullrich positionsgetreu und beschränkte größtenteils auf die Defensivarbeit. Das erledigte Netz seriös und ohne auffällige Probleme. Ohne Note. 

Tiago Pereira Cardoso (71. Minute für Omlin): Musste nach Omlins neuerlicher Verletzung ‘kalt’ ins Tor, wurde aber nicht kalt erwischt. Ein Schuss flog am Tor vorbei, ansonsten verteidigten seine Vorderleute alles weg, sodass letztlich kein einziger Schuss aufs Tor kam und Pereira Cardoso auch in seinem zweiten (und vermutlich nicht letzten) Bundesligaspiel ohne Gegentor blieb. Ohne Note.  

Marvin Friedirch (84. Minute für Plea): Rückte in die neu gebildete Dreierkette und half in seiner unaufgeregten Art, den Sieg gegen geschlagene Bremer über die Zeit zu bringen. Ohne Note. 

Rocco Reitz (90. Minute für Sander): Gab nach sieben Wochen Pause sein Kurz-Comeback. In den nächsten Wochen dürfte Reitz noch wichtig werden für Borussia. Ohne Note. 

 


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