Jonas Omlin: Kehrte nach Rotsperre zurück ins Tor, wobei ihm der fehlende Rhythmus von Beginn an anzumerken war. Bei der ersten Ecke blieb er, anders als sonst bei so nah vors Tor gezogenen Ecken, auf der Linie, was von wenig Selbstvertrauen zeugt. Als Omlin einen hohen Ball abfing und auf dem Fuß von Burkart landete, knickte er um, konnte aber weiterspielen. Er war extrem viel in den Spielaufbau eingebunden und verschleppte das Tempo einige Male überdeutlich. Insgesamt schlug er 30 (!) lange Bälle, wovon lediglich die Hälfte einen Mitspieler fanden. Das erste Gegentor muss Omlin mit auf seine Kappe nehmen, die beiden weiteren waren zumindest nicht gänzlich unhaltbar (Details im Extra-Artikel). Richtig auszeichnen konnte sich der 31-Jährige nicht. Bei der Parade eines Schusses von Nebel wehrte er den Ball erneut nach vorne ab und hatte Glück, dass der Rebound verpasst wurde. Einen weiteren Distanzschuss hielt er sicher, spielte aber unmittelbar darauf den etwas verunglückten Abschlag aus der Hand, der den Mainzer Angriff zum entscheidenden 3:1 einleitete. Note 4,5.
Stefan Lainer: Ersetzte den gesperrten Scally auf der rechten Seite in seiner typischen Art und Weise. Mit viel Elan ackerte er die Linie wie eine Wühlmaus rauf und runter. Ganz wichtig war ein Block beim Schuss von Mwene (20.), beim Gegentor rannte Lainer hinterher, aber es fehlte letztlich ein halber Schritt, um die Hereingabe zu blocken. Die Chance zum Kleindienst-Kopfball leitete der Österreicher mit einem Ballgewinn ein. Die Abstimmung mit Ngoumou hakte etwas - sowohl im Zusammenspiel als auch bei der Raumaufteilung. Auch nach der Pause sorgte der 32-Jährige trotz einiger Ballverluste für Betrieb auf rechts. Beim Anschlusstreffer reagierte Lainer schnell und hellwach - leider wurde das Spiel kurz darauf endgültig entschieden. Note 3,0.
Marvin Friedrich: Übernahm die Position rechts in der Innenverteidigung für den gesperrten Itakura und lieferte eine mehr als ordentliche Partie ab. Über weite Strecken machte es Friedrich gegen Burkart herausragend, weil er ganz eng am Mann war und diesen bei der Ballannahme mit genau der richtigen Mischung aus Aggressivität und Geschick störte. Da machte Burkart keinen Stich. Problematischer wurde es bei den wenigen Aktionen, in denen Burkart etwas Raum hatte und aufziehen konnte. In diesen Momenten wurden Friedrichs Geschwindigkeitsnachteile deutlich - so auch vor dem 0:1, als er bei der plötzlichen Tempoverschärfung nicht mithalten konnte. Nach der Pause leistete er sich zwei kleinere, folgenlose Wackler. Dennoch muss man vor der Gesamtleistung von Friedrich den Hut ziehen - er war an diesem Abend der beste Borusse. Note 2,5.
Nico Elvedi: Machte ein unaufgeregtes Spiel, bei dem er einige Male gut auf die linke Seite rausrückte und Räume schloss. In direkte Zweikämpfe wurde er kaum verwickelt. Beim 0:1 hätte Elvedi mit etwas besserer Intuition am Mann sein können, doch so stand er leicht verloren im Raum und konnte den Schuss nicht blocken. Das 0:2 muss sich der Schweizer ankreiden lassen. Er erfasste rechtzeitig, dass Amiri den Lupfer spielte, doch sein schlechtes Timing und dass er gar nicht mitsprang, waren schließlich ursächlich für Kohrs Treffer. Der 28-Jährige hatte die meisten Ballaktionen und brachte 90 seiner 94 Pässe an den Mann. Das waren allerdings fast ausschließlich risikolose Kurzpässe. Note 4,0.
Lukas Ullrich: Versteckte sich auf dem Weg nach vorn keineswegs und bot einige Tiefenläufe an, ohne dass er angespielt wurde. Am Ball agierte der 20-Jährige einige Male etwas fahrig, ohne dabei schwerwiegende Fehler zu machen. Beim 0:1 war er zwar zur Stelle, fälschte den Schuss von Nebel jedoch unglücklich ab. Nach der Pause passte auf links die Aufteilung nicht wirklich, denn Ullrich wurde mehrfach von zwei Mainzern angelaufen. Im Offensivspiel war er kein Faktor mehr. Auch wenn ihn Seoane dazu aufforderte, bei eigenen Angriffen mehr nach vorne zu schieben, hielt sich Ullrich sehr zurück. In der 74. Minute wurde er von Netz abgelöst. Note 4,0.
Philipp Sander: Hatte zwar vereinzelt leichte Unsauberkeiten im Passspiel, machte es aber insgesamt recht ordentlich im defensiven Mittelfeld. Die Zweikampfführung war gut, auch in den Luftduellen hielt Sander dagegen. Seine Halbfeldflanke führte zum Lattenkopfball von Kleindienst. Vor dem 0:1 rutschte er aus, was Mainz ermöglichte, den schnellen Umschaltangriff zu starten. Auffällig, dass Sander nicht der einzige Borusse war, der offensichtlich nicht die optimale Schuhwahl getroffen hatte. In diesem Fall hatte dies bittere Folgen. Beim 0:2 lief er gemeinsam mit Elvedi und Kleindienst zurück, ohne den Ball oder Kohr zu erreichen. Im weiteren Verlauf spielte Sander noch einen guten Pass auf Hack, ehe er in der 74. Minute für Fukuda Platz machte. Note 3,5.
Julian Weigl: War gewohnt laufstark (12,4 Kilometer) und wartete mit einer Passquote von 94 % auf. Dabei waren zwar auch fünf erfolgreiche lange Pässe, aber auch viele Quer- und Rückpässe. Im Aufbauspiel fehlten Weigl gegen die mannorientiert anlaufenden Mainzer oftmals die Lösungen, sodass es oft zurück zu Omlin ging und der den Ball nach vorn schlug. In diesen Phasen muss von einem Sechser mehr fußballerischer Input kommen. Nach der Pause leistete sich Weigl gleich zwei Unsauberkeiten am Ball hintereinander, woraus das Foul von Stöger vor dem Freistoß zum 0:2 resultierte. Seine fehlende Dynamik war auch vor dem 1:3 zu sehen, als er nur einfachen Begleitschutz lieferte und nicht in den Zweikampf kam. Durch einen mitlaufenden Weigl bekommt kein ballführender Gegner Stress und wird nicht zu Fehlern gezwungen. Auch wenn Weigl in der Schlussphase auf rechts noch zwei ‘Wut-Zweikämpfe’ erfolgreich bestreiten konnte, war es unter dem Strich keine adäquate Leistung. Note 4,5.
Nathan Ngoumou: Hatte wenig Raum zur Verfügung, um seine Schnelligkeit auszunutzen. Die wenigen Gelegenheiten, auch mal mit Ball gegen mehrere Mainzer an oder in den Strafraum zu sprinten, um etwas zu forcieren, brach er relativ mutlos schon im Ansatz ab. Letztlich spielte Ngoumou zwei gute Pässe, ansonsten war er kein Faktor. Im Kombinationsspiel unterliefen ihm unter Druck mehrere leichte Ballverluste und auch seine Passquote (67 %) war unterdurchschnittlich. Die Abstimmung des 24-Jährigen mit Lainer war nicht sonderlich gut und fünf Minuten vor dem Ende wurde er durch Debütant Pesch ersetzt. Note 4,5.
Kevin Stöger: Stand etwas überraschend für Plea in der Startelf, konnte die Nominierung gegen seinen Ex-Klub jedoch nicht rechtfertigen. Seine Ideen versandeten oft schon im Ansatz, wobei man auch die starke Defensivarbeit der Mainzer hervorheben muss, die Stögers ‘Spieltrieb’ konsequent eindämmten. Nach Zuspiel von Kleindienst hatte Stöger eine sehr gute Chance, verzog aber unerklärlich überhastet mit rechts. Kurz vor der Pause ging der 31-Jährige nach vorherigem Gezerre und etwas ‘Trash-Talk’ mit Kohr zu offensichtlich theatralisch zu Boden - auch wenn Kohr ihn tatsächlich geschlagen hatte. Kurz nach dem Seitenwechsel unterlief Stöger das Foul, das den Freistoß zum 0:2 zur Folge hatte. Acht Minuten später wurde er gegen Plea ausgewechselt. Note 4,5.
Robin Hack: War emsig und versuchte mehrfach, mit Antritten von links ins Halbfeld etwas zu kreieren. Dabei war der 26-Jährige bisweilen zu hibbelig und verlor den Faden. Dennoch ist hervorzuheben, dass er zumindest vereinzelt für Überraschungsmomente im ansonsten sehr statischen und trägen Gladbacher Offensivspiel sorgen konnte. Sein Schuss aus sehr weiter Distanz verfehlte das Tor, später hatte er eine gute Torchance, scheiterte aber unter Bedrängnis mit links an Zentner. Eine weitere Gelegenheit wurde zur Ecke geblockt. Mit seiner Halbfeldflanke leitete Hack das 1:2 ein. Das war seine letzte Aktion, denn er musste direkt danach für Neuhaus weichen. Note 3,5.
Tim Kleindienst: Kein gutes Spiel des Nationalspielers, der als Anspielstation der vielen langen Bälle nur wenig bewirken konnte. Seine Ballbehandlung war weit entfernt von einer Selbstverständlichkeit. Untermauert wird dies von der Passstatistik - nur 10 seiner 25 Pässe kamen an. Zugutehalten muss man Kleindienst, dass er kaum mal vernünftig im Strafraum bedient wurde. Die einzige brauchbare Flanke kam von Sander und den folgenden Kopfball von Kleindienst schmiss sich Zentner fast ins eigene Tor. Gelungen war Kleindiensts Vorarbeit für Stöger, der die Chance vergab und vor dem 1:2 irritierte er Zentner zumindest so, dass dieser den Ball fallen ließ. Ansonsten war der 29-Jährige nur beim Defensivkopfball ein Faktor, wobei auch er beim 0:2 die Situation unterschätzte. Besonders auffällig war jedoch, dass Kleindienst deutlich weniger aggressiv beim Anlaufen war als üblich und kaum mal einen Zweikampf suchte. Note 4,5.
Alassane Plea (56. Minute für Stöger): Mit ihm bekamen die Angriffe eine Prise mehr Struktur, aber schlussendlich brachte auch Plea keine wirkliche Wende. Vor dem 1:3 konnte er den Omlin-Abschlag nicht kontrollieren, woraus der entscheidende Treffer entstand. Ohne Note.
Luca Netz (74. Minute für Ullrich), Shio Fukuda (74. Minute für Sander) und Florian Neuhaus (74. Minute für Hack) kamen unmittelbar nach dem Anschlusstreffer, doch jegliche Euphorie wurde kurz darauf mit dem 1:3 im Keim erstickt. Ohne Note.
Noah Pesch (85. Minute für Ngoumou): Gab in den Schlussminuten auf der rechten Seite sein Bundesligadebüt. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de