Tiago Pereira Cardoso: Feierte sein Bundesligadebüt und zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen mit einer sauberen Leistung zurück. Zu Beginn wirkte der 18-Jährige noch leicht nervös und spielte zwei, drei ungenaue Bälle. Danach wurde er sicherer, allerdings wurde er von den harmlosen Heidenheimern auch nicht wirklich gefordert. Kurz vor der Pause wurde er erstmals ernsthaft geprüft, als er bei einem Distanzschuss von Mainka rechtzeitig unten war und den Ball zur Ecke lenkte. Beim Lattenfreistoß hatte Pereira Cardoso etwas Glück, ansonsten löste er die ihm gestellten Aufgaben ohne Probleme. Einen noch leicht abgefälschten Schuss von Gimber hielt er sicher fest. Am Ende durfte er sich über eine gelungene Bundesligapremiere freuen. Kompliment an Gerardo Seoane, dass er den Mut hatte, auf den Youngster zu setzen und eine Bestätigung für die gute Arbeit, die Pereira Cardosos langjähriger Torwarttrainer Marcin Skowronek geleistet hat. Note 3,0.
Joe Scally: Sah bereits in der 6. Minute die Gelbe Karte für ein taktisches Foul an der Mittellinie. Da es die fünfte Verwarnung in der laufenden Saison war, wird Scally im Heimspiel gegen Mainz gesperrt fehlen. Von der Vorbelastung ließ sich Scally nicht beeindrucken und kam ohne ein weiteres Foul aus, während er gleich dreimal von den Heidenheimern gefoult wurde. Der US-Amerikaner klärte mehrfach aufmerksam und schaltete sich ins Kombinationsspiel ein. So war er am 2:0 mit einem Anspiel auf Ngoumou beteiligt. Als die Gastgeber mehr Druck entwickelten, hatte Scally auf seiner Seite ein paar Probleme, die aber folgenlos blieben. Bei der Entstehung des vermeintlichen 4:0 war der 22-Jährige involviert, stand jedoch knapp im Abseits, sodass der Treffer von Hack keine Anerkennung fand. In der 78. Minute machte er Platz für Lainer - auch weil er laut Aussage von Seoane unter der Woche nur eingeschränkt trainieren konnte. Note 3,0.
Ko Itakura: Hatte gemeinsam mit Elvedi in der Innenverteidigung alles im Griff und lieferte eine konzentrierte Leistung ab. Im Spielaufbau war der Japaner sehr sicher - lediglich drei lange Bälle fanden keinen Abnehmer. In den Zweikämpfen packte er zu, wenn es nötig wurde. Unnötig war dagegen ein Gerangel mit Gimber, was ihm die 5. Gelbe Karte und damit eine Sperre gegen Mainz einbrachte. Die Heidenheimer reklamierten nach einem Zweikampf mit Scienza vehement Strafstoß, doch glücklicherweise bewertete der VAR den leichten Kontakt als nicht ausreichend und bestätigte die Entscheidung des Schiedsrichters, das Spiel weiterlaufen zu lassen. Den Rest der Partie wickelte Itakura gemeinsam mit den Kollegen routiniert ab, nach der Umstellung auf Fünferkette übernahm er die mittlere Position der drei Innenverteidiger. Note 3,0.
Nico Elvedi: Machte ein nahezu fehlerloses Spiel - lediglich ein Versuch, lang zu spielen, missriet. Ansonsten fanden alle Anspiele des Schweizers einen Abnehmer. In den Zweikämpfen war er aufmerksam, mehrfach blockte er rechtzeitig und vor allem nach der Pause rückte er einige Male zügig auf links raus, um Netz zu unterstützen. Beim Rebound nach dem Heidenheimer Lattenfreistoß rettete Elvedi ganz stark per Kopf auf der Linie. Es wurde zwar auf Abseits entschieden, doch bei einem möglichen Tor wäre die Entscheidung vielleicht noch korrigiert worden. Mit riskanten Rückpässen hielt sich Elvedi diesmal zurück, sodass er Pereira Cardoso anders als letzte Woche Omlin nicht in Bedrängnis brachte. In der Schlussphase spielte er als linker Innenverteidiger in der Fünferkette. Note 2,0.
Lukas Ullrich: Startete munter in die Partie und schaltete sich immer wieder mit auf dem Weg nach vorn ein. Er kam zwar nicht in die Position, eine Flanke zu schlagen oder selbst zum Abschluss zu kommen, dennoch war er ein belebendes Element auf der linken Seite. Die Abstimmung mit Hack passte und die Aufgaben in der Defensive erledigte der 20-Jährige ruhig und abgeklärt - inklusive eines Kopfballrückspiels auf Pereira Cardoso. In der 24. Minute erhielt er bei einer Aktion am gegnerischen Strafraum im Duell mit Mainka einen Schlag auf den rechten Oberschenkel. Ullrich konnte zwar weiterspielen, wurde aber zur Pause durch Netz ersetzt. Note 3,0.
Julian Weigl: Arbeitete im defensiven Mittelfeld an der Seite von Sander mit der gewohnten Laufbereitschaft - erneut war der Kapitän der laufstärkste Gladbacher. Die Abstimmung mit Sander klappte besser als zuletzt und bis auf die Viertelstunde nach der Pause war das Mittelfeld klar in der Hand der Borussen. Weigl überzeugte mit seinem sicheren Passspiel, mehreren guten Verlagerungen und gelungenen langen Pässen. Der absolute Höhepunkt war das perfekte Anspiel in den Lauf von Hack vor dem 1:0. Da erfasste der 29-Jährige die Situation blitzschnell und sein Pass hatte etwas von einem Kunstwerk. In der letzten halben Stunde, als die Borussen den Ball zirkulieren ließen, war Weigl in seinem Element. Note 2,0.
Philipp Sander: Harmonierte gefällig mit Weigl und ging mit einer gewissen Robustheit zu Werke, die den Heidenheimern gar nicht schmeckte. Mit seiner kantigen Zweikampfführung, manchmal an der Grenze des Erlaubten, zerstörte Sander nicht nur mehrere gegnerische Angriffsversuche, sondern signalisierte dem Gegner gleichzeitig, dass die Borussen vor körperbetontem Spiel keine Scheu haben. Aber auch am Ball machte der 27-Jährige seine Sache ordentlich, auch wenn er einmal bei einem guten Eröffnungspass von Pereira Cardoso schlief. Er spielte mehrere gute Pässe und bei der Entstehung des 2:0 war es entscheidend, dass Sander den Ball erst sicherte und dann, obwohl er wegrutschte, noch auf Scally passen konnte. Er selbst gab einen guten Distanzschuss (25.) ab, der knapp am Tor vorbeiflog. Eine überhastete Direktabnahme im zweiten Durchgang verunglückte Sander allerdings komplett - der Ball flog in Richtung Eckfahne. Note 2,5.
Nathan Ngoumou: Hatte bereits in der ersten Minute eine Möglichkeit, als er nach einer hohen Hereingabe von Hack in der Mitte den Ball knapp verpasste. Sein Tor war extraklasse - er zog in die Mitte und schoss dann nach der kurzen Ablage von Plea technisch höchst anspruchsvoll mit dem rechten Innenrist via Unterkante der Latte in den Knick. Danach merkte man dem 24-Jährigen ein gewachsenes Selbstvertrauen an, als er mehrfach zügig mitkombinierte und sich in Szene setzte. Gleichwohl hatte er auch einige Szenen, in denen er sein eigenes Tempo unterschätzte und zu früh abbrach. Kurz vor der Pause hätte Ngoumou am zweiten Pfosten aus spitzem Winkel treffen können, aber Müllers Wadenbein fälschte den Ball ins Toraus ab. Nach der Pause fehlte ihm bei den Entlastungsangriffen die Präzision, und in der 62. Minute machte er Platz für Friedrich. Note 3,0.
Alassane Plea: Stand erstmals in der Rückrunde in der Startelf und war von Beginn an präsent. Stellenweise wirkte der 31-Jährige überrascht über die Freiheiten, die ihm die Heidenheimer im Rückraum ließen. So konnte sich Plea munter am Kombinationsspiel beteiligen, auch wenn nicht alle seine Ideen aufgingen und der eine oder andere Ball verloren ging. Seine fußballerische Klasse blitzte immer mal wieder auf - nicht zuletzt beim Doppelpass mit Ngoumou vor dem 2:0. Kurz vor der Pause hatte Plea eine Schusschance, traf den Ball jedoch nicht richtig. Nach dem Seitenwechsel war er weniger zu sehen, machte aber die Wege mit nach hinten. Sekunden vor seiner Auswechslung sah Plea für ein leichtes Foul eine zweifelhafte Gelbe Karte. In der 62. Minute übernahm Stöger. Note 3,0.
Robin Hack: War vom Start weg mit einer Menge Elan unterwegs, seine Flanke in der ersten Minute verpasste Ngoumou knapp. Hack zog viele Sprints an und brachte sich mit Tiefenläufen in Position. Das klappte optimal beim 1:0, als er die Situation blitzschnell erfasste und durchstartete. Den perfekten Pass von Weigl nahm Hack sauber mit, hob den Kopf und vollendete eiskalt. Nach einer halben Stunde hatte er rechts vor dem Tor aus spitzem Winkel eine weitere Gelegenheit, bekam aber nicht mehr genug Drive hinter den Ball. Wie gewohnt arbeitete Hack sehr intensiv mit nach hinten, was gerade nach dem Seitenwechsel auch nötig war. Mit seinem Tor zum 3:0 in der 59. Minute entschied der 26-Jährige das Spiel. Der aufs lange Eck geschlenzte Ball geriet zum tückischen Aufsetzer, den Müller dennoch halten musste. Kurz darauf durfte sich Hack nach Vorarbeit von Sander knappe zwei Minuten über einen Dreierpack freuen, ehe der Treffer wegen der Abseitsstellung von Scally wieder einkassiert wurde. Doch auch so war es ein rundum gelungener Tag für Hack, der in der 78. Minute von Čvančara abgelöst wurde. Note 2,0.
Tim Kleindienst: Nahm an alter Wirkungsstätte nur eine Nebenrolle ein. Er wurde von den Ex-Kollegen gut bearbeitet, gleichzeitig gab es aber auch wenig auf Kleindienst zugeschnittene Angriffe der Borussen. Wichtig war in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass man Gladbach nicht automatisch den Stecker zieht, indem man Kleindienst aus dem Spiel nimmt. Der Nationalspieler gab zwar keinen Torschuss ab, war aber dennoch enorm wertvoll. Nicht zuletzt vor dem 1:0, als seine Störaktion ursächlich dafür war, dass Weigl in Ballbesitz kam und seinen Traumpass spielen konnte. Als unermüdlicher Anläufer war Kleindienst ebenso wichtig wie als Kopfball-Magnet bei gegnerischen Standards. Am Ball leistete sich der 29-Jährige einige Stockfehler, spielte aber auch einen schönen Verlagerungsball und legte einige Male gut ab. Auch im Verlauf der zweiten Halbzeit, als es lange Ballbesitzpassagen gab, war Kleindienst involviert. Stark, wie er in der Schlussphase für Čvančara auflegte, der jedoch an Müller scheiterte. Note 3,0.
Luca Netz (46. Minute für Ullrich): Hatte zu Beginn einige Probleme, sich auf der Linksverteidigerposition zurechtzufinden. Es fehlte an Orientierung, aber auch am Timing, in die Zweikämpfe zu gehen - das macht Ullrich deutlich besser. Stark machte Netz es vor dem 3:0, als er erst den Körper gut reinstellte und den Ball abschirmte und dann mit einer wendigen Bewegung den Pass auf Hack spielte. Nach der anschließenden Umstellung auf Fünferkette tat sich Netz leichter, was aber auch damit zu tun hatte, dass Heidenheim keinen richtigen Druck mehr aufbaute. Eine gute Flanke brachte Netz auf Čvančara, der jedoch verzog. Note 3,5.
Kevin Stöger (62. Minute für Plea): War engagiert, forderte viel den Ball und hatte noch einige Ideen, von denen manche jedoch etwas zu kompliziert waren. Letztlich war für ihn aus dem längst entschiedenen Spiel nicht mehr viel herauszuholen. Ohne Note.
Marvin Friedrich (62. Minute für Ngoumou): Rückte als rechter Innenverteidiger in die neu formierte Fünferkette und erledigte unaufgeregt seinen Job. Friedrich war sehr sicher im Passspiel und gab sich auch sonst keine Blöße. Ohne Note.
Stefan Lainer (78. Minute für Scally): Durfte schon mal Spielpraxis sammeln, weil er vermutlich gegen Mainz für den gesperrten Scally beginnen wird. Lainer schlug noch vier Flanken, die jedoch keinen Abnehmer fanden. Ohne Note.
Tomáš Čvančara (78. Minute für Hack): Verzog erst eine Direktabnahme nach Flanke von Netz und hätte nach Vorarbeit von Kleindienst doch noch ein persönliches Erfolgserlebnis feiern können, scheiterte jedoch aus kurzer Distanz an Müller. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de