Einzelkritik: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 1:2 (0:1)

Ein Sieg mit möglicher Signalwirkung

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Borussen feiern in Stuttgart (Foto: Alex Grimm - Getty Images)

Der verdiente 2:1-Erfolg beim VfB Stuttgart kann für Borussia Mönchengladbach eine Signalwirkung haben. Die geschlossene Teamleistung stimmt optimistisch. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Erlebte eine ereignisarme erste Halbzeit und wurde erst nach dem Seitenwechsel ernsthaft geprüft. Bei Führichs Großchance bewies der Schlussmann gutes Stellungsspiel und parierte den Abschluss souverän. Auch in der Schlussphase war der 26-Jährige gegen Führich zur Stelle, als er dessen gefährlichen Versuch aus spitzem Winkel mit einer starken Parade entschärfte. Beim unglücklichen Eigentor von Elvedi war Nicolas zwar in unmittelbarer Nähe, hatte aber keine realistische Chance mehr einzugreifen. Seine Aufgaben im Spielaufbau erledigte er routiniert, wurde aber über die gesamte Spielzeit nicht vor außergewöhnliche Aufgaben gestellt. Note 2,5.

Joe Scally: Der US-Amerikaner hatte zu Beginn das eine oder andere Problem mit Bruun Larsen, der ihn einmal regelrecht düpierte. Mit zunehmender Spieldauer fand der Rechtsverteidiger aber besser in die Partie und überzeugte durch resolute Zweikampfführung. Sowohl am Boden als auch in der Luft - wie bei einer wichtigen Klärungsaktion gegen Woltemade - zeigte sich der 22-Jährige präsent. Bei der Entstehung des Ausgleichstreffers rückte er allerdings etwas zu forsch raus, kam nicht an den Ball und konnte beim folgenden Stuttgarter Angriff nur zuschauen. Auch wenn er bei Ballbesitz mitunter noch zu überhastet agierte, demonstrierte er über weite Strecken Vorwärtsdrang und suchte immer wieder den Weg in die gegnerische Hälfte. Note 3,5.

Ko Itakura: Nach überstandenem Infekt kehrte der Japaner in die Startformation zurück und machte sofort mit seinem exzellenten Aufbauspiel auf sich aufmerksam. Gleich zu Beginn fand sein punktgenauer langer Ball Stöger in aussichtsreicher Position, kurz darauf erreichte ein weiteres präzises Zuspiel Ngoumou auf dem rechten Flügel. Auch seine übrigen drei langen Pässe fanden allesamt einen Mitspieler. Der 28-Jährige überzeugte in seiner defensiven Hauptaufgabe über weite Strecken mit souveräner Zweikampfführung. Einziger Makel war die Entstehung des Gegentreffers, als er Woltemade nicht entscheidend am Zuspiel auf Assistgeber Bruun Larsen hindern konnte. In der Schlussphase behielt Itakura trotz verstärktem Stuttgarter Druck die Übersicht und verteidigte bis zum Ende konzentriert. Note 3,0.

Nico Elvedi: Bildete mit Itakura zunächst ein sicheres Gespann in der Innenverteidigung und überzeugte durch aktives Verteidigungsverhalten. Der Schweizer interpretierte seine Rolle durchaus offensiv, schaltete sich mehrfach ein und rückte dabei bis weit in die gegnerische Hälfte vor. Einen eigenen Fehlpass im Spielaufbau bereinigte er umgehend selbst. Im Passspiel agierte er überwiegend konservativ und überließ die riskanteren langen Bälle seinem Nebenmann Itakura. Besonders unglücklich agierte der 28-Jährige beim Ausgleichstreffer, als er zunächst im Rutschen mit rechts klären konnte, den Ball dann aber mit dem linken Fuß ins eigene Tor bugsierte. Bewies nach diesem Missgeschick aber mentale Stärke und blieb bis zum Schlusspfiff voll fokussiert. In der Nachspielzeit verhinderte er mit einer wichtigen Kopfballabwehr eine letzte gefährliche Situation der Stuttgarter. Note 3,0.

Lukas Ullrich: Der Youngster lieferte sich intensive Duelle mit Leweling, den er zwar nicht komplett ausschalten, aber durch seine aggressive und körpernahe Spielweise mehrfach erfolgreich stören konnte. Der 20-Jährige überzeugte mit seiner wachsamen Zweikampfführung, wobei besonders sein wichtiger Block gegen Bruun Larsen herausstach. In der Offensive demonstrierte Ullrich sein vielversprechendes Potenzial mit dynamischen Vorstößen, auch wenn er sich dabei gelegentlich zu spät vom Ball trennte und so einige Aktionen verpufften. Seine Kombination aus Dynamik und mutigem Offensivdrang macht ihn zu einem echten Aktivposten. Nach der Pause steigerte er sich weiter und setzte mit Flanken sowie einem exzellenten Zuspiel auf Kleindienst Akzente. Beim Siegtreffer bewies er Übersicht, als er trotz eigener Schussmöglichkeit uneigennützig für Kleindienst auflegte. Note 2,0.

Philipp Sander: Ersetzte den verletzten Reitz in der Startformation und machte sich zunächst vor allem durch seine aggressive Zweikampfführung bemerkbar. Der Ex-Kieler störte mit seiner körperbetonten, mitunter grenzwertigen Spielweise erfolgreich den Stuttgarter Spielaufbau im Mittelfeld. Mit Ball am Fuß offenbarte der 26-Jährige einige Schwächen, seine Passquote von 73 Prozent genügt den Ansprüchen auf dieser Position nicht. Einige vermeidbare Ballverluste prägten sein Spiel in der ersten Hälfte. Nach dem Seitenwechsel gelang ihm mit dem präzisen Zuspiel auf Hack eine erste gelungene Offensivaktion. Seine beste Aktion hatte Sander in der 76. Minute, als er sich auf der rechten Seite energisch durchsetzte und eine scharfe Hereingabe spielte, die Kleindienst und Netz im Fünfmeterraum nur knapp verpassten. Note 3,5.

Julian Weigl: Der Kapitän war mit einer Laufleistung von 12,5 Kilometern erneut der fleißigste Borusse und leistete gemeinsam mit Sander wichtige Defensivarbeit im Mittelfeld. Seine erste Torbeteiligung der Saison verbuchte der 29-Jährige beim 1:0, das er mit einem perfekt getimten Pass auf Ngoumou einleitete. Zudem setzte er mit einigen präzisen Seitenverlagerungen Akzente. Im ersten Durchgang schlichen sich jedoch zwei simple technische Fehler ein, die zu Ballverlusten führten. Seine größte Schwäche offenbarte sich beim Gegentor, als er im Sprintduell gegen Bruun Larsen chancenlos war. Auch bei Führichs Großchance wurde Weigls mangelnde Geschwindigkeit deutlich - ein Manko, das ihn für die Absicherung von Kontern hinter einer hochstehenden Abwehr nur bedingt tauglich macht. Positiv dann wieder sein Anteil am Siegtreffer, den er mit seinem klugen Zuspiel auf Ullrich einleitete. Note 3,0.

Nathan Ngoumou: Feierte nach viermonatiger Startelf-Pause sein Comeback auf seiner Position als Rechtsaußen. In der Anfangsphase vergab er eine erste Möglichkeit, als er eine Ullrich-Flanke per Kopf nicht richtig drücken konnte. Seine Geschwindigkeit stellte er kurz darauf bei einem dynamischen Flügellauf unter Beweis, auch wenn der finale Pass noch nicht gelang. Beim 1:0 zeigte er sich dann äußerst effektiv, als er nach Doppelpass Einsatz mit Weigl cool vollstreckte - ein wichtiger Treffer für das Selbstvertrauen des 24-Jährigen. Nach dem Seitenwechsel unterstrich er seinen gelungenen Auftritt mit einer präzisen Vorlage für Stöger sowie einem klugen Zuspiel auf Hack. Bei zwei eigenen Abschlüssen fehlte ihm zwar noch die letzte Konsequenz, dennoch setzte der Franzose mit seinem engagierten Auftritt ein deutliches Ausrufezeichen für weitere Startelf-Einsätze. Note 2,0.

Kevin Stöger: Interpretierte seine zentrale Rolle mit großer Beweglichkeit und weitem Aktionsradius. Der Österreicher brachte mit seinen unorthodoxen Aktionen zwar Überraschungsmomente ins Spiel der Fohlen, wirkte dabei aber mitunter auch für die eigenen Mitspieler schwer ausrechenbar. Seine erste große Chance ergab sich nach präzisem Itakura-Pass, als er gut in die Tiefe gestartet war und direkt mit rechts abzog, aber an Nübel im VfB-Tor scheiterte - hier kann man dem 31-Jährigen keinen Vorwurf machen. Die Gelbe Karte für sein unglückliches Foul an Millot ging in Ordnung. Bei ruhenden Bällen blieb Stöger unauffällig, seine Freistöße waren verbesserungswürdig und als Eckenschütze trat er dieses Mal nicht in Erscheinung, weil es schlichtweg keine Ecken für Borussia gab. Direkt nach dem Seitenwechsel legte Stöger für Ngoumou auf. Wenig später wurde ihm nach eigenem Abschluss - den Nübel parierte - ein klarer Elfmeter verwehrt, als er unmittelbar nach seinem Schuss eindeutig gefoult wurde. Note 3,0.

Robin Hack: Überzeugte erneut durch sein Laufpensum und seine vorbildliche Arbeit gegen den Ball. Er war permanent in Bewegung, suchte mit zahlreichen Tiefenläufen die Räume und stiftete Unruhe. Besonders wertvoll waren seine Vorstöße mit Ball, mit denen er das Spiel gezielt in die gegnerische Hälfte verlagerte. Bei seinen Abschlüssen fehlten ihm diesmal Timing und Präzision. Die beste Gelegenheit hatte er in der 52. Minute, als er aus spitzem Winkel an Nübel scheiterte. Auch nach dem Seitenwechsel blieb der 26-Jährige mit seiner hohen Laufbereitschaft ein wichtiger Aktivposten. Nach Ngoumous Auswechslung rückte er auf die rechte Seite, wo er trotz erkennbarer Ermüdungserscheinungen bis zu seiner eigenen Auswechslung in der 87. Minute mit viel Einsatz arbeitete. Note 3,0.

Tim Kleindienst: Startete verhalten in die Partie, tat sich in der Ballbehauptung schwer und blieb in der Anfangsphase ohne nennenswerte Abschlüsse. Der Nationalspieler suchte wie gewohnt intensiv die Zweikämpfe und agierte dabei mit der für ihn typischen Robustheit. Seine Gelbe Karte resultierte allerdings nicht aus einem seiner fünf Fouls, sondern aus einer Auseinandersetzung mit Hendriks, die für beide Akteure mit einer Verwarnung endete. Der 29-Jährige verbuchte zwar beachtliche 51 Ballkontakte, offenbarte aber mit 22 Ballverlusten und einer schwachen Passquote von nur 52 Prozent technische Schwächen. Besonders wertvoll erwies sich Kleindienst bei der Verteidigung gegnerischer Standards, wo er mehrfach per Kopf klären konnte. Nach der Pause vergab er zunächst eine Kopfballchance nach Ullrich-Flanke, scheiterte dann allein vor Nübel, ehe er die dritte Ullrich-Vorlage des Tages in echter Torjägermanier zu seinem zwölften Saisontreffer und zum Siegtor verwertete. Note 3,0.

Luca Netz (76. Minute für Ngoumou): Ging auf die linke Seite, während Hack nach rechts wechselte. Bei Sanders gefährlicher Hereingabe war der 21-Jährige zwar in aussichtsreicher Position, konnte den Ball aber nicht erreichen. In den mit Nachspielzeit zwanzig Minuten hatte Netz lediglich drei Ballkontakte, von denen zwei mit Ballverlusten verbunden waren. Ohne Note. 

Stefan Lainer (87. Minute für Hack), Marvin Friedrich (90.+1 für Stöger), Tomáš Čvančara (90.+1 für Kleindienst) und Fabio Chiarodia (90.+1 für Ullrich) sämtlich ohne Bemerkungen und ohne Note.

 


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