Einzelkritik: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 5:1 (1:0)

Nach der Pause ein Systemausfall auf allen Ebenen

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Hängende Köpfe bei den Borussen nach dem Schlusspfiff in Wolfsburg (Foto: Maja Hitij - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach erlebte beim 1:5 in Wolfsburg nach der Pause einen Systemausfall auf allen Ebenen. Der heftige Zusammenbruch kam unerwartet. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Im dritten Spiel in Folge sah er sich einem Elfmeterschützen gegenüber - zum dritten Mal musste er sich geschlagen geben. Der Weg zum Elfmeterkiller ist für den 27-Jährigen noch weit. Im Anschluss verhagelten ihm vier weitere Gegentore die Bilanz, auch wenn Nicolas an keinem Treffer eine Mitschuld traf. Eine wirkliche Gelegenheit, sich auszuzeichnen, hatte er nicht. Als mitspielender Torwart machte es Nicolas gewohnt ordentlich. Note 3,5.

Joe Scally: War nach kurzer Orientierungsphase defensiv nicht sonderlich gefordert und schaltete sich mehrfach ins Offensivspiel ein. Dabei zog es ihn einige Male früh in die Mitte. Als Abnehmer einer Netz-Flanke kam er knapp zu spät, und nach einem Lupfer von Plea klärte Maehle im letzten Moment mit der Schulter vor Scally. In der zweiten Halbzeit startete der US-Amerikaner mit einem Ballverlust, der zwar folgenlos blieb, aber bezeichnend für das weitere Spiel war. Bei der Entstehung des 0:2 war der 22-Jährige involviert und auch der dritte Treffer wurde durch sein ‘Hoheitsgebiet’ inszeniert. In der 81. Minute machte er Platz für Lainer. Note 4,0.

Ko Itakura: Vor dem Seitenwechsel mit einer konzentrierten Vorstellung, wobei er nur wenig kniffelige Aufgaben lösen musste. In der Spieleröffnung agierte der Japaner solide, aber unauffällig. Nach dem Seitenwechsel gelang ihm ein wichtiger Block bei einem Schuss von Wind, danach ging er gemeinsam mit den Kollegen unter. Krasse Fehler unterliefen dem 27-Jährigen nicht, aber es gelang ihm auch nicht, den Laden zusammenzuhalten. Bei den beiden letzten Wolfsburger Toren war Itakura sehr passiv. Am Ende durfte er sich zumindest mit seinem ‘Zögling’ Fukuda über dessen erstes Bundesligator freuen. Note 4,0.

Nico Elvedi: Nach der Wolfsburger Drangperiode zu Beginn war Elvedi hauptsächlich im Spielaufbau gefordert. Das erledigte der Schweizer gewissenhaft, allerdings fehlte es an kreativen Impulsen. Nur einmal traute er sich über links aus dem Spiel heraus bis zur Grundlinie mit nach vorn - sein Flankenversuch blieb allerdings hängen. Nach dem Seitenwechsel bewahrte er seine Mannschaft vor einem Gegentor, als er mit einem Sprint noch rechtzeitig gegen den zögerlichen Gerhardt zur Stelle war und klären konnte. Beim vorentscheidenden 0:2 sah der 28-Jährige schlecht aus, als er von Wind per Hacke getunnelt wurde. Einen wirklichen Vorwurf kann man Elvedi nicht machen, denn er war nah an Wind und dessen Aktion war klasse. Danach verfiel aber auch Elvedi wieder in alte Muster und schaltete u. a. beim letzten Tor viel zu früh ab. Note 4,0.

Luca Netz: Erhielt überraschend den Vorzug vor Ullrich und positionierte sich bei eigenem Ballbesitz sehr hoch, um den offensiven Flügel zu besetzen. Bei einigen Angriffen war Netz beteiligt, ohne sich wirklich aufdrängen zu können. Eine Flanke in Richtung Scally war ordentlich, die anderen Hereingaben zu flach und ungefährlich. Defensiv leistete sich Netz zwar keinen Aussetzer, aber weil er durch seine offensive Positionierung immer erst zurück oder nebenher laufen musste, hatte er selten eine gute Position, um richtig in den Zweikampf zu kommen. Dadurch ging dem Defensivverbund ein Teil an Kompaktheit verloren. Nach 69 Minuten wurde er von Ullrich abgelöst. Note 4,0. 

Rocco Reitz: War als zweiter Sechser wie immer bemüht, das Spiel anzutreiben und etwas zu inszenieren. Doch mit vielen unklaren und fahrigen Aktionen stand sich Reitz wiederholt selbst im Weg. Auch bei seinem freien Schuss von der Strafraumgrenze nach einer Viertelstunde fehlte ihm die Klarheit. Laufbereitschaft und Einsatzwillen waren beim 22-Jährigen wie immer vorhanden. Kurz nach Wiederanpfiff hatte Reitz Glück, dass ein schlimmer Fehlpass im Aufbau folgenlos blieb. Bei den zwei Gegentoren sah Reitz unglücklich aus und in der 81. Minute wurde er gegen Sander ausgewechselt. Note 4,5.

Julian Weigl: Leistete sich nach wenigen Sekunden eine Unkonzentriertheit, die prompt mit einem Elfmeter bestraft wurde. Der Tritt war natürlich keine Absicht, aber der Tatsache geschuldet, dass Weigl nicht fokussiert genug war. Danach war er bemüht, mit sicheren Pässen den Spielaufbau fortzuführen. Das machte der 29-Jährige ordentlich, wobei stellenweise die Überzeugung im Passspiel fehlte. Einige latente Unsicherheiten waren immer mal wieder zu erkennen. Nach der Pause wurde das Spiel in der Zone vor der Abwehr verloren, wo Weigl trotz Bemühungen und einigen guten Zweikämpfen nicht in der Lage war, die notwendige Kompaktheit zu organisieren. Note 4,5.

Robin Hack: Kam dieses Mal über die rechte Seite, wo er recht auffällig war. Er spielte den Pass zur Großchance von Čvančara, ließ nach einer Stöger-Ecke einen guten Schuss ab, den Wolfsburgs Keeper aus dem Eck holte und nach der Freistoßvorlage von Stöger scheiterte Hack mit seiner Direktabnahme von der Seite erneut am Torwart. Der 26-Jährige hatte allerdings auch einige unglückliche Aktionen - auch rutschte er mal wieder aus. Nach der Pause kam Hack nicht mehr zur Geltung und vor dem 0:2 ebnete sein unzureichendes Zweikampfverhalten an der Seitenlinie den Weg für Wolfsburg. In der 69. Minute wurde er von Fukuda abgelöst. Note 4,0.

Kevin Stöger: Übernahm die 10er-Rolle in der offensiven Dreierreihe und schaffte es nach einer unscheinbaren Anfangsphase, das Spiel immer mehr an sich zu ziehen. In der starken Periode der Borussen zwischen der 15. und 35. Minute war Stöger der Taktgeber. Mehrfach trieb er den Ball mit guten öffnenden Bewegungen zügig nach vorn. Wirkliche Gefahr erzeugte der Ex-Bochumer allerdings nur bei den Standards. Der Versuch, einen Freistoß aus dem Halbfeld direkt aufs Tor zu ziehen, misslang noch. Dafür war seine Ecke in den Rückraum zu Hack präzise geschlagen. Auch der Freistoßchip zur zweiten Chance von Hack war gelungen. Nach der Pause hatte der 31-Jährige keine auffällige Offensivaktion mehr. Dafür sah er in der Rückwärtsbewegung nicht nur beim Tor von Arnold nicht gut aus. Note 4,0. 

Alassane Plea: Obwohl er viel rochierte, fand Plea nur wenig Bindung zum Spiel. Auf links harmonierte er nicht mit Netz und in der Mitte ließ die Abstimmung mit Stöger zu wünschen übrig. Dazu gesellten sich mehrere ‘Plea-typische’ Aktionen, als er sich fast widerstandslos den Ball abnehmen ließ. Nur sporadisch blitzte seine Klasse auf - so beim Chip in Richtung Scally, als dieser am zweiten Pfosten durchgelaufen war, aber im letzten Moment noch gestört wurde. Nach der Pause war kaum noch etwas vom 31-Jährigen zu sehen und es war erstaunlich, dass er über die volle Distanz auf dem Feld bleiben durfte. Das führte immerhin dazu, dass er Fukuda mit einem schönen Pass das erste Bundesligator vorbereitete. Note 4,5.

Tomáš Čvančara: Durfte als Kleindienst-Vertreter in der zentralen Rolle ran und bekam in der 12. Minute die große Möglichkeit zum Ausgleichstreffer. In dieser Situation alleine vor dem Keeper einen Lupfer zu probieren, war eine schwer nachzuvollziehende Entscheidung des Tschechen, der kläglich scheiterte. In der darauffolgenden besten Phase der Borussia war Čvančara durchaus bemüht und gefiel im Kombinationsspiel mit seinen Weiterleitungen. Dass er sich vermehrt zurückfallen ließ, führte allerdings dazu, dass es kaum Strafraumpräsenz gab. Nach dem Seitenwechsel fiel Čvančara nicht mehr auf und obwohl er nicht lauffaul war, konnte er Kleindienst als aggressiven Leader nicht mal annähernd ersetzen. Neun Minuten vor dem Ende übernahm Ranos. Note 4,5.

Lukas Ullrich (69. Minute für Netz): Versuchte sich noch einzubringen, lief sich zunächst fest und war dann Teil der Truppe, die sich relativ hilflos noch drei Gegentore fing. Ohne Note. 

Shio Fukuda (69. Minute für Hack): Zeigte in einem Laufduell seine Widerstandsfähigkeit, auch wenn er es letztlich verlor. Mit der galligen Ballmitnahme und dem Pass auf Plea leitete er sein erstes Bundesligator selbst ein. Mit dem kompromisslosen Abschluss setzte Fukuda ein Zeichen in eigener Sache. Das mit dem Leihgeschäft sollte man sich bei Borussia tunlichst überlegen und dem jungen Japaner stattdessen mehr Einsatzzeiten gewähren. Ohne Note. 

Stefan Lainer (81. Minute für Scally), Philipp Sander (81. Minute für Reitz) und Ranos (81. Minute für Čvančara) waren dabei, als Wolfsburg das Debakel für die Borussen mit zwei Kontertoren perfekt machte. Ohne Note.

 


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