Moritz Nicolas: Das zweite Spiel in Folge ohne Gegentor und zumindest der vorläufige Status als Nummer 1 - es war ein schöner Sonntagabend für Borussias Torwart. Gegen offensiv sehr harmlose Hamburger wurde er im ersten Durchgang nicht ernsthaft gefordert. Nach einer Hereingabe entglitt ihm zunächst der Ball, doch da kein Gegenspieler in der Nähe war, konnte Nicolas die Situation im Nachfassen entschärfen. Auch nach dem Seitenwechsel musste er zunächst nur kleinere Pflichtaufgaben erfüllen. Glück hatte der 27-Jährige, als er bei einer Flanke nicht an den Ball kam und Guilavogui über das leere Tor köpfte. In der Schlussphase parierte Nicolas zweimal kurz hintereinander gegen Irvine. Note 3,5.
Joe Scally: Sein 100. Bundesligaspiel endete für den US-Amerikaner mit einer frühen Auswechslung und ziemlichen Kopfschmerzen. Bereits nach zwei Minuten musste er nach einem Zusammenprall am Kopf behandelt werden. Er spielte zunächst weiter, produzierte direkt einen Fehlpass im Aufbau und leistete sich etwas später einen Ballverlust, der zum Glück ohne Folgen blieb. Danach schien Scally sich zu berappeln, doch nach zwanzig Minuten ging es nicht mehr weiter und Lainer übernahm. Ohne Note.
Marvin Friedrich: Untermauerte den guten Eindruck der letzten Wochen mit einem ganz starken Auftritt und war der beste Borusse. Er hatte klar die Lufthoheit und köpfte mehrfach Flanken aus der Gefahrenzone. Im direkten Duell war Friedrich nah am Gegenspieler und klärte resolut, nach der Pause blockte er zweimal rechtzeitig bei aussichtsreichen Schüssen der Gäste. Einmal tief durchatmen konnte Friedrich nach einer Hochrisikogrätsche gegen Guilavogui, als er als letzter Mann so gerade noch den Ball traf. Die Selbstverständlichkeit, mit welcher der 28-Jährige seine Aufgaben erfüllte, war bemerkenswert. Auch am Ball ließ sich Friedrich nicht aus der Ruhe bringen, was sich in einer Passquote von 98 Prozent widerspiegelt. In der Offensive gab er nach der Honorat-Ecke die Kopfballvorlage zum Tor von Plea, zehn Minuten vor Schluss köpfte er nach einer Ecke links am Tor vorbei. Note 2,0.
Ko Itakura: Findet sich in der Rolle des linken Innenverteidigers neben Friedrich immer besser zurecht. Er klärte einige Male aufmerksam und unterstützte zudem Ullrich auf Außen, wenn dieser unter Bedrängnis geriet. Im Passspiel war der Japaner ausgesprochen sicher. In einer Situation verteidigte der 27-Jährige stark nach vorn und startete ein vielversprechendes Dribbling, das er leider nach Doppelpass mit Kleindienst nicht vollenden konnte. In der Offensive hatte Itakura die erste Gladbacher Chance, als er nach einer Ecke einen Aufsetzer aufs Tornetz beförderte. Note 2,5.
Lukas Ullrich: War zunächst kaum eingebunden und fiel in den ersten zehn Minuten nur mit einer souveränen Rückgabe per Brust auf Nicolas auf. Der Youngster rückte mehrfach weit mit auf, seine beiden Flanken fanden jedoch keinen Abnehmer. Einen Flachschuss aus der Distanz parierte der Torwart, und kurz nach der Pause hatte Ullrich nach einem Konter eine ausgezeichnete Schusschance, verzog aber deutlich. Defensiv war der 20-Jährige fleißig, kam aber einige Male nicht in den Zweikampf und wurde ausgespielt. Deutlich zu fehlerhaft war Ullrichs Passspiel, lediglich 57 % seiner Pässe kamen an. Nach der Pause sah er für ein übereifriges Einsteigen nahe der Außenlinie Gelb und nach 66 Minuten wurde er von Chiarodia abgelöst. Note 4,0.
Julian Weigl: Der Kapitän sicherte sich einmal mehr den Titel des laufstärksten Akteurs des Spiels - 12,6 Kilometer spulte er ab. Dabei bewegte sich Weigl gegen den Ball oftmals sehr weit zurück, sodass er knapp vor oder zeitweise sogar in der Abwehrkette zu finden war. Er arbeitete mit großem Engagement, fing mehrfach Pässe ab, blockte Schüsse und klärte in wichtigen Momenten. In einigen Situationen nach der Pause rückte er etwas zu spät aus der tiefen Position auf, sodass die Gäste im zentralen Mittelfeld öfter ungestört waren. Im Aufbauspiel war der 29-Jährige sehr sicher und spielte einige gute öffnende Vertikalpässe. Note 3,0.
Rocco Reitz: War trotz gewohnt hohem läuferischem Aufwand nicht so im Spiel, wie in den vergangenen Wochen. Mit den Balleroberungen klappte es nicht so richtig, und am Ball fehlte wiederholt die Präzision. Im Verlauf der ersten Halbzeit zeigte der 22-Jährige ein paar gute Ansätze bei der Spielfortsetzung. Ein wichtiger Pass oder ein Torabschluss wollten ihm nicht gelingen. Nach der Pause war Reitz fast ausschließlich mit Defensivarbeit beschäftigt. Das erledigte er fleißig und aufopfernd. Note 3,5.
Franck Honorat: Seine Standards sind und bleiben eine Waffe. Das 1:0 resultierte aus seiner Ecke und auch die weiteren Eckbälle sorgten für Alarmstufe Rot bei St. Pauli. Dagegen fehlte es den Flanken von Honorat aus dem Spiel heraus an Schärfe und Genauigkeit. Auffällig war, dass der Franzose bei gegnerischem Ballbesitz sehr weit mit zurückging und teilweise wie der rechte Außenspieler in einer Fünferkette verteidigte. Die Wege nach vorn waren dementsprechend lang, doch vor allem nach der Pause rannte er mehrfach bei Kontern mit einem enormen Speed auf und davon. Leider traf er in letzter Instanz die falschen Entscheidungen. Vom unglaublichen Tempo des 28-Jährigen (laut Statistik 37 Sprints, Top-Speed 34,6 km/h) muss im Konterspiel noch viel mehr profitiert werden. Ganz am Ende blieb Honorat ein Assist verwehrt, weil Stöger die letzte Chance nicht nutzte. Note 3,0.
Alassane Plea: Bewies seinen Torriecher, als er in der 13. Minute nach dem Kopfball von Friedrich den Ball reaktionsschnell mit dem Knie zur Führung ins Tor bugsierte. Anschließend hätte er das Spiel frühzeitig entscheiden müssen, als er nach Kleindienst-Pass alleine aufs Tor zulief, den Keeper umspielte und dann zu schwach schoss, sodass Nemeth vor der Linie retten konnte. In der besten Phase der Borussia im ersten Durchgang war Plea mit ständigen Positionswechseln auffällig, allerdings unterliefen ihm immer wieder Ballverluste. Die Statistiker zählten satte 16 Ballverluste und wiesen eine unterdurchschnittliche Passquote von 69 % für den 31-Jährigen aus. Nach der Pause war er noch an dem guten Angriff beteiligt, bei dem Ullrich letztlich verzog. Im weiteren Verlauf war Plea kein Faktor mehr und wurde in der 66. Minute durch Neuhaus ersetzt. Note 4,0.
Robin Hack: Blieb ohne eigenen Torschuss und hatte auch ansonsten keine bemerkenswerte Aktion im gegnerischen Strafraum. Dafür wusste Hack mit einigen Läufen zu gefallen, bei denen er im Mittelfeld den Ball sicherte und für eine Spielfortsetzung sorgte. Ärgerlich allerdings, dass er erneut mehrmalig bei schnellen Drehungen ausrutschte. Die beste Szene des 26-Jährigen war der feine Pass auf Kleindienst zum 2:0. Dass Hack offensiv zu wenig in Erscheinung trat, hatte auch mit seiner vorbildlichen Defensivarbeit zu tun. Er trug aufmerksam zur Kompaktheit bei und schloss laufstark viele Passwege. Wie wichtig das war, zeigte sich nach seiner Auswechslung in der 66. Minute, als St. Pauli mehrfach ungestört durch Hacks ehemaliges ‘Hoheitsgebiet’ angreifen konnte. Note 3,5.
Tim Kleindienst: Wie gewohnt mit einem hohen Laufpensum (11,7 Kilometer, dabei 35 Sprints) und viel Intensität. Kleindienst bestritt 24 Zweikämpfe - kein Spieler führte mehr direkte Duelle. In Abschlusssituationen kam er zunächst nicht, sodass seine bis dahin auffälligste Aktion der perfekte Pass in den Lauf von Plea zu dessen Großchance war. Kleindienst gab im gesamten Spiel nur einen Torschuss ab, doch dies war der überlegte Lupfer zum vorentscheidenden 2:0. Wie abgezockt der Nationalspieler diese Chance verwertete, war Selbstvertrauen pur. Im zweiten Durchgang blieb der 29-Jährige ohne erwähnenswerte Offensivaktion, dafür war er mit seiner Präsenz und Laufstärke ein wichtiger Faktor bei der Arbeit gegen den Ball. Note 3,0.
Stefan Lainer (21. Minute für Scally): War bei seinem Kaltstart direkt im Spiel. Wie schon Scally zuvor rückte er bei gegnerischem Ballbesitz oftmals in die Kette ein und überließ Honorat die Verteidigung der Außenlinie. Lainer erledigte seine Aufgaben mit dem gewohnten Biss und war am Ball höchst verlässlich. Eine Passquote von 95 % belegt den grundsoliden Auftritt des 32-Jährigen. Note 3,0.
Kevin Stöger (66. Minute für Hack): Ging in die zentrale Position, konnte dem Spiel aber trotz eines fehlerfreien Passspiels keine wirklichen Impulse mehr geben. In der Nachspielzeit verpasste er nach Doppelpass mit Honorat aus relativ kurzer Distanz seinen zweiten Saisontreffer. Ohne Note.
Florian Neuhaus (66. Minute für Plea): Kam über die linke Seite und führte sich mit einem guten Zuspiel auf Honorat ein. Ein paarmal ließ Neuhaus seine fußballerische Klasse aufblitzen, ein Schussversuch nach einem Konter wurde geblockt. Auch wenn Neuhaus einmal zu einer Grätsche an der Außenlinie ansetzte, so war sein Defensivverhalten im Vergleich zu Hack deutlich schwächer. Ohne Note.
Fabio Chiarodia (66. Minute für Ullrich): Fügte sich auf der linken Seite ordentlich ein, auch wenn er in einigen Aktionen ein wenig zaghaft wirkte. Nennenswerte Fehler unterliefen dem 19-Jährigen keine. Ohne Note.
Philipp Sander (90. Minute für Reitz): Spielte in der Nachspielzeit noch fünf Pässe zum eigenen Mann. Ohne Note.