Einzelkritik: Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach 1:1 (0:0)

Borussias Entwicklungsschritte bleiben unsichtbar

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Tim Kleindienst war auch in Mainz Borussias Lebensversicherung (Foto: Neil Baynes - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach holt einen Punkt in Mainz, gibt aber erneut viele Rätsel auf. Das Spiel der Gladbacher war wieder sehr fehlerbehaftet, und es fehlte an Struktur. Mit dem Remis können die Borussen zwar leben, doch die angestrebten Entwicklungsschritte bleiben unsichtbar. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Wurde früh durch Amiris Weitschüsse geprüft, wobei diese für Nicolas keine große Herausforderung darstellten. Ein Distanzschuss von Nebel kurz vor der Pause hatte eine dankbare Höhe für eine schöne Flugparade des Torwarts. Beim Gegentor erreichte der 27-Jährige die Hereingabe nicht und war machtlos, als Lainer in seinem Rücken das Eigentor produzierte. Ansonsten kam nichts Nennenswertes auf sein Tor. Dafür war Nicolas permanent in den Spielaufbau eingebunden, wo er in vielen Situationen extrem langsam agierte und oftmals mit dem Fuß auf dem Ball stillstand. Auch wenn diese Verschleppung möglicherweise eine Vorgabe war, sah es nach einer gewissen Hilflosigkeit aus. Immerhin fanden von den 24 langen Pässen knapp die Hälfte einen Mitspieler. Note 3,0.

Stefan Lainer: Stand zum zweiten Mal in Folge in der Startelf. Offensiv hatte der Österreicher keine bemerkenswerten Szenen, in der Defensive war er mehrfach gefordert. Er klärte einige Male in höchster Not, u. a. mit dem Kopf bei einem Schuss kurz vor der Pause. Im Spielaufbau hatte der 32-Jährige Probleme und unter Bedrängnis unterliefen ihm mehrere Ballverluste. Auch die Passquote von 75 % ließ zu wünschen übrig. Hinsichtlich Laufbereitschaft und Mentalität konnte man Lainer nichts vorwerfen. Sein Eigentor war unglücklich, aber vermeidbar. Er ließ sich offensichtlich von Nicolas irritieren und sprang dann eigenartig hoch, sodass er den Ball mit den Schienbeinen ins eigene Tor manövrierte. Note 4,0.

Ko Itakura: Dieses Mal wieder als rechter Innenverteidiger aufgeboten. Er hatte teilweise große Probleme mit dem Timing beim Herausrücken und stand mehrfach nicht gut im Raum. Ein unbedrängter Fehlpass des 27-Jährigen in die Füße eines Mainzers führte zu einem gefährlichen Gegenangriff. Auch in den Zweikämpfen am Boden konnte Itakura nicht überzeugen. Nach dem Seitenwechsel präsentierte er sich insgesamt stabiler, ohne die Sicherheit auszustrahlen, die ein Abwehrchef mitbringen sollte. Im Passspiel war der Japaner weitestgehend souverän, auch einige lange Bälle fanden einen Abnehmer. Tief in der Nachspielzeit hatte Itakura per Rebound die Chance zum Lucky Punch, beförderte den Ball jedoch per Aufsetzer knapp am Tor vorbei. Note 4,0.

Marvin Friedrich: Rückte etwas überraschend von der rechten Innenverteidigerposition auf die linke. Im Stellungsspiel und den Direktduellen präsentierte sich der 28-Jährige im Prinzip ordentlich, in manchen Situationen mangelte es ihm jedoch an Griffigkeit. So auch beim Gegentor, als er Nebel nicht energisch genug anging, um die Hereingabe zu verhindern. Im Aufbauspiel ging Friedrich kein Risiko ein und schlug den einen oder anderen langen Ball, ohne dass dieser für einen Mitspieler zu erreichen gewesen wäre. Unter dem Strich war es ein unauffälliger aber seriöser Auftritt von Friedrich, der sich jedoch rechts in der Innenverteidigung wohler zu fühlen scheint. Note 3,5.

Joe Scally: Wie schon gegen Heidenheim spielte Scally als Linksverteidiger. Er war engagiert und versuchte mit körperlicher Intensität dagegenzuhalten. Das gelang ihm einige Male sehr gut, vereinzelt ließ er sich jedoch in Mann-gegen-Mann-Situationen zu einfach abkochen. Der 21-Jährige stieß im Spielaufbau unter Druck an seine Grenzen, blieb aber ohne groben Schnitzer. Auch Scally verteidigte bei der Entstehung des Gegentores etwas sorglos. Zwei Klärungsaktionen des US-Amerikaners waren wichtig. Kurz vor der Pause sah er Gelb nach einem Foul an Nebel. Note 3,5.

Julian Weigl: Hatte im Spielaufbau einen schweren Stand, da die Mainzer ihm kaum Raum ließen. Einige Male holte sich Weigl die Bälle weit hinten ab, drehte aber deutlich zu selten auf, um etwas zu inszenieren. Einen guten langen Ball von Weigl in die Tiefe auf Hack konnte dieser nicht nutzen. Ein ganz schlimmer Ballverlust des 29-Jährigen im eigenen Strafraum wurde zum Glück nicht bestraft. Bei Mainzer Angriffen stand Weigl oft allein zwischen den Linien und lief mehrfach nur hinterher, ohne in den Zweikampf zu kommen. Er ließ sich nicht hängen, grätschte und tackelte unverdrossen. Doch mittlerweile sollte klar sein, dass Weigl kein Sechser mit großen Abräumerqualitäten ist. Ein Block gegen Lee kurz nach der Pause war wichtig, und ganz am Ende hatte er noch eine gute Schusschance, als Zentner parierte und Itakura den Rebound vergab. Note 4,0.

Rocco Reitz: War der aktivste Borusse, machte aber gleichzeitig auch die meisten Fehler. Er leistete sich zahlreiche Ballverluste und eine Passquote von 56 % war ein ganz schwacher Wert. Auf der anderen Seite wäre Borussias Spiel ohne Reitz’ Initiative eine völlige Katastrophe gewesen. Seine Bissigkeit im Zweikampf war ein Trumpf, wobei auffällig war, dass er auch in den Luftduellen die Oberhand behielt. So war sein gewonnenes Kopfballduell im Mittelfeld der Ausgangspunkt zum Ausgleichstreffer. Auch der feine Pass für die Schusschance von Kleindienst in der 64. Minute kam von Reitz. Nach 72 Minuten ging er für Sander vom Platz. Note 3,5.

Franck Honorat: Konnte die erhofften Tiefenläufe über die rechte Seite hinter die Mainzer Abwehrkette kaum einmal starten. Im ersten Durchgang gelang das zweimal, eine Hereingabe versandete und bei der anderen trat Hack ein Luftloch. Ansonsten war vom Franzosen kaum etwas zu sehen. Er arbeitete zwar fleißig mit zurück, blieb aber im Übrigen blass. Eine Freistoßvariante erwies sich als Rohrkrepierer. Nach dem Seitenwechsel blieben die Flankenläufe zwar aus, aber der 28-Jährige wurde mehr ins Kombinationsspiel eingebunden. Herausragend war die perfekte Schussflanke mit genau dem richtigen Effet zum Kopfballtor von Kleindienst. Note 4,0.

Alassane Plea: Verlebte den erwartet komplizierten Abend in Mainz. Borussias Kreativspieler konnte sich der intensiven Manndeckung nur selten entziehen und verlor viele Bälle ohne große Gegenwehr. Es gab zu wenige Optionen für ein Kombinationsspiel, und mehrfach fehlte es dem 31-Jährigen an Handlungsschnelligkeit. Immerhin fand Pleas Schuss in der 45. Minute als erster und einziger Gladbacher Torschuss der ersten Halbzeit Erwähnung in der offiziellen Statistik. Auch nach der Pause konnte er dem Spiel kaum Impulse geben. Seine Auswechslung war bereits vorbereitet, als er mit einem sehr guten Zweikampfverhalten den Ball sicherte und Honorat bediente, der zum Ausgleich flankte. Alsdann wurde er von Stöger abgelöst. Note 4,5.

Robin Hack: Wie auf der anderen Seite Honorat kam er nur selten zu den erhofften Tiefenläufen. Nach einem schönen Weigl-Pass startete er einmal durch, kam aber unter Bedrängnis nicht zum Abschluss. Später säbelte Hack nach einer Honorat-Flanke in aussichtsreicher Position über den Ball. Der 26-Jährige lief viel, zog einige Sprints an und scheute auch nicht die Zweikämpfe. Doch insgesamt fehlte es Hack an Durchsetzungsvermögen. Nach 72 Minuten machte er Platz für Čvančara. Note 4,0.

Tim Kleindienst: Borussias Mittelstürmer war in der ersten Halbzeit weitgehend isoliert. Es gab keine Flanken oder sonstige nennenswerte Angriffsaktionen, in die er eingebunden werden konnte. Als Anspielstation für lange Bälle, die zehn bis fünfzehn Meter hinter der Mittellinie landeten, wurde der Nationalspieler mehrfach gesucht. Doch entweder vermochte er die Bälle unter Bedrängnis nicht zu sichern oder aber die Spielfortsetzung kam zum Erliegen, weil die Kollegen nicht nachrückten. Mit dem Ausgleichstor stellte Kleindienst einmal mehr seine Abschlussqualitäten unter Beweis. Laufweg und Kopfball waren ideal. Kurz danach hatte der 29-Jährige nach Reitz-Pass noch eine gute Gelegenheit, als er aus vollem Lauf wuchtig aufs kurze Eck knallte, Zentner aber zur Stelle war. In der Nachspielzeit nötigte er Gegenspieler Jenz nach einer Ecke fast zu einem Kopfballeigentor, dann verpasste er einen von Zentner abgewehrten Ball wenige Meter vor dem Tor nur knapp. Note 3,5.

Kevin Stöger (58. Minute für Plea): Sorgte mit seiner Umtriebigkeit für etwas Unruhe bei den Mainzern. Allerdings waren seine Aktionen entweder überhastet, so wie bei dem untauglichen Distanzversuch, als eigentlich eine Konterchance da war, oder aber fahrig, wie bei einer schwachen Freistoßflanke. Mit einem katastrophalen Freistoß ermöglichte Stöger einen Mainzer Konter. In der 90. Minute prüfte er Zentner mit einem direkten Freistoß aus 18 Metern, danach führte seine Ecke fast zum Eigentor von Jenz und schließlich leitete seine Freistoßhereingabe die finale Doppelchance von Weigl und Itakura ein. Ohne Note.

Tomáš Čvančara (72. Minute für Hack): Vier Ballberührungen in 17 Minuten plus Nachspielzeit, die zu vier Ballverlusten führten. Weniger ist kaum möglich. Ohne Note. 

Philipp Sander (72. Minute für Reitz): Sah Gelb für einen Schubser an der Außenlinie, als er zu langsam war. Daraus resultierte die Freistoßflanke zur großen Mainzer Chance. In der Nachspielzeit kam Sander halbrechts im Strafraum zum Abschluss, doch Zentner wehrte ab. Ohne Note.

Fabio Chiarodia (90.+3 für Honorat): Köpfte einen langen Ball nach vorn. Ohne Note.

 

 


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