Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - 1.FC Heidenheim 3:2 (1:1)

Eine klare Leistungssteigerung bringt zweiten Heimsieg

Created by Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - 1.FC Heidenheim 3:2 (1:1)

Eiskalt verwandelt - Tim Kleindienst mit einem perfekt geschossenen Elfmeter (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Der Sieg gegen den 1. FC Heidenheim nimmt in Mönchengladbach etwas Druck vom Kessel. Der Erfolg war aufgrund der klaren Leistungssteigerung gegenüber dem Augsburg-Spiel verdient. Vor allem wurde wieder zielgerichteter und zügiger gespielt. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Sah beim frühen Gegentor nicht gut aus. Beide Schüsse waren zwar abgefälscht, jedoch nicht besonders hart geschossen, sodass Nicolas den Treffer hätte verhindern können. Danach hatte er zunächst kaum etwas zu tun. Nach einer Ecke fing er den Ball und schlug schnell auf Honorat ab. In einer Situation überlegte er sehr lange mit dem Abschlag, um dann den Ball zum Gegner zu schießen. Beim Elfmeter hüpfte Nicolas wild hin und her - leider erfolglos. Mit seiner erstklassigen Parade beim Kopfball von Kaufmann verhinderte er ein mögliches 3:3. Note 3,0.

Stefan Lainer: Kam zu seinem Startelfdebüt in dieser Saison, weil Scally auf der linken Abwehrseite benötigt wurde. Der Österreicher machte ein ordentliches und gewohnt engagiertes Spiel. Er schob mit an und lief einige Male bis tief in den gegnerischen Strafraum durch. Die Raumaufteilung mit Honorat war nicht immer optimal - da besteht noch Abstimmungsbedarf. In mehreren Situationen agierte der 32-Jährige etwas hektisch und übereifrig, was zu Ungenauigkeiten führte. Aber mit seinem Elan forderte er die Gegenspieler - keiner auf dem Platz zog mehr Sprints an, als Lainer (33). Defensiv ließ er sich nichts Gravierendes zuschulden kommen, einmal klärte er in höchster Not. Note 3,5.

Marvin Friedrich: Rückte aufgrund der Verletzung von Elvedi ins Team und gab ebenfalls sein Saisondebüt in der Anfangself. Früh in der Partie hatte Friedrich nach einem Abpraller eine gute Torchance, der Ball landete jedoch auf dem Tornetz. Beim 0:1 war er involviert, als er den ersten Schuss leicht abfälschte. Friedrich machte insgesamt ein mehr als ordentliches Spiel. Er war stark und griffig in den Zweikämpfen, sicher in der Luft und machte nichts, was er nicht beherrschte. Also gewissermaßen ein Roel Brouwers 2.0. Der 28-Jährige spielte zwei, drei prima Bälle in den vordersten Raum und war auch ansonsten kein Hemmschuh im Aufbauspiel. Note 2,5.

Ko Itakura: Hatte bei einer Ecke eine Schusschance, fälschte dann beim 0:1 den Ball beim Klärungsversuch unglücklich für Nicolas ab. Beim Ausgleich vollendete er trocken und präzise - das war stark gemacht. Als linker Innenverteidiger wirkte er sicherer als zuletzt rechts, was sich hauptsächlich in der Spieleröffnung bemerkbar machte. Der Japaner verschleppte dieses Mal nicht das Tempo, spielte einen super Pass in die Spitze auf Scally und war stets darauf bedacht, die Passschärfe bei der Ballzirkulation hochzuhalten. Itakura hatte Glück, dass Conteh die Großchance nicht nutzte, als er den Heidenheimer am langen Pfosten ungedeckt ließ. Note 2,5.

Joe Scally: War aufgrund des Ausfalls von Netz auf der linken Seite gefragt. Er schaltete sich forsch mit nach vorn ein, wobei er immer wieder nach innen zog, um den Ball auf seinen ‘richtigen’ Fuß zu bekommen. Ein Lauf in die Spitze beim langen Itakura-Pass war gut, die Kopfballchance von Hack bereitete Scally mit einer Kopfballablage vor. Kleinere Unsauberkeiten blieben folgenlos, und in der Defensive machte der 21-Jährige einen seriösen Job. Note 3,5.

Julian Weigl: Der Kapitän war an beiden Toren der Gäste beteiligt. Vor dem 0:1 hatte er das Pech, dass seine Grätsche zur unfreiwilligen Vorlage geriet. Den Elfmeter verursachte er, als er im Kopfballduell etwas unkoordiniert hochsprang, er den Arm ausfuhr und ihm der Ball an die Faust flog. Es handelte sich nicht um ein absichtliches Handspiel, jedoch war der Strafstoß nach gängiger Regelauslegung vertretbar. Abgesehen davon machte Weigl ein vernünftiges Spiel. Er passte zügig und schnell und das ein oder andere Mal sogar mit technischer Raffinesse. Einige Umschaltangriffe der Heidenheimer unterband der 29-Jährige frühzeitig. In der Schlussphase sah er nach einer missglückten Grätsche an der Außenlinie seine bereits vierte Gelbe Karte der laufenden Saison. Note 3,5.

Rocco Reitz: Stand zum dritten Mal in dieser Saison in der Startelf und war ganz klar ein belebendes Element. Durch seine bissige Spielweise erzielte er viele Ballgewinne. Der eine, als er hartnäckig blieb und quasi über einen Umweg seitlich den Ball wegspitzelte, war klasse. Laut Statistik gewann Reitz die meisten Zweikämpfe aller Akteure auf dem Feld. Er brachte Energie ins Spiel, besetzte die Zwischenräume und war stets darauf aus, etwas zu inszenieren. Beim Ausgleich wuselte er sich mit großem Behauptungswillen vorentscheidend durch. Auch beim Angriff vor dem Elfmeter zum 3:1 war Reitz im Kombinationsspiel beteiligt. In der 85. Minute wurde er von Sander abgelöst. Note 2,5.

Franck Honorat: Nachdem er die letzten drei Spiele verletzungsbedingt verpasst hatte, stand er gegen Heidenheim wieder in der Anfangself. Direkt zu Beginn hatte er eine gute Schusschance, bekam aber aus dem Stand keinen Druck hinter den Ball. Ein Außenristschuss des Franzosen war eine sichere Beute für Torwart Müller. Honorat war an vielen Ballstafetten beteiligt und harmonierte vorrangig mit Plea ausgezeichnet. Der 28-Jährige startete mehrere Tiefenläufe mit und ohne Ball. Nach dem Seitenwechsel ließ er etwas nach und in der 81. Minute machte er Platz für Čvančara. Note 3,0.

Alassane Plea: War als Zehner mit allen Freiheiten ausgestattet. Er ließ sich tief fallen, um Bälle zu schleppen, rückte neben Kleindienst ganz nach vorn oder kombinierte auf beiden Seiten munter mit. Einige Ideen blieben wirkungslos, besonders eine Flanke vor der Pause war äußerst schwach. Ein paar Mal leistete er sich leichtsinnige Ballverluste und setzte dann nicht wirklich nach. Dennoch war der 31-Jährige die prägende Figur in Borussias Offensivspiel und bekam letztlich bei allen drei Toren den Assist zugeschrieben. Beim 1:1 wurde sein Pass in die Mitte glücklich zu Itakura abgefälscht, beim 2:1 schaltete er nach der schwachen Abwehraktion des Heidenheimers schnell und bediente Kleindienst, alsdann holte er den Elfmeter zum 3:1 heraus. Note 2,5.

Robin Hack: Borussias bester Torschütze der Vorsaison stand zum ersten Mal in dieser Spielzeit in einem Heimspiel von Beginn an auf dem Platz. Er hatte dabei einige Standschwierigkeiten, denn er rutschte mehrfach aus. Er war recht gut ins Kombinationsspiel eingebunden, doch entscheidend in Szene setzen konnte er sich nicht. Die Ausnahme war eine gute Kopfballchance, als Torwart Müller den Ball über die Querlatte lenkte. An Engagement und Einsatzwillen mangelte es dem 26-Jährigen nicht - im Gegenteil. Für ein übereifriges Einsteigen sah er eine berechtigte Gelbe Karte. In einer Situation schlug Hack den Ball unvermittelt hoch in die Luft, als er plötzlich die Übersicht zu verlieren schien. Im zweiten Durchgang hatte er nur noch wenige Aktionen und wurde in der 81. Minute von Stöger abgelöst. Note 3,5.

Tim Kleindienst: Der Neu-Nationalspieler war an diesem Nachmittag der ‘Hackenmann’. Ein Hackenpass auf Scally zu Beginn, ein Hackenpass auf Čvančara in der Nachspielzeit und zwischendurch per Hacke ins Tor - das war schon sehr filigran. Kleindienst war wie gewohnt sehr laufstark, aktiv und stresste seine Ex-Kollegen. Bei seiner Chance Anfang der zweiten Halbzeit hätte er ruhiger bleiben sollen, als er hastig in Rückenlage drüber schoss. Eine unnötige Gelbe Karte sah Kleindienst für ein offensichtliches Ziehen. Sein Hackentor war stark, ein harter Diagonalschuss, der noch zur Ecke gelenkt wurde, war auch nicht schlecht. Den Elfmeter verwandelte er emotionslos und sicher. In der wilden Nachspielzeit hätte er noch nachlegen müssen. Note 2,5.

Kevin Stöger (81. Minute für Hack): Hinten mit einer guten Klärungsaktion und in der Nachspielzeit an mehreren Konterangriffen beteiligt, u. a. beim doppelten Doppelpass zur letzten Chance von Čvančara. Drei Torschussvorlagen stehen in der Statistik. Ohne Note. 

Tomáš Čvančara (81. Minute für Honorat): Schlief zunächst in einer Situation hinten und hatte Glück, dass daraus nichts entstand. Sein Solosprint mit dem wuchtigen Pfostenschuss war gut, die darüber hinaus versemmelten Hochkaräter dagegen richtig schlecht. Ohne Note.

Philipp Sander (85. Minute für Reitz): Konnte nichts mehr beitragen, zwei einfache Pässe landeten beim Gegner. Ohne Note.

Fabio Chiarodia (90. Minute für Scally): Hinterließ keinen sicheren Eindruck. Verschenkte fast eine Ecke und in einer anderen Situation behielt er nicht die Ruhe, den Ball mit der Brust zu kontrollieren. Ohne Note.

Florian Neuhaus (90. Minute für Plea): War an den Kontern in der Nachspielzeit beteiligt und hatte immerhin noch sieben Ballkontakte. Bei einem Angriff ließ er einen Gegenspieler aussteigen, musste sich dann vor dem Abspiel erst die Haare aus den Augen streichen. Ein Haarband wirkt Wunder. Ohne Note.

 

 


von Redaktion TORfabrik.de
Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG