Einzelkritik: FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 2:1 (1:0)

In allen Bereichen zu wenig von Borussia

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Ko Itakura war in Augsburg an beiden Gegentoren ursächlich beteiligt (Foto: Daniel Kopatsch - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach verliert in Augsburg mit einer sehr fehlerbehafteten Leistung. Technische Mängel, taktische Einfalllosigkeit und persönliche Fehler waren die Zutaten zum bislang schlechtesten Saisonspiel. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Erlebte ein Spiel im Stil der Vorsaison. Eigentlich kann man ihm nichts vorwerfen, aber dennoch geht er einmal mehr als Verlierer vom Platz. Beim 0:1 hatte er gegen den Knaller keine Chance und beim 0:2 wurde der Ball entscheidend abgefälscht, sodass er hier ebenfalls auf verlorenem Posten war. Bei einem hohen Ball war Nicolas sicher, dazu reagierte er sowohl beim Schuss von Giannoulis als auch beim Aufsetzer von Jakic gut. Nach der Pause war der 26-Jährige einmal im Infight zur Stelle und ansonsten nicht wirklich gefordert. Seine Abwürfe waren präzise und mit dem Ball am Fuß machte er es ordentlich - die Ausnahme war ein zu kurzer Pass in Richtung Scally im ersten Durchgang, der fast ins Auge gegangen wäre. Note 3,0.

Joe Scally: War gegen zurückhaltende Augsburger in der Defensive zunächst nicht gefordert. Im Dreieraufbau mit Itakura und Elvedi blieb er meist positionsgetreu rechts hinten. Das Passspiel des US-Amerikaners war zunächst in Ordnung - im Verlauf der Partie schlichen sich allerdings mehrere Unsauberkeiten ein, die u. a. zwei gefährliche Augsburger Umschaltangriffe zur Folge hatten. Für den kreativen Spielaufbau war der 21-Jährige kein Faktor. Ein schöner langer Pass auf Čvančara verpuffte, weil dieser das Laufduell verlor. Nach dem Seitenwechsel rückte er bei Ballbesitz weiter nach vorn, ohne aber wirklich Einfluss auf das Offensivspiel zu nehmen. Eine Flanke schlug Scally nicht. Nach 75 Minuten wurde er von Lainer abgelöst. Note 4,0. 

Ko Itakura: Borussias Abwehrchef machte über weite Strecken ein anständiges Spiel und klärte mehrfach aufmerksam. Das Spiel wurde überwiegend über den Japaner eröffnet, der die meisten Ballkontakte aller Borussen hatte. Sein Kurzpassspiel war sicher, von den längeren Bällen kamen dagegen nur wenige an. Vorn gab Itakura den ersten Schuss in Richtung Tor ab, der geblockt wurde. Später verunglückte ihm eine Hereingabe von links, die auf dem Tornetz landete. Zwei schwerwiegende Fehler unterliefen dem 27-Jährigen und beide waren spielentscheidend. Vor dem 0:1 köpfte er den Ball mustergültig vor die Füße von Schlotterbeck - hier hätte er einfach zur Ecke köpfen müssen. Beim 0:2 klärte er die Hereingabe mit der Hacke ebenfalls in die Mitte, was er anders hätte lösen können und müssen. Note 4,5.

Nico Elvedi: Bekam bereits in der zweiten Minute einen Schlag in den Nacken, der letztlich dazu führte, dass er in der Halbzeit ausgewechselt werden musste. Bis zu seiner Auswechslung war Elvedi der stabilste Abwehrspieler, war aufmerksam und überzeugte mit einem guten Timing in den Zweikämpfen. Im Aufbauspiel rückte er weit nach links und suchte mit Ball am Fuß Lösungen, die er nur selten fand und sich zumeist mit sicheren Quer- oder Rückpass begnügen musste. Insoweit kann man Elvedi aber nur wenig Vorwürfe machen, weil ihm die Vorderleute kaum sinnvolle Abspieloptionen boten. Zur zweiten Halbzeit wurde der Schweizer von Friedrich ersetzt. Note 3,5.

Luca Netz: Rückte bei eigenem Ballbesitz weit auf, um - in der Theorie - die Außenstürmerposition zu besetzen und Kleindienst sowie den einrückenden Čvančara mit Flanken zu versorgen. In der Praxis schlug er zwei Flanken, die nicht ankamen. Im Offensivzweikampf konnte er sich kaum einmal behaupten und technische Unsauberkeiten sorgten für Ballverluste. Gelungen war im ersten Durchgang das Anspiel auf Plea vor der Kleindienst-Chance und unmittelbar nach der Pause der kluge Rückpass von der Grundlinie auf Čvančara. In der Defensive hatte Netz einige Schwierigkeiten und vor dem 0:2 stellte er sich als ‘Begleitschutz’ für Onyeka sehr ungeschickt an. Nach wie vor kann der 21-Jährige seine Schwächen gegen den Ball nicht mit gelungenen Offensivaktionen aufwiegen. Note 4,5.

Julian Weigl: In Höhe der Mittellinie gegen zunächst sehr passive Augsburger als sicherer Ballverteiler agierend. Als die Gastgeber sich höher postierten und Weigl vermehrt unter Druck setzten, bekam er Probleme mit der Handlungsschnelligkeit. Mehrere Ballverluste folgten und in der Defensive lief er zumeist hinterher, ohne in die Zweikämpfe zu kommen. Zwei gute Vertikalpässe des 29-Jährigen im ersten Durchgang wurden von den Mitspielern verschludert. Auch in der zweiten Halbzeit konnte Weigl wenig Konkretes beisteuern. Beim 0:2 ließ er sich vom Torschützen sehr einfach verladen. In der Schlussphase bremste Weigl mit zwei unnötigen Ballverlusten die ohnehin einfallslose Aufholjagd noch zusätzlich aus. Note 4,5.

Philipp Sander: War zunächst unauffällig, rückte dann mit einigen Balleroberungen in den Fokus, wobei mehrere gleich wieder zu Ballverlusten führten. Er versuchte sich ein paar Mal mit langen Einwürfen, das scheint eine Spezialität von ihm zu sein. Spielerisch konnte Sander kaum etwas beisteuern, er wirkte zu wenig ballfest und das Zusammenspiel mit Scally und Čvančara auf der rechten Seite war teilweise konfus. Vor dem ersten Gegentor verteidigte Sander auf dem Flügel schwach, als er zwar am Mann war, aber die Flanke nicht verhinderte. In den guten Anfangsminuten nach der Pause nahm der 26-Jährige mit einem Ballverlust den Schwung aus einem vielversprechenden Angriff. Nach 65 Minuten wurde er von Reitz abgelöst - eine Passquote von 68 Prozent untermauert den schwachen Eindruck, den Sander hinterlassen hatte. Note 5,0.

Thomas Čvančara: Durfte erwartungsgemäß starten und das nominell auf der rechten Seite. Im Klartext bedeutete dies, dass Borussia ohne Außenstürmer agierte, denn die wenigen Male, als Čvančara die Linie entlang geschickt wurde, verlor er das Laufduell und/oder foulte ungeschickt. Ansonsten orientierte er sich meistens frühzeitig in die Mitte. Er war nur ganz wenig eingebunden und seine Versuche, sich in das ohnehin stockende Kombinationsspiel einzuschalten, blieben wirkungslos. Der 24-Jährige hatte nach der Pause eine gute Torchance, als er nach dem Pass von Netz per Innenrist abschloss, der Schuss aber zu zentral geriet, sodass der Torwart abwehren konnte. Danach schlug der Tscheche noch eine ansehnliche Flanke und nach 63 Minuten und 18 Ballkontakten war Schluss. Note 4,5.

Kevin Stöger: Hatte nach Itakura die meisten Ballkontakte bei Borussia und war bemüht, mit kurzen Haken und Dribblings für Überraschungsmomente zu sorgen. Das verhinderten die Augsburger zumeist wirkungsvoll, indem sie Stöger sehr aggressiv und teilweise grenzwertig angingen. Der Österreicher wehrte sich und versuchte, das Spiel anzukurbeln, aber bis auf einen guten Steckpass über links im ersten Durchgang blieb vieles Stückwerk. Stöger und Plea rochierten viel, aber letztlich blieb Borussias Offensivspiel harmlos und ausrechenbar. Mit seiner Ecke auf Kleindienst verbuchte Stöger einen Assist. Note 4,0.

Alassane Plea: War zunächst überhaupt nicht zu sehen, ehe er vermehrt seine Momente hatte. Einmal tauchte er auf rechts auf, sein Pass von der Grundlinie ins Zentrum wurde jedoch abgefangen. Plea bediente Kleindienst zu dessen Chance in der ersten Halbzeit und zwei, drei weitere gute Ideen wurden von den Augsburgern zunichtegemacht. Gleichzeitig traf der Franzose unglückliche Entscheidungen, die zu vielen Fehlpässen führten, und er war nicht sehr widerstandsfähig, wenn die Gegenspieler ihm auf die Füße stiegen. Plea unterliefen einige Ballverluste, u. a. vor dem Augsburger Umschaltangriff zum zweiten Gegentor. Bei den wenigen nennenswerten Offensivaktionen hatte der 31-Jährige fast immer seinen Anteil. So leitete sein Zuspiel auf Netz auch die Čvančara-Chance ein. Nachdem Plea zehn Minuten vor dem Ende den Platz verlassen hatte, gab es keinen Torabschluss mehr. Note 4,0.

Tim Kleindienst: Der künftige Nationalspieler versuchte sich anzubieten und am Spiel teilzunehmen, nachdem er schnell erkannt hatte, dass über Außen an diesem Abend so gut wie nichts kommen würde. Dabei war Kleindienst eifrig, aber als Kombinationsspieler nur bedingt eine Hilfe. Eine Passquote von 54 Prozent unterstreicht dies. Wertvoll war Kleindienst vor allem als defensiver Kopfballspieler bei gegnerischen Ecken oder langen Einwürfen. In der ersten Halbzeit hatte er eine Torchance nach dem Pass von Plea, als er rechts flach am Tor vorbei zielte. Nach der Pause folgte ein Kopfball unter Bedrängnis, den der Torwart halten konnte, ehe Kleindienst nach der Stöger-Ecke den Anschlusstreffer köpfte. Einmal mehr musste sich der 29-Jährige damit abfinden, dass er im gegnerischen Strafraum nicht gut genug in Szene gesetzt wurde - so wird seine Qualität verschenkt. Note 4,0.

Marvin Friedrich (46. Minute für Elvedi): Übernahm die Position links in der Viererkette und beschränkte sich darauf, seinen Job unaufgeregt zu erledigen. Dabei schlug er einige Male den Ball humorlos weg, was aber besser war, als irgendwo ins Risiko zu gehen. In den Zweikämpfen erweckte es den Eindruck, als ob dem 28-Jährigen die Spritzigkeit fehlte und möglicherweise hätte er mit etwas mehr Matchpraxis beim Augsburger Angriff vor dem zweiten Gegentor eingegriffen, als er erkannte, dass Netz überfordert war. So aber blieb er zunächst im Raum, um sich nach Itakuras missglückter Klärung zwar in die Schussbahn zu werfen, den Ball aber nur unglücklich ins eigene Tor abzufälschen. Note 4,0. 

Rocco Reitz (64. Minute für Sander): Fügte sich leider nahtlos in das fehlerbehaftete Spiel ein. Mehrere unnötige Ballverluste und ungewohnt fahrige Aktionen prägten den Auftritt des 22-Jährigen. Zu den wenigen gelungenen Szenen gehörte die Halbfeldflanke zur Kopfballgelegenheit von Hack. Ohne Note. 

Robin Hack (64. Minute für Čvančara): War eifrig, schlug eine gute Flanke und holte die Ecke vor dem Anschlusstreffer heraus. Seine Kopfballmöglichkeit nach Reitz-Flanke war Borussias letzte Torchance. Allerdings unterliefen ihm auch einige Ballverluste, als es ihm in den Duellen an Widerstandsfähigkeit mangelte. Ohne Note. 

Stefan Lainer (76. Minute für Scally): Sollte auf der rechten Bahn für Belebung sorgen und war emsig, ohne sich aber entscheidend in Szene setzen zu können. Ein Flankenversuch geriet deutlich zu kurz. Ohne Note. 

Grant-Leon Ranos (81. Minute für Plea): Konnte bei seinem Saisondebüt nichts mehr bewegen, auch wenn er sich nicht versteckte. Sah noch eine überzogene Gelbe Karte nach einem Allerweltszweikampf. Ohne Note. 

 


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