Einzelkritik: Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 2:0 (1:0)

Borussia in Frankfurt: Zu wenig, um etwas mitzunehmen

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Rocco Reitz gegen Hugo Ekitiké (Foto: Alex Grimm - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach machte in Frankfurt kein schlechtes Auswärtsspiel, aber es war zu wenig, um etwas mitzunehmen. Vor allem die fehlende Konsequenz im Abschluss und die kurzen, aber folgenreichen Aussetzer in der Defensive brachten die Borussia um einen möglichen Punkt. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Wirkte bei seinem Comeback, als sei er nie in die zweite Reihe zurückversetzt worden. Der 26-Jährige strahlte sehr viel Ruhe und Abgeklärtheit aus. Am Ball agierte Nicolas mit großer Selbstverständlichkeit und einer guten Passquote. Auch wenn er von den Frankfurter Stürmern angelaufen wurde, behielt er die Übersicht und geriet nie wirklich in Bedrängnis. Bei hohen Bällen war Nicolas sicher und mit einer starken Rettung gegen Ekitiké verhinderte er das vorzeitige 2:0. An beiden Gegentoren war Nicolas schuldlos. Note 2,5.

Joe Scally: Machte über weite Strecken ein ordentliches und unspektakuläres Spiel. Scally war in der Defensive gefordert, wo er relativ stabil im Zweikampf agierte. Bei eigenem Ballbesitz rückte der US-Amerikaner mit auf, war aber kein nennenswerter Faktor. In manchen Situationen war die Balance zwischen Defensive und Offensive nicht optimal, sodass Frankfurt auf der rechten Seite Raum vorfand. In der guten Phase nach der Pause spielte der 21-Jährige strukturiert mit und verzeichnete einige gute Ballgewinne. Note 3,5.

Ko Itakura: Begann mit einem überzogenen Einsteigen gegen Ekitiké, klärte beim daraus resultierenden Freistoß aber per Kopf in der Mauer. Mit seinem unkonzentrierten Fehlpass und seinem unglücklichen Stellungsspiel war der Japaner ursächlich am ersten Gegentor beteiligt. Beim zweiten Tor war Itakura zu spät gegen Marmoush vorgerückt, bekam den Ägypter dann nicht mehr zu packen und ließ sich schließlich noch austanzen, weil er zu früh zu Boden ging. Die ansonsten solide Leistung des 27-Jährigen wurde durch diese Aktionen getrübt. Note 4,0.

Nico Elvedi: Startete gut in die Partie, war aufmerksam und blockte u. a. gegen Skhiri rechtzeitig. Leider wurde er vor dem ersten Gegentor von seiner bekannten Trägheit übermannt, als er Ekitiké viel zu einfach flanken ließ. Das Passspiel des Schweizers war anständig, er selbst hatte zwei Kopfballchancen nach Ecken. Im zweiten Durchgang war der Abwehrverbund weniger gefordert, doch beim entscheidenden 0:2 sah auch Elvedi schlecht aus. Er erfasste die Situation zu spät, sodass Matanovic auf Bahoya ablegen konnte. Note 4,0.

Luca Netz: Hatte zwei, drei gute Aktionen in der Offensive, u. a. als er auf Kleindienst ablegte und eine schöne Flanke in Richtung Ngoumou schlug. Doch mehrfach brach Netz auch ab, als er ballführend Raum vor sich hatte. Defensiv machte es der 21-Jährige zunächst vernünftig, doch dann wurde ihm vor dem 0:1 sein fehlendes Timing im Kopfballspiel zum Verhängnis. Er war eigentlich in einer besseren Position als Knauff, sprang aber unkoordiniert ab. Bei einigen weiteren Zweikämpfen fehlte Netz die Konsequenz. Beim 0:2 hob er das Abseits auf, war nicht nah genug an Bahoya und letztlich zu behäbig, um sich noch in die Schussbahn von Marmoush zu bewegen. Note 4,5.

Julian Weigl: Führte die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. In der ersten halben Stunde war er sehr in der Defensive gefordert, wo er mit viel Fleiß zu Werke ging, aber nicht immer mit dem richtigen Timing. Einen eigenen Ballverlust korrigierte er mit einem Foul an Marmoush und sah dafür die Gelbe Karte. Als die Ballbesitzanteile der Borussen deutlich größer wurden, kombinierte der 29-Jährige fleißig mit, aber letztlich mit zu wenig überraschenden und gewinnbringenden Aktionen. Zum zweiten Mal in Folge wurde Weigl vorzeitig ausgewechselt - dieses Mal zwanzig Minuten vor dem Ende gegen Sander. Nur spekulieren kann man, ob es mit Weigls Auswechslung zu tun hatte, dass bei Borussia anschließend deutlich weniger zusammenlief. Note 3,5.

Rocco Reitz: Rechtfertigte seine Startelfnominierung durch eine engagierte Leistung. Der 22-Jährige war gewohnt bissig in den Duellen und eroberte mit Vorahnung mehrfach den Ball. Auch wenn nicht alle Pässe ankamen, so war dennoch bemerkenswert, dass Reitz sich bietende Räume sofort erkannte und den schnellen und direkten Steilpass spielte. In Borussias Drangphase nach der Pause wusste Reitz als Antreiber zu gefallen und hatte Pech, dass sein überlegter Schuss an den Pfosten ging. Nach Weigls Auswechslung trug er für acht Minuten die Kapitänsbinde, ehe er für Neuhaus Platz machte. Note 3,0. 

Nathan Ngoumou: Durfte aufgrund des Ausfalls von Honorat auf ‘seiner’ rechten Seite starten und lieferte - gerade im Vergleich zur Vorwoche - eine erstaunlich gute Vorstellung ab. Bei einem ersten vielversprechenden Konter lief er auf typische Art und Weise blind in den Gegner hinein, danach steigerte er sich aber deutlich. Die Ballbehandlung war anständig, er nutzte seine Schnelligkeit und stiftete einige Unruhe bei den Frankfurtern. Im Abschluss fehlte dem 24-Jährigen einmal mehr der Punch. Bei seiner Chance kurz nach der Pause war der Schuss zu kraftlos und bei der großen Möglichkeit in der 58. Minute hätte er mehr herausholen können, wenn er per Vollspann geschossen hätte. Dennoch war es nach den enttäuschenden Auftritten des Franzosen zuletzt eine deutliche Steigerung. Note 3,0. 

Kevin Stöger: War engagiert wie gewohnt, forderte den Ball und wollte etwas inszenieren. Das gelang dem Österreicher allerdings nur teilweise. Mit einigen fahrigen Aktionen, u.a. mehreren unnötigen Hackenzuspielen zum Gegner, machte er sich das Leben selbst schwer. Einige gut getimte Pässe des 31-Jährigen wurden leider von den Kollegen nicht gewinnbringend verarbeitet. Laufbereitschaft und Einsatzwillen stimmten bei Stöger über die gesamte Spielzeit hinweg. Trotz der Ablage auf Reitz vor dem Pfostenschuss und weiterer guter statistischer Werte war es das bislang schwächste Spiel des Mittelfeldspielers im Gladbach-Trikot. Note 4,0.

Robin Hack: Stand erstmals wieder in der Startelf und spielte auf der linken Seite. Er war umtriebig und ging mit Elan zu Werke. Seine Passquote war gut, doch wenn es in die gefährliche Zone ging, fehlte es Hack an Durchsetzungsvermögen. In den Infights war er zu leicht vom Ball zu trennen, sodass er letztlich auch nicht in eine optimale Abschlussposition kam. Immerhin führte ein geblockter Schussversuch zur Rebound-Chance von Ngoumou. Auch wenn noch einiges an Luft nach oben ist, so war es wichtig, dass Hack Matchpraxis sammeln konnte. Zwanzig Minuten vor dem Ende wurde er von Plea abgelöst. Note 4,0.

Tim Kleindienst: War wieder mit hohem läuferischem Aufwand unterwegs, blieb aber über weite Strecken des Spiels ohne nennenswerte Aktion. Die wenigen Zuspiele in der Box (Hereingabe Netz, Flanke Hack) konnte er nicht kontrolliert aufs Tor bringen, da die Gegenspieler ihn hauteng markierten. Auch als Zielspieler für lange Bälle blieb der 29-Jährige nahezu wirkungslos. Obwohl er sich mit Wucht und Widerstandsfähigkeit in die direkten Duelle begab, zog er gegen die konsequenten Innenverteidiger meistens den Kürzeren. Weit in der zweiten Halbzeit winkte er als Ausdruck der Enttäuschung in Richtung der Mitspieler ab. Note 4,0.

Alassane Plea (71. Minute für Hack): Kam nicht in den Tritt und ein leichtfertiger Ballverlust führte zu einer Frankfurter Chance. Nach dem 0:2 war ohnehin die Luft raus und Plea hatte in zwanzig Minuten plus Nachspielzeit nur acht Ballkontakte. Ohne Note.

Tomáš Čvančara (71. Minute für Ngoumou): Ging auf die rechte Seite und blieb komplett ohne Wirkung (6 Ballaktionen). Ohne Note.

Philipp Sander (71. Minute für Weigl): Ebenfalls ein Wechsel, der keinen frischen Impuls brachte. Sander hatte zwar viele Ballkontakte, entschleunigte allerdings das Spiel mit seinen Kurzpässen in einer Phase, als eigentlich Druck aufgebaut werden musste. Ohne Note. 

Florian Neuhaus (79. Minute für Reitz): War sofort als Aushilfslinksverteidiger gefragt und wenige Augenblicke später entschied Marmoush das Spiel. Ohne Note. 

 


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