Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 1:3 (1:1)

Neue Ansätze und alte Probleme bei Borussia

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Enttäuschte Borussen nach der Heimniederlage gegen Stuttgart (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Wieder drei Gegentore für Borussia Mönchengladbach. Die Probleme der Vorsaison sind nicht ausgeräumt, erneut waren es zu viele individuelle Fehler, die letztlich eine verdiente Niederlage gegen den VfB Stuttgart besiegelten. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Erlebte einen gebrauchten Tag zwischen den Pfosten. Die erste Stuttgarter Chance, als er gegen Undav gut parierte, leitete Omlin mit einem Risikopass auf Weigl selbst ein. Das 0:1 geht klar auf seine Kappe, den Leweling-Schuss hätte er zur Seite abwehren müssen. Beim zweiten Gegentor verschätzte sich Omlin mit der Annahme, die flache Hereingabe abfangen zu können, und öffnete so die kurze Ecke. Beim dritten Stuttgarter Treffer lässt sich diskutieren, ob er den Ball nicht hätte pflücken sollen. Darüber hinaus hielt der Kapitän zwei Distanzschüsse der Stuttgarter. Im Aufbauspiel verlangsamte er das Tempo und produzierte mehrere schwache Abschläge. Note 4,5.

Joe Scally: Hatte auf seiner Seite gegen Leweling einen schweren Stand, hielt aber körperlich und läuferisch ordentlich dagegen. Beim 0:1 wurde er von Omlins Abwehr im wahrsten Sinne des Wortes auf dem falschen Fuß erwischt und konnte sich nicht mehr schnell genug drehen, um Undav zu stoppen. Offensiv kam vom US-Nationalspieler nicht viel, auch wenn er mit einer Art Zufallsaktion am Ausgleichstor beteiligt war. Beim dritten Stuttgarter Tor war er im „Sandwich“ zwischen Torschütze Demirovic und Chabot und konnte nichts machen, weil Chabot sich mit beiden Händen aufstützte. Note 3,5. 

Ko Itakura: Zeigte eine starke erste Halbzeit, als er mehrfach hervorragend antizipierte und Bälle abfing. Mit Ball drehte er sich geschickt weg vom Gegner, was er deutlich besser machte als zuletzt in Bochum. Ärgerlich war, dass der Schiedsrichter sehr kleinlich gegen Itakura pfiff, wenn dieser seinen Gegenspieler bedrängte. Das war eigentlich stets noch an der Grenze des Erlaubten, doch der Unparteiische sah das anders. Beim 0:1 versuchte der Japaner noch vergeblich zu retten, beim zweiten Gegentor kam er am kurzen Pfosten zu spät gegen Demirovic. Note 3,0.

Nico Elvedi: Auch er war im ersten Durchgang ausgesprochen stark, weil er den Gegenspieler eng markierte und direkt unter Druck setzte. Mehrfach kam er vor dem Gegner an den Ball und passte direkt nach vorn. So leitete er mit seinem Zuspiel auf Plea die erste Kleindienst-Chance ein und auch vor dem 1:1 stand Elvedis Ballgewinn an der Mittellinie an der Basis des Angriffs. Der Fehlpass vor der ersten Stuttgarter Chance und ein Verdribbeln in der zweiten Halbzeit waren die einzigen Aktionen, in denen Elvedi nicht gut aussah. Mit dem Rücken verhinderte er ein Tor von Undav, aus der anschließenden Ecke resultierte leider das 1:3. Note 2,5. 

Luca Netz: Präsentierte sich zunächst im Zweikampfverhalten konzentriert und ging in den Duellen weniger zögerlich zu Werke als noch in der Vorsaison. Doch auch gegen den VfB wurde deutlich, dass Netz Probleme mit der richtigen Balance hat. Seine Offensivqualitäten blieben nahezu unsichtbar. Zwei, drei angedeutete Antritte verpufften kurz hinter der Mittellinie, ansonsten gab es weder Flankenläufe noch Hereingaben. Für den haarsträubenden Fehler vor dem 1:2 gibt es keine Entschuldigung - auch sein vergleichsweise junges Alter ändert daran nichts. Note 4,5.

Julian Weigl: Gefiel mit einem schönen Verlagerungspass auf Scally und spielte zudem zwei, drei gute vertikale Bälle. Bei Stuttgarter Ballbesitz rückte er weit auf, um Karazor zu stören. Sobald die erste Linie von Stuttgart überspielt wurde, eilte Weigl zurück. Das funktionierte ordentlich, ohne dass die Kompaktheit im Zentrum litt. Im Verlauf der Partie fehlten bei Weigl die wirklich zwingenden Aktionen. Er sah Gelb für Meckern, weil er sich (berechtigt) über die kleinlichen Pfiffe des Schiedsrichters ärgerte. Nach dem 1:3 konnte Weigl dem Spiel keine zusätzlichen Impulse geben und eine Viertelstunde vor Schluss machte er Platz für Neuhaus. Note 3,5. 

Philipp Sander: Wie sein Nebenmann Weigl agierte auch Sander sehr mannorientiert und engte den Raum für Stiller ein. Das machte er sehr ordentlich, auch weil er sich stets rechtzeitig zurück orientierte, wenn das Spiel weiter in Richtung des eigenen Strafraums verlagert wurde. Ein starker Ballgewinn von Sander leitete einen vielversprechenden Angriff ein, den Vagnoman mit einem Foul an Stöger auf Kosten einer Gelben Karte unterband. Läuferisch war Sander präsent, nennenswerte Spielanteile hatte er jedoch keine. Nach der Pause, als Stuttgart deutlich aktiver wurde, blieb der Ex-Kieler unsichtbar und wurde nach 65 Minuten durch Reitz ersetzt. Note 4,0. 

Franck Honorat: Ein enttäuschendes Spiel von Honorat, von dem zu wenig zu sehen war. Tempoläufe in die Tiefe gab es nur im Ansatz, wobei Honorat hier auch auf die Anspiele angewiesen ist, die jedoch ausblieben. Im „Klein-Klein“ an der Außenlinie blieb der Franzose einige Male hängen. Defensiv machte er gewohnt mit, aber dass er kein gelernter Abwehrspieler ist, wurde nicht nur vor dem 0:1 sichtbar, als er Leweling zwar begleitete, dessen Schuss aber nicht blocken konnte. Direkt nach dem Seitenwechsel verzeichnete Honorat seinen ersten Schuss in Richtung Tor mit einem sehenswerten Bicycle-Kick. Nach 65 Minuten löste Hack ihn ab. Note 4,5.

Alassane Plea: Kam ordentlich in die Partie, bediente Kleindienst und kombinierte einige Male ansehnlich mit Stöger. Einen Fehlpass von Nübel bekam er nicht unter Kontrolle; etwas später scheiterte er beim Rebound nach dem abgewehrten Kleindienst-Schuss. Kurz darauf traf Plea per Kopf zum Ausgleich, musste aber nach dem Zusammenprall mit Nübel und aufgrund einer vorherigen Kollision mit Karazor angeschlagen vom Platz. Ohne Note. 

Kevin Stöger: War sofort auf Betriebstemperatur und präsent am Ball. Das Zusammenspiel mit Plea harmonierte und Borussias Offensivspiel nahm Fahrt auf. Als Aushilfslinksverteidiger machte Stöger allerdings eine miserable Figur, als er vor dem 0:1 im Rücken des aufgerückten Netz gegen Vagnoman bei seiner Alibi-Abwehraktion vernascht wurde. Den Ausgleich leitete Stöger mit ein und legte schlussendlich Plea per Kopf auf. Nach der Auswechslung von Plea war von Stöger deutlich weniger zu sehen. Er rückte etwas mehr in die Mitte, fand aber weder zu Ngoumou noch zu Honorat einen richtigen Zugang. Einsatz und Wille stimmten und als Reitz kam, wurde auch Stöger wieder auffälliger. Überraschend daher, dass er eine Viertelstunde vor Schluss für Čvančara weichen musste. Note 3,5.

Tim Kleindienst: Zeigte direkt zu Beginn mit seinem Linksschuss, der zur Ecke gelenkt wurde, dass er keine Gefangenen macht und direkt den Abschluss sucht. Bei zwei geblockten Versuchen war er etwas überhastet, aber Kleindienst strahlte Wucht und Gefahr aus. Stark seine Weiterleitung per Kopf zum Mitspieler. Dass er über eine sehr ordentliche Schnelligkeit verfügt, zeigte Kleindienst in der Situation, als er allein auf und davon war und dazu noch einen akzeptablen Linksschuss abgab. Aufmerksamer muss Kleindienst hinsichtlich möglicher Abseitsstellungen werden. Nach der Pause legte er per Brust zur Honorat-Chance ab. Er selbst wurde im zweiten Durchgang nicht mehr gefährlich und baute gegen Ende ab. Dennoch war er mit 11,4 Kilometern der läufstärkste Borusse, kein anderer Spieler sprintete so oft (40) und niemand bestritt so viele Zweikämpfe wie Kleindienst (23). Note 3,5. 

Nathan Ngoumou (28. Minute für Plea): Erhielt in dieser Situation überraschend den Vorzug vor Hack und tat sich auf der linken Seite erwartungsgemäß schwer. Ein abgefälschter Schuss und ein Kopfball mit zu wenig Druck waren noch die besten Szenen. Es sah so aus, als ob Ngoumou nicht so richtig wusste, was er machen sollte und genauso schienen die Mitspieler ratlos, wie sie ihn einsetzen sollten. Als er nach der Auswechslung von Honorat auf seiner eigentlich bevorzugten Position rechts zum Zuge kam, wollte ihm noch weniger gelingen. Mehrfach lief er ins Abseits und seine Hereingaben auf Stollenhöhe sowie blinde Dribblings in den Gegner hinein sorgten für lautstarken Unmut unter den Zuschauern. Eine gute Schussmöglichkeit verzog er in Rücklage deutlich. Note 5,0.

Robin Hack (65. Minute für Honorat): Kam über links und gefiel mit seiner Umtriebigkeit. Allerdings fehlte die Effektivität: Ein Schuss geriet harmlos und ein Freistoß von halblinks war äußerst schwach. Mit Beginn der Nachspielzeit zirkelte Hack den Ball knapp am Tor vorbei. Ohne Note. 

Rocco Reitz (65. Minute für Sander): Begann engagiert und fing an, gemeinsam mit Stöger Lücken im Stuttgarter Verbund aufzureißen. Das dauerte allerdings nur bis zur Auswechslung von Stöger an. Weil auch Weigl ging, spielte Reitz mehr den absichernden Sechser und hatte offensiv keine nennenswerten Szenen mehr. Ohne Note. 

Florian Neuhaus (76. Minute für Weigl): Kam zu seinem ersten Saisoneinsatz. Einen Hauch von Spielkultur brachte er mit, blieb aber letztlich auch ohne Wirkung. Ohne Note. 

Tomáš Čvančara (76. Minute für Stöger): War kaum wahrnehmbar auf dem Platz. Ohne Note.

 


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