Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Bayern München 3:2 (1:1)

Borussia nutzte konzentriert das aus, was die Bayern anboten

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Eine geschlossene Mannschaftsleitung gegen die Bayern (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach besiegte den FC Bayern mit 3:2 und unterstrich den Ruf, für den Rekordmeister ein Angstgegner zu sein. Die Borussen nutzten konzentriert das aus, was die Bayern anboten. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Verlebte einen relativ ruhigen Nachmittag, was schon ein wenig überraschend war, wenn man bedenkt, dass es gegen die Bayern ging. Bei den Gegentoren war der Schweizer machtlos, einen Distanzschuss von Sané hielt er sicher und den Kimmich-Schuss ‘schaute’ Omlin über den Querbalken. In der ersten Halbzeit sicherte er sich einen Fangball auf Höhe der Torauslinie, ansonsten war er hauptsächlich als Anspielstation gefordert. Bis auf einen Ball nach links, der fast im Seitenaus landete, war das Passspiel des 29-Jährigen sehr ordentlich. Auch wenn nicht alle weiten Bälle beim Mitspieler landeten, hatten diese eine gute Länge und Schärfe. Note 2,0.

Stefan Lainer: Hatte die unangenehme Aufgabe, gegen Davies spielen zu müssen. Dem ungeheuren Tempo des Kanadiers hatte Lainer einige Male nichts entgegenzusetzen. So wurde der Österreicher vor dem Ausgleich förmlich überrannt, wobei man ihm keinen Vorwurf machen kann. Vermeiden hätte Lainer es nur können, wenn er Davies schon bei der Ballannahme gepackt hätte. Beim zweiten Gegentreffer sah das anders aus, als Lainer den Ball nicht zu einem Mitspieler oder zur Ecke köpfte, sondern für Davies auflegte. Mit seiner emsigen Arbeit gegen den Ball war der 30-Jährige ein störendes Element für die Bayern, auch wenn er das eine oder andere Mal zu weit weg stand. Nach vorne machte Lainer anständig Betrieb, selbst wenn Laufstil und Ballbehandlung wenig filigran wirkten. Note 3,5.

Ko Itakura: In der Anfangsphase unterliefen dem Japaner zwei, drei ungewohnte kleinere Unsicherheiten, die jedoch folgenlos blieben oder von ihm selbst ausgebügelt wurden. In der Offensive hatte er am langen Pfosten eine erste Kopfballchance, etwas später köpfte er nach einer Ecke aufs Tornetz. Beim Ausgleichstreffer der Münchener orientierte sich Itakura zu Gnabry am zweiten Pfosten und konnte nicht mehr eingreifen. Im Spielaufbau agierte der 26-Jährige sehr besonnen und wählte mehrfach den Weg über Omlin. Einige Reaktionen von Farke an der Seitenlinie ließen die Vermutung zu, dass der Trainer mit der bedächtigen Passauswahl von Itakura nicht immer zufrieden war. Nach der Pause blockte er mit vollem Körpereinsatz einen Distanzschuss-Versuch und mit einigen energischen Abwehraktionen erstickte Itakura aufkommende Gefahr im Keim. Note 3,0.

Nico Elvedi: Blockte nach wenigen Minuten mit dem Rücken einen gefährlichen Schuss von Gravenberch, etwas später folgte ein weiterer gelungener Block des Schweizers. Er war wachsam und kam einige Male gut vor den Gegenspieler. Mit einem klugen taktischen Foul in der Rückwärtsbewegung unterband Elvedi einen Münchener Umschaltangriff – es war auch sein einziges Foul im ganzen Spiel. Beim ersten Gegentor lief er durch, um anders als in Berlin den Passweg an den Fünfer zu schließen. Diesmal erfolgte die Hereingabe in den Rückraum. Beim zweiten Tor der Bayern in der Nachspielzeit ging es zu schnell, als dass der 26-Jährige noch hätte reagieren können. Dafür köpfte Elvedi den Ball beim letzten Versuch der Münchener, noch zum Ausgleich zu kommen, gekonnt aus der Gefahrenzone. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Wurde in der Defensive von Gnabry selten gefordert und hatte den Nationalspieler im Griff. Bensebaini ging mit der notwendigen Bissigkeit in die Zweikämpfe. Ein solches gewonnenes Duell gegen Müller brachte ihn über die Stationen Wolf und Koné in die Position, aus dem Fußgelenk den weiten Pass in den Lauf von Plea zu spielen, der zur Roten Karte führte. Zwei- oder dreimal ärgerte sich der 27-Jährige gestenreich über Wolf, als Kombinationsversuche missglückten. Insgesamt agierte der Algerier jedoch ruhig und abgeklärt. Auch in den Phasen, als die Bayern mehr Druck machten, blieb er wachsam. Essenziell war die Aktion, als er nach der Pause gegen Sané einen Angriff stoppte. Pech hatte Bensebaini mit dem Lattenknaller in der 57. Minute – dieser Hammer war ein Tor wert. Note 2,5.

Christoph Kramer: Wieder als Sechser aufgeboten, da Weigl nach Trainingsrückstand zunächst auf der Bank saß. Kramer hatte einige gute Balleroberungen, u. a. stand er damit an der Basis der Großchance für Stindl zum möglichen 2:0 und auch den Angriff vor dem 2:1 leitete Kramer mit einem Ballgewinn gegen Musiala ein. Allerdings verlor Kramer einen Tag vor seinem 32. Geburtstag auch mehrfach die Duelle, weil sein Timing nicht passte. So war er vor dem Ausgleich der Bayern nicht schnell genug, um Goretzkas Anspiel auf Davies zu verhindern und nach der Pause legte er unfreiwillig für Kimmich auf. Unmittelbar nach dem 2:1 wurde Kramer für Weigl ausgewechselt. Note 3,5.

Manu Koné: Ein überragender Auftritt des Franzosen, der mit seiner Präsenz im Mittelfeld die bayerische Konkurrenz mit Kimmich und Goretzka deutlich in den Schatten stellte. Koné war extrem viel unterwegs, kaum vom Ball zu trennen und entwickelte stets im richtigen Moment eine herausragende Dynamik. Exemplarisch die Aktion, mit der er Stindls Großchance perfekt vorbereitete. Die Passsicherheit des 21-Jährigen war grandios und wie er nach der Pause zweimal in drei Sekunden einige Bayern per Bierdeckeldribbling alt aussehen ließ und direkt danach einen guten Vertikalpass spielte, war hohe – wenn auch nicht risikolose – Kunst. Stark auch Konés Rechtsschuss, den Sommer abwehren konnte. Beim Ausgleich der Bayern versuchte er die Hereingabe auf Choupo-Moting per Grätsche zu unterbinden, erreichte den Ball aber nicht mehr. Note 1,5.

Jonas Hofmann: Ein starkes Spiel des Nationalspielers, der über die gesamte Partie hinweg die Bereitschaft zeigte, seine schnellen Temposprints in die Tiefe zu starten. Auch wenn er nicht immer angespielt wurde, riss er einiges auf und sorgte für einen gewissen Alarm in der gegnerischen Abwehr. Den Freistoß vor dem 1:0 forcierte Hofmann und brachte ihn dann schlau in den Rückraum zu Stindl. Das 2:1 bereitete er mit seiner energischen Ballübernahme und dem Pass auf Plea vor, lief gut durch und ließ Sommer keine Abwehrchance. Auch den Angriff vor dem Lattenschuss von Bensebaini leitete Hofmann mit einem Zuspiel in den Lauf von Plea ein. Vor dem 3:1 schaltete der 30-Jährige nach dem technischen Fehler von Blind direkt, lief über rechts durch und bediente Thuram perfekt. Zwei Assists, ein Tor – das war ein gelungener Nachmittag für Hofmann. Note 1,5.

Lars Stindl: Dem Freistoß nach dem Platzverweis fehlte noch ein Tick Schärfe und Präzision, welche der Kapitän kurz darauf beim Führungstreffer an den Tag legte. Das Tor war eine exakte Kopie des Treffers aus dem Europa-League-Spiel in Florenz im Februar 2017 - auch damals bereitete Hofmann per Freistoß vor. Kurz darauf hatte Stindl die 100-prozentige Chance zum 2:0 auf dem Fuß, doch er schob den Ball knapp am Pfosten vorbei. Stindl ging mit einer gesunden Aggressivität zur Sache und störte den Spielaufbau der Bayern effektiv. Als Verbindungsspieler konnte der 34-Jährige überzeugen, u. a. stand er mit seiner Ballsicherung an der Basis des zweiten Tores. Stindl powerte sich aus und wurde eine Viertelstunde vor Schluss durch Thuram ersetzt. Note 2,0.

Hannes Wolf: War mit seiner schnellen Ablage auf Passgeber Bensebaini an der Entstehung der Elfmetersituation beteiligt, doch danach fiel der Österreicher nicht sonderlich auf. In mehreren Offensivzweikämpfen konnte er sich nicht behaupten und verlor den Ball. Ordentlich war es immer dann, wenn Wolf nach kurzem Kontakt zügig weiterspielte, was sich in einer Passquote von 87 % widerspiegelt. Bemerkenswert gewiss die Laufbereitschaft des 23-Jährigen und seine Arbeit gegen den Ball. Er ging wirklich permanent drauf und nervte die Bayern beim Kombinationsspiel. In der zweiten Halbzeit hatte Wolf nach Zuspiel von Plea die große Gelegenheit zum 3:1, verpatzte aber die Ballannahme und sein Schussversuch wurde geblockt – den Rebound nagelte Bensebaini an die Latte. Mit dem Einsatzwillen, den Wolf bis zum Ende ungebrochen an den Tag legte, verdiente er sich zumindest ein Fleißkärtchen und die Chance auf weitere Nominierungen. Note 3,5.

Alassane Plea: Nahm die Aufgabe als Thuram-Vertreter in zentraler Rolle sehr ernst und überraschte nicht nur Upamecano mit seiner Antrittsschnelligkeit bei den vertikalen Läufen. Über den Platzverweis wurde alles gesagt und geschrieben – Pleas Lauf war klasse und bei dieser Dynamik reicht ein kleiner Kontakt, um aus der Balance zu kommen. Eine Schwalbe, wie es Plea einige unterstellen wollten, war es definitiv nicht. Auch danach entwickelte der Franzose viel Fahrt in Richtung Tor bei mehreren Kontern, auch wenn es gelegentlich ein wenig planlos wirkte. In einer Situation, als er über rechts durchgebrochen war, verpasste er den Moment zum Abspiel auf Stindl und wurde noch abgegrätscht. Ein Schuss aus der Drehung stellte für Sommer kein Problem dar. Das 2:1 bereitete Plea mit einem perfekten Zuspiel auf Hofmann vor, nachdem er zuvor im richtigen Moment gestartet war. Auch für die Chance von Wolf legte der 29-Jährige mustergültig auf. Eine Viertelstunde vor dem Ende machte er Platz für Neuhaus. Note 2,0.

Julian Weigl (56. Minute für Kramer): Übernahm die Position als Sechser und gestaltete direkt die Phase mit, in der die Borussen minutenlang den Ball zirkulieren ließen. Mit seiner Passsicherheit (96 %) trug Weigl dazu bei, dass die Gladbacher viel Spielkontrolle hatten. In der Schlussphase fiel Sané unglücklich auf Weigl, der bei dieser Aktion umknickte und sich eine Teilruptur des Syndesmosebands zuzog. So musste der 27-Jährige den Platz wieder verlassen und wird Borussia in den nächsten Wochen fehlen. Note 3,0.

Florian Neuhaus (74. Minute für Plea): Übernahm die Zehnerposition, wo er einige gute Szenen hatte. Alle seine zehn Pässe kamen an, einer von ihnen war der für Hofmann auf dem Weg zum entscheidenden dritten Tor. In der Nachspielzeit setzte sich Neuhaus bei seinem Sololauf gegen drei Münchener durch – leider wurde er im letzten Moment noch geblockt. Im Liegen bugsierte er den Ball zu Thuram, der den Rebound jedoch verballerte. Ohne Note.

Marcus Thuram (74. Minute für Stindl): Hatte nach seiner Einwechslung in den ersten zehn Minuten gerade mal einen Ballkontakt. Doch dann war er zur Stelle und versenkte die Hofmann-Hereingabe gegen Sommer zum entscheidenden 3:1. Der anschließende Jubel des Franzosen machte deutlich, dass ihm eine gehörige Last von den Schultern gefallen war. Danach war er dann auch aktiver, wenn auch mit Fehlern. Weit in der Nachspielzeit jagte Thuram den Rebound nach der Neuhaus-Chance überhastet über das Tor. Ohne Note.

Patrick Herrmann (90. Minute für Wolf): Lieferte sich in der Nachspielzeit noch eine kleine Auseinandersetzung mit Pavard, dessen Kommentare Herrmann trocken konterte, indem er ihm mit den Fingern den Spielstand zeigte. Zwei erfolgreiche Ballaktionen hatte Herrmann zudem. Ohne Note.

Tony Jantschke (90. Minute für Weigl): Übernahm die Position des verletzten Weigl, blieb aber ohne Ballkontakt und ohne Note.

 

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