Einzelkritik: Union Berlin - Borussia Mönchengladbach 2:1 (0:1)

Borussia brachte sich bei Union selbst um den Ertrag

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Viel Arbeit und letztlich kein Ertrag für die Borussen bei Union Berlin (Foto: Maja Hitij - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach machte bei Union Berlin ein ordentliches Auswärtsspiel – wenn man den Gegner und die eigene Personallage berücksichtigt. Dass ordentlich letztlich zu wenig für einen Punktgewinn war, hatten sich die Borussen selbst zuzuschreiben. Die Einzelkritik:

Tobias Sippel: Der Ausfall von Sommer entwickelt sich zu einem gewaltigeren Problem als angenommen. Sippel konnte auch in Berlin seinen Ruf als ‘beste Nummer 2 der Liga’ nicht untermauern. Im Spielaufbau war er mehr gefordert als zuletzt gegen Frankfurt, aber seinen Pässen mangelte es an Präzision. Nur fünf von sechsundzwanzig langen Bällen kamen an. Ein paar Pflichtaufgaben bei den harmlosen Berliner Abschlüssen löste der 34-Jährige. Beim 1:1 segelte er fatalerweise am Flankenball vorbei und traf mit der Faust nur den Kopf von Behrens. Das Tor ging klar auf Sippels Kappe und die Gelbe Karte, die er für den Fausteinsatz erhielt, war berechtigt. Wenig später verfehlte er nach einer Ecke am Fünfer erneut den Ball und kurz darauf sah er beim Kopfballtreffer von Trimmel im kurzen Eck kläglich aus und hatte Glück, dass das Tor wegen Abseits wieder einkassiert wurde. Beim 1:2 konnte Sippel gegen den wuchtigen Kopfballaufsetzer aus kurzer Distanz wohl nichts ausrichten. Note 5,0.

Joe Scally: Diesmal tiefer positioniert als gegen die Eintracht. Scally bekam defensiv einiges zu tun, weil Union bevorzugt über seine Seite kam. Das löste Scally im Verbund mit dem fleißigen Ngoumou zumeist anständig. Problematischer wurde es im Stellungsspiel, wenn er bei Berliner Angriffen über Borussias linke Seite einrücken musste. So verschätzte er sich bei einer Flanke, konnte den Abschluss von Haberer aber selbst blocken und die Gefahr so gerade noch bannen. Beim Defensivkopfball war der 19-Jährige einige Male wichtig, auch wenn er nicht kontrolliert köpfte – wie vor dem Tor von Union, das wegen des Handspiels nicht gewertet wurde. Im Passspiel war Scally vorwiegend unter Druck ein wenig unsauber. Nach hinten raus schienen dem US-Nationalspieler die Kräfte zu schwinden. Beim Eckball vor dem 1:2 rückte er (zu) spät raus, um bei der kurzen Ausführung zu stören. Note 4,0.

Marvin Friedrich: Wurde an alter Wirkungsstätte offiziell verabschiedet und lieferte anschließend eine Partie ab, wie er sie in den Jahren bei Union regelmäßig gezeigt hatte. Friedrich agierte unaufgeregt, war klar und konsequent in den Zweikämpfen und bei hohen Bällen aufmerksam im Kopfballspiel. Sein Passspiel war solide, die Fehler hielten sich in Grenzen. Der 26-Jährige fand sich zum Ende hin in einer Sechserkette wieder und klärte noch zweimal, als es brenzlig wurde. Bei den Gegentoren war er nicht involviert. Note 3,0.

Nico Elvedi: Sein Einsatz stand etwas auf der Kippe, aber der Schweizer konnte mitwirken. Wie Nebenmann Friedrich profitierte er – anders als gegen Frankfurt – von der tieferen Staffelung der gesamten Mannschaft. Er wurde nicht großartig in Laufduelle verwickelt und konnte sich zumeist mit Gesicht in Richtung Ball und Gegner positionieren und einiges wegräumen. Sowohl in der Luft als auch am Boden machte es der 26-Jährige solide. Im Passspiel war Elvedi sicher und vermied jegliches Risiko. Vorn war er mit dem Führungstreffer zur Stelle, als er aus sechs Metern unbedrängt einköpfte. Beim Ausgleich blieb er gegen Behrens weg und verließ sich auf Sippel. Dass dies schiefging, ist Elvedi nicht anzulasten. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Stand etwas höher als sein Pendant Scally auf der anderen Seite, aber insgesamt längst nicht so hoch wie in der Vorwoche. Obwohl Union mehr über Borussias rechte Seite kam, waren sie in der ersten Halbzeit über Bensebainis Seite gefährlicher. Der 27-Jährige bekam in zwei, drei Situationen keinen Zugriff, was aber folgenlos blieb. Bensebaini hatte Glück, dass er für ein taktisches Foul an Ryerson keine Gelbe Karte sah. Auf dem Weg nach vorn war er ein paar Mal mit von der Partie. Mit dem langen Ball bereitete Bensebaini die Thuram-Chance vor. Gegen Schäfer (40.) und Michel (77.) störte der Algerier erfolgreich mit seinen Grätschen in höchster Not. Kurz vor dem Ende knickte Bensebaini im eigenen Strafraum um und konnte nicht mehr weiterspielen. Note 3,5.

Julian Weigl: Machte ein seriöses Spiel in zentraler Rolle, wo er den Raum gut besetzte und gemeinsam mit Kramer dafür sorgte, dass es für Union durch die Mitte kein Durchkommen gab. Am Ball vermied Weigl das Risiko und spielte seine Pässe mit Bedacht. Klasse war die Eröffnung auf Stindl, in dessen Folge es den gefährlichen Plea-Freistoß gab. Der 27-Jährige wurde von den Unionern ordentlich bearbeitet und einige Male gefoult. Er hielt aber gut dagegen und ging seinerseits konsequent in die Zweikämpfe. Note 3,5.

Christoph Kramer: Aufgrund der Sperre von Koné spielte er wieder auf der Doppel-6 und das erstmals gemeinsam mit Weigl. In Sachen Raum- und Aufgabenteilung klappte das wenig überraschend einwandfrei. Die Zentrale wurde diesmal geschlossen, sodass Union nur über lange Bälle oder Halbfeldflanken kommen konnte. Kramer war sicher im Passspiel – mit einer Ausnahme: Nach einer halben Stunde spielte er einen katastrophalen Querpass vor dem eigenen Sechzehner und hatte großes Glück, dass Union die sich daraus ergebende Chance nicht nutzte. Im Verlauf der zweiten Halbzeit gelang es auch Kramer nicht mehr, Ballbesitzphasen zu kreieren. Note 3,5.

Nathan Ngoumou: Gab sein Startelfdebüt in der Bundesliga und deutete mehrere Male an, welche Tempoqualitäten er mitbringt. So richtig abgestimmt wirkte dies allerdings noch nicht, wenn es nach vorn ging. Das lag auch an den Kollegen, denen offensichtlich nicht ganz klar war, wie man einen schnellen Spieler richtig einbindet. Gerade in der zweiten Hälfte war Ngoumou für Tiefenläufe bei Kontern prädestiniert, doch diese Variation wurde zu wenig probiert. Im ersten Durchgang gab es drei oder vier gute Angriffe mit Beteiligung des 22-Jährigen. Auffällig und lobenswert war die Defensivarbeit des Franzosen, der stetig mit zurücklief und Scally tatkräftig unterstützte. Nach 74 Minuten wurde er von Herrmann abgelöst. Note 3,5.

Lars Stindl: Der Kapitän durfte wieder in zentraler Rolle ran und agierte mit dem bekannt großen Aktionsradius. Als Borussia nach rund zehn Minuten mehr Ballbesitz bekam, unterliefen Stindl ein, zwei Unsauberkeiten im Passspiel. Doch er stabilisierte sich und war an mehreren Spielzügen mit klugen Weiterleitungen beteiligt. In Hofmanns Abwesenheit trat der 34-Jährige die Ecken – eine fiel punktgenau auf Elvedi, der zur Führung traf. Über weite Strecken der zweiten Halbzeit rieb sich Stindl mit Laufarbeit in der eigenen Hälfte auf. Nach 85 Minuten räumte er das Feld für Borges Sanches. Note 3,5.

Alassane Plea: Ein schwaches Spiel des Franzosen, was auch ein Grund dafür war, dass bei Borussia hauptsächlich nach der Pause spielerisch wenig lief. Plea wurde eng markiert und kam überhaupt nicht zur Entfaltung. Ein paar erkennbar gute Ideen konnte er nicht umsetzen, weil ein Gegenspieler dazwischen ging oder aber Plea nicht präzise genug spielte. Der Franzose arbeitete zwar auch mit nach hinten, doch längst nicht so eifrig wie Ngoumou auf der anderen Seite. Seine beste Aktion hatte Plea mit dem starken Freistoß, den Rönnow aus dem Winkel fischte (23.). Nach der Pause kam er einmal von links nach einem typischen Plea-Move zum Schuss, doch er verzog deutlich. Der 29-Jährige sah Gelb, als er sich berechtigterweise beim Schiedsrichter beschwerte, nachdem dieser einen Berliner Angriff nicht unterbrochen hatte, obwohl der Assistent längst die Fahne gehoben hatte. In der 74. Minute machte Plea Platz für Netz. Note 4,5.

Marcus Thuram: Im ersten Durchgang stellte Borussias Topscorer den Unioner Innenverteidigern mit Wucht und Tempo einige komplizierte Aufgaben. So holte er u. a. den Freistoß für Plea heraus. Doch der letzte Pass (einmal auf Ngoumou) oder der Abschluss (nachdem er den Torwart überlupft hatte und aufs Tornetz köpfte) waren nicht von Erfolg gekrönt. Bei den ungewohnt vielen langen Bällen aus der eigenen Hälfte war Thuram der Adressat, konnte aber nur sehr wenige festmachen. Vor allem gegen Knoche verlor der Franzose nahezu jedes Luftduell. Weil nach der Pause kaum etwas konstruktiv nach vorn ging, hatte Thuram wenig Gelegenheiten, sich in Szene zu setzen. Note 3,5.

Luca Netz (74. Minute für Plea): Übernahm die Position von Plea, allerdings mit klarem Fokus auf die Abwehr – Borussia verteidigte fortan in einer Sechserkette mit Netz ganz links. Er lief zwar viel, offenbarte aber einmal mehr große Probleme im Defensivverhalten. Sowohl im Positionsspiel, als auch im Zweikampf war er nicht auf der Höhe, was nicht zuletzt beim (Abseits-)Tor von Trimmel offensichtlich wurde. Ohne Note.

Patrick Herrmann (74. Minute für Ngoumou): Wie Netz auf der anderen Seite positionierte sich der Routinier gegen den Ball ganz tief und komplettierte die Sechserreihe. Er war engagiert, aber zu hektisch und fehlerbehaftet. Einmal wurde er böse gefoult und hatte Glück, dass er mit heilen Knochen davonkam. Richtig ärgerlich war die verschenkte Freistoßflanke in die Arme des Torwarts weit in der Nachspielzeit. Ohne Note.

Yvandro Borges Sanches (85. Minute für Stindl): Kam beim Stand von 1:1, konnte aber nichts mehr bewegen. Anschließend wurde gemutmaßt, Farke habe ihn gemeint, als er das Fehlverhalten “eines jungen Spielers, der reingekommen ist” beim letzten Eckball ansprach. Allerdings stand Borges Sanches bei einem Gegenspieler im Rückraum, was zumindest nicht offensichtlich falsch war. Ohne Note.

Tony Jantschke (90. Minute für Bensebaini): Musste in der heißen Schlussphase den verletzten Bensebaini ersetzen. Einen Ball flammte der Routinier aus der Gefahrenzone, beim Knockout in der 97. Minute war er im Kopfballduell mit dem heranstürmenden Doekhi chancenlos. Ohne Note.

 

von Redaktion TORfabrik.de

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