Yann Sommer: Musste direkt da weitermachen, wo er vergangene Woche in München aufgehört hatte. Beim Kopfball von Widmer am zweiten Pfosten rettete der Schweizer gegen seinen Landsmann, kurz darauf hielt er mit einer Super-Parade den Schuss von Barreiro. Danach war der Goalie eher als mitspielender Keeper gefragt. Elvedi und Itakura brachten Sommer mit knappen Rückspielen in die Bredouille, doch er blieb ruhig. In einer Situation gab er auch mal kurz den rechten Verteidiger. Dass kein Borusse mehr Ballkontakte hatte als Sommer, ist für eine Ballbesitzmannschaft kein gutes Zeichen. Beim Freistoßtreffer konnte der 33-Jährige nichts machen, später lenkte er noch einen gefährlichen Schuss von Fulgini um den Pfosten. Note 1,5.
Joe Scally: Wie gewohnt war Scally mit viel Laufbereitschaft und Enthusiasmus unterwegs. Sein defensives Stellungsspiel war nicht immer optimal, so dass er einige Male sehr einfach ausgespielt wurde. Zwei- oder dreimal funkte der US-Amerikaner im Zweikampf erfolgreich dazwischen. Auf dem Weg nach vorne konnte der 19-Jährige nicht viel beitragen. Wieder suchte er bei Einwürfen teilweise extrem lang einen Empfänger und weiterhin harmonierte er nicht optimal mit Hofmann. Einzig der schöne Pass zur Hofmann-Chance (65.) stach heraus. Insgesamt war es doch recht biedere Kost. Note 4,0.
Ko Itakura: Heimste für eine knackige Grätsche auf der rechten Seite den Szenenapplaus des Publikums ein und zeigte darüber hinaus auch in der starken Mainzer Anfangsphase eine solide Vorstellung. Am Ball mit kleineren Unsicherheiten, die aber folgenlos blieben. Stark war ein schöner langer Pass auf Thuram. In der 53. Minute versuchte der 25-Jährige gegen Onisiwo zu retten und drückte den Gegner zu Boden. Die Folge war die Rote Karte für die Notbremse. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, weg zu bleiben und auf einen Reflex von Sommer zu hoffen. Aber kein Vorwurf an Itakura - diese Entscheidung musste er im Sekundenbruchteil treffen. Dass aus dem folgenden Freistoß der Mainzer Siegtreffer fiel, war doppelt bitter. Immerhin kann sich Itakura damit trösten, dass seine Sperre aufgrund des Tores auf das Mindestmaß von einem Spiel reduziert wurde. Note 3,5.
Nico Elvedi: Wurde direkt zu Beginn von Onisiwo hart am linken Bein getroffen und behandelt. In der Folgezeit lief Elvedi etwas unrund und ermöglichte Burkardt eine Schusschance, weil er mit dem falschen Fuß klären wollte und dann aus dem Gleichgewicht kam. Auch das Stellungsspiel des Schweizers war nicht gut - so lief er bei einem simplen langen Ball dem Gegenspieler erfolglos hinterher, nachdem er zuvor zu weit vorgerückt war. Als er ein weiteres Mal hinterherrennen musste, konnte er die Situation noch bereinigen und damit seinen eigenen Stellungsfehler ausbügeln. Zur Pause blieb der 25-Jährige draußen - der Tritt von Onisiwo bescherte ihm eine Überdehnung des vorderen Außenbandes und der Kapsel. Note 4,0.
Ramy Bensebaini: Rettete in der Anfangsphase bei einer Mainzer Ecke vor der Linie für den bereits geschlagenen Sommer und war im weiteren Verlauf der Spieler mit den meisten klärenden Aktionen. Er litt sehr darunter, dass Koné defensiv nicht auf der Höhe war und auch Plea ein wenig sorglos verteidigte. So konnte Mainz über Borussias linke Seite mehrere Angriffe inszenieren. Bensebaini wehrte sich erfolgreich gegen die körperliche Herangehensweise der Mainzer. Klasse, wie er einen langen Ball technisch blitzsauber verarbeitete. Nach dem Platzverweis wurde der 27-Jährige richtig giftig und legte noch eine Schippe drauf. Mit viel Engagement trieb er an und war noch weit nach Schlusspfiff sauer, dass bei seinen zwei späten Kopfballchancen nach Standards die Präzision fehlte. Note 2,5.
Christoph Kramer: Zu Beginn ließ er einmal einen Mainzer zu einfach an sich vorbeiziehen. Im weiteren Verlauf des Spiels, als Borussia zunehmend die Kontrolle übernahm, war Kramer sehr stark. Sowohl defensiv mit vielen Läufen in die Räume, als auch offensiv. Er suchte zügig vertikale Lösungen, inszenierte und gestaltete Angriffe. Nach Itakuras Platzverweis rückte er in die Innenverteidigung. Bis auf das erste Laufduell geriet der 31-Jährige nicht in Geschwindigkeitsprobleme und machte seine Sache mehr als ordentlich. Kramers Stellungsspiel war gut und die Aufbaupässe waren präzise. Er traute sich sogar ein sehenswertes Solo von hinten heraus über die linke Seite zu. Note 2,0.
Manu Koné: Wirkte von Beginn an etwas behäbig und fahrig in seinen Aktionen. Koné unterliefen mehrere Ballverluste und er war zögerlich beim Weiterleiten des Balles. Der Franzose hatte Glück, dass er für ein taktisches Foul keine gelbe Karte sah, die er nach 26 Minuten dann doch erhielt, nachdem er einen Fehler per Foulspiel ausgebügelt hatte. Offensiv war der 21-Jährige nur mit einem Schlenzer gefährlich, der zur Ecke gelenkt wurde. Zudem bereitete er Stindls Abseitstor vor, als er sich zunächst festzurennen schien und schon zu Boden ging, sich dann aber durchtankte und Stindl bediente. In der 87. Minute machte er Platz für Weigl - ein Wechsel, der eigentlich schon früher hätte erfolgen müssen. Note 4,0.
Jonas Hofmann: Der Nationalspieler kam auch gegen Mainz nicht so richtig auf Touren und hing etwas durch. Zwar war er wie gewohnt sehr viel unterwegs (11,28 Kilometer) und auch oft am Ball, aber so richtig zündete Hofmann gegen seinen Ex-Klub nicht. Er konnte nur ganz wenige seiner Läufe in die Tiefe starten, zwei- oder dreimal gab es Missverständnisse mit den Kollegen. Dafür war er bei mehreren der gefährlichen Gladbacher Angriffe als Verbindungsspieler beteiligt. Er selbst hatte die Chance zum Ausgleich, als laut eigener Aussage der Ball schneller als sein Fuß war. Kurze Zeit später versuchte es Hofmann aus spitzem Winkel, der Schuss wurde jedoch geblockt. Tief in der zweiten Halbzeit lief er rechtzeitig zurück, um einen gefährlichen Mainzer Konter noch zu entschärfen. Note 3,5.
Florian Neuhaus: Trotz hohem Laufaufwand hatte Neuhaus in zentraler offensiver Rolle wenige Ballaktionen. Einige davon waren aber richtig gut - so wie der intelligente Pass auf Plea vor Thurams Lattentreffer oder die technisch feine Annahme im Strafraum, als er Thuram in Szene setzte. Bei der Riesenchance mit Thuram musste Neuhaus hinter dem Ball bleiben und auch wenn er nach dem Querpass vielleicht konsequenter hätte hingehen können, kann man dem 25-Jährigen keinen Vorwurf machen. Da ist letztlich eher ein Kompliment für den Sprint und die Grätsche von Kohr angebracht. Nach dem Platzverweis ließ er sich auf die Sechserposition zurückfallen. Neuhaus arbeitete fleißig, aber einige blinde Pässe waren richtig ärgerlich. Note 4,0.
Alassane Plea: Nachdem er in der Anfangsphase kaum zu sehen war, wurde Plea nach einer halben Stunde deutlich auffälliger. Er bereitete den Lattenschuss von Thuram vor, spielte den feinen Lupferpass auf Neuhaus und brachte in der Nachspielzeit den Ball scharf vors Tor, den Thuram nicht verwerten konnte. Defensiv agierte Plea etwas sorglos, was Bensebaini ein paar Probleme machte. Kurz nach Wiederbeginn zog er sich einen ‘kleinen’ Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu und wurde durch Stindl ersetzt. Note 3,5.
Marcus Thuram: Hätte sich am 5. Spieltag relativ locker an die Spitze der Torschützenliste ballern können. Satte sieben Torschüsse gab der Franzose ab und bei fast allen war ein Treffer greifbar. Doch bei der Doppelchance nach 23 Minuten hatte zunächst ein Mainzer den Fuß dazwischen, ehe Zentner den zweiten Versuch parierte. Danach touchierte Thurams Linksschuss die Latte, nachdem er von rechts vors Tor gezogen war. Später scheiterte er aus spitzem Winkel nach Neuhaus-Zuspiel am Torwart und in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit spitzelte er eine Plea-Hereingabe am langen Pfosten vorbei. Die Mega-Chance hatte der Franzose in der 34. Minute, als er Leitsch gut anlief und den Mainzer so irritierte, dass dieser über den Ball trat. Dann nahm Thuram etwas Tempo raus, um nicht überhastet zu wirken und entschied sich genau in dem Moment, als Zentner die Tür aufmachte, für den fatalen Querpass in Richtung Neuhaus. Das war maximal unglücklich. In der zweiten Halbzeit gelang dem 25-Jährigen kein Torschuss mehr, wobei er in Unterzahl auch einen schweren Stand hatte. Note 3,0.
Marvin Friedrich (46. Minute für Elvedi): Spielte in der Innenverteidigung erst neben Itakura und dann neben Kramer. Der 26-Jährige machte es solide, auch wenn er am Ball etwas behäbig wirkte. In zwei oder drei Laufduellen wurden Tempodefizite deutlich. Unglücklich war, dass Friedrich den Ball vor dem Platzverweis von Itakura mit dem Rücken verlängerte und so die Abseitsstellung von Onisiwo aufhob. Allerdings war Friedrich bei dem Duell mit dem zehn Zentimeter kleineren Burkardt auch vom Timing her klar im Vorteil, so dass er den Ball eigentlich nach vorne hätte köpfen können. Note 3,5.
Lars Stindl (52. Minute für Plea): Zündete sofort, brachte spielerische Elemente ein und sorgte mit Kombinationen für Struktur. Mit Laufbereitschaft und einer gewissen Giftigkeit war Stindl gerade in Unterzahl ein wichtiger Faktor. Bei seinem Tor rundete er ruhig ab, stand aber ganz knapp im Abseits. Note 2,5.
Nathan Ngoumou (82. Minute für Scally): Zeigte bei seiner Kurz-Premiere gute Ansätze und ging ohne Scheu zu Werke. Dribblings mit erhobenem Kopf, starkem Antritt und belebend - das war recht vielversprechend. Ohne Note.
Julian Weigl (87. Minute für Koné): Der Wechsel hätte durchaus etwas früher erfolgen können. In der kurzen Zeit deutete Weigl schon an, dass er ein Fixpunkt als Ballverteiler werden wird. In einem Zweikampf gegen einen im Abseits stehenden Mainzer langte Weigl kompromisslos zu. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de