Borussias Trainer Adi Hütter nahm gegenüber der Niederlage in Leipzig vier Veränderungen in der Startelf vor. Drei davon waren erzwungen – Stindl (Gelbsperre), Hofmann (Knie-OP) und Elvedi (Magen-Darm-Infekt) standen nicht zur Verfügung. Dazu blieb Thuram zunächst auf Bank. Neu dabei waren Bénes, Netz, Neuhaus und Plea. Hütter stellte wieder auf Dreierkette um, Zakaria übernahm die zentrale Position hinten.
Das Spiel begann mit einem überschaubaren Tempo. Frankfurt agierte sehr abwartend und ließ den Borussen die Möglichkeit, sich zu orientieren. Und mit dem ersten guten Angriff gelang der Fohlenelf der erhoffte frühe Treffer. Koné setzte sich stark im linken Mittelfeld durch und schickte Netz, der von links eine Flanke an den zweiten Pfosten schlug. Scally legte per Kopf zurück auf Neuhaus, der den Ball mit dem Oberkörper annahm und dann aus 15 Metern per Aufsetzer ins lange Eck traf (6.)
Zakarias unsinniges Dribbling ermöglicht Frankfurt den Ausgleich aus dem Nichts
Besser hätte es für die so gebeutelten Gladbacher nicht losgehen können. Die Frankfurter blieben auch nach dem Rückstand erstaunlich passiv und brachten kaum etwas von dem auf den Platz, wofür sie eigentlich gefürchtet sind. Die Borussen hatten keine Mühe, Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten. Allerdings schafften sie es ihrerseits auch nicht, die Schwermütigkeit der Hessen zu nutzen. Bis auf einen strammen Schuss von Plea aufs kurze Eck, den Trapp abwehren konnte (26.), blieben die Gladbacher ohne nennenswerten Abschluss.
Es war schon recht dünn, was die Fohlen spielerisch boten – vor allem, weil Frankfurt weiterhin mit angezogener Handbremse spielte. Es mag dem fehlenden Selbstvertrauen geschuldet sein, dass die Gladbacher nicht nachsetzten. Und in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit sorgten sie einmal mehr selbst dafür, dass das Spiel eine andere Wendung nehmen sollte. Zakaria versuchte sich ziemlich unsinnig mit einem Dribbling aus dem eigenen Strafraum zu lösen und prompt klaute Sow ihm den Ball. Bensebaini konnte daraufhin eine flache Hereingabe von Lindström nicht blocken und Borré drückte die Kugel aus kurzer Distanz zum Ausgleich über die Linie.
Borussia lässt sich wieder zu einfach düpieren
Ein Gegentor aus dem Nichts und unnötig wie ein Kropf – und natürlich machte es was mit den Borussen, aber auch mit den Frankfurtern. Die nahmen mit Wiederanpfiff nämlich am Spiel teil und deckten die Gladbacher Schwächen schonungslos auf. Ndicka lief über Gladbachs rechte Seite im Strafraum locker bis zur Grundlinie durch und passte in den Rückraum, wo Lindström - trotz Überzahl der Borussen in der Box – blank stand und das Leder zum 1:2 unter die Latte zimmerte (50.)
Die Gladbacher wankten, fielen aber noch nicht. Weil Koné sich etwas traute und in den gegnerischen Sechzehner dribbelte. Da Costa ging zu plump hin, Koné wurde getroffen und es gab berechtigterweise Elfmeter. Den verwandelte Bensebaini überlegt zum 2:2 Ausgleich (54.). Doch fast im Gegenzug ließen sich die Borussen wieder übertölpeln. Hinteregger passte im Mittelfeld zu Kamada, der nach Doppelpass mit Borré plötzlich freie Bahn hatte, weil Zakaria rausgerückt war und niemand mehr absicherte. Scally musste im Strafraum zurückziehen, Ginter grätschte vergeblich und auch wenn Sommer den Ball noch berührte, konnte er das 2:3 durch Kamada nicht verhindern (55.).
Wieder drei Gegentore innerhalb von zehn MInuten
Schon wieder drei Gegentore für die Borussen innerhalb von zehn Minuten – die Fassungslosigkeit stand allen ins Gesicht geschrieben. Und es hätte noch schlimmer kommen können, denn es zeigten sich wieder Auflösungserscheinungen bei den Fohlen. Mehrfach war Frankfurt gefährlich im Gladbacher Sechzehner, wo einige im weißen Trikot völlig die Orientierung verloren. Doch entweder flipperte der Ball aus der Gefahrenzone oder aber die Borussen hatten Glück – so beim Schuss von Lindström an den Außenpfosten (58.).
Hütter reagierte und brachte Thuram und Kramer für Bénes und Neuhaus. Die Borussen bekamen etwas mehr Zugriff, auch weil die Frankfurter nun begannen, sich auf die Verteidigung des knappen Vorsprungs zu konzentrieren. Ab der 70. Minute mussten sie das mit zehn Mann machen, denn Tuta flog mit Gelb-Rot vom Platz, nachdem er – bereits verwarnt – Thuram festgehalten hatte und folgerichtig die zweite Karte sah.
Borussia rennt in Überzahl vergeblich mit dem Mute der Verzweiflung an
Frankfurt stellte sich nun nur noch hinten rein, während die Borussen anrannten. Das machten sie mit dem Mute der Verzweiflung, doch es fehlte das letzte Quäntchen. Nach Flanke von Ginter köpfte Kramer nicht platziert genug (79.), zwei Minuten später flankte Kramer und Ginter köpfte besser – aber Trapp holte den Ball aus dem Eck. In der 89. Minute war es erneut Ginter, der einen ordentlichen Schuss aus 17 Metern abgab, doch Trapp parierte glänzend. In der Nachspielzeit köpfte Hinteregger beim Versuch, per Kopf zu klären, vor die Füße von Herrmann, der von halbrechts direkt abzog – aber erneut reagierte Trapp prächtig.
So retteten die Frankfurter letztlich den knappen Sieg in Unterzahl über die Zeit, während die Borussen die vierte Niederlage in Folge verbuchen – und erneut drei Gegentore ‚gefressen‘ haben. In der ersten Halbzeit versäumte man es, gegen einen schwächelnden Gegner nachzusetzen, nach der Pause gab es wieder eine Horrorphase, in der man sich herspielen ließ und nach hinten raus gelang es trotz aller Versuche nicht, wenigstens einen Punkt im Borussia-Park zu halten. Der Sturzflug geht weiter.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Ginter, Zakaria, Bensebaini – Bénes (64. Thuram), Koné, Scally (76. Herrmann), Neuhaus (64. Kramer), Plea, Netz (89. Bennetts) -Embolo
weiter im Kader: Sippel (ETW), Gaal, Lainer, Müsel, Wolf
Eintracht Frankfurt: Trapp - Tuta, Hinteregger, Ndicka - da Costa, Sow (83. Lenz), Jakic (28. Rode), Kostic, Lindström (83. Barkok), Kamada - Borré (73. Hasebe)
Tore: 1:0 Neuhaus (6.), 1:1 Borré (45.+1), 1:2 Lindström (50.)., 2:2 Bensebaini (54. / FE), 2:3 Kamada (53.)
Gelbe Karten: Embolo, Koné (5.) - Borré, da Costa, Lenz
Gelb-Rote-Karte: Tuta (70.)
Schiedsrichter: Martin Petersen
Zuschauer: 10.028
von Marc Basten