Die Vorbereitung auf die neue Spielzeit startet in diesen Tagen im Borussia-Park. Am Freitag hatte der neue Trainer Adi Hütter seinen ersten offiziellen Auftritt, als er der Presse vorgestellt wurde. Der Österreicher ist seit Mittwoch in Gladbach und hat sich im Hotel am Stadion einquartiert. Die Wege sind kurz, was sicherlich nicht hinderlich ist, denn auf den neuen Mann wartet viel Arbeit.
»Wir sind sehr froh, dass wir unsere Wunschlösung bei der Trainersuche gefunden haben«, sagte Sportdirektor Max Eberl zu Beginn der Vorstellung. »Aus unserer Wahrnehmung haben wir den Trainer gefunden, der sowohl menschlich als auch von seiner Fachlichkeit am besten zu unserem Klub passt. In den vergangenen Jahren hat Adi Hütter erfolgreich und nachhaltig bei seinen Vereinen gearbeitet und Fußstapfen hinterlassen. Ich durfte ihn in vielen Gesprächen als Mensch kennenlernen und er passt großartig zu Borussia Mönchengladbach.«
»Max hat mich sowohl menschlich, als auch mit der sportlichen Herausforderung total überzeugt«
Hütter selbst gab die Komplimente postwendend zurück und bezeichnete Eberl als »einen der besten Sportdirektoren oder vielleicht sogar den besten Sportdirektor der deutschen Bundesliga«. Jedenfalls hat Eberl augenscheinlich beim Österreicher ganze Arbeit geleistet. »Max hat mich sowohl menschlich, als auch mit der sportlichen Herausforderung total überzeugt«, so Hütter. »Ich bin auch ein Gefühlsmensch und habe für mich entschieden, eine neue Aufgabe zu suchen. Und jetzt freue ich mich, dass es geklappt hat und ich bei diesem tollen Verein arbeiten darf. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich bei einem tollen Verein gearbeitet habe.«
Die letzten Monate in Frankfurt verliefen für den 51-Jährigen alles andere als angenehm. Sein Wechsel zur Borussia war aufgrund einer entsprechenden Klausel zwar vertragskonform, doch das Drumherum gepaart mit dem Verpassen der Champions League hat in Frankfurt für viel böses Blut gesorgt. »Die eine oder andere Aussage hätte man möglicherweise auch besser gestalten können«, räumte Hütter ein. »Es war zum Schluss hin nicht besonders schön. Dass wir am Ende den Sieben-Punkte-Vorsprung aus der Hand gegeben haben – da haben wir einfach auch Fehler gemacht. Ich wollte den historischen Erfolg mit Frankfurt erreichen und war wie alle sehr enttäuscht, dass wir das nicht geschafft haben. Ich musste das für mich verarbeiten. Im Urlaub habe ich mich erholen und abschalten können und neue Energie getankt.«
»Das hat irgendwo natürlich auch mit der Red-Bull-Schule zu tun«
Die ist auch nötig, selbst wenn Hütter Borussia Mönchengladbach nicht gänzlich neu erfinden soll. Unter Marco Rose hat Borussia »neben unserem Ballbesitzfußball auch mehr Aggressivität und höheres Pressing dazubekommen«, so Max Eberl. »Was aber weiß Gott noch nicht in Perfektion ausgeartet ist«. Daran soll Hütter jetzt arbeiten. »Wir haben jetzt einen Trainer, der sowohl Fußball spielen lässt bei Ballbesitz, der aber auch diese Aktivität hat und zudem eine sehr gute Struktur, was die Defensive betrifft. Es ist eine weitere Evolution dessen, was wir in den letzten zehn, zwölf Jahren auf den Weg gebracht haben.«
»Marco Rose hat den Fußball spielen lassen, der auch mir sehr gut gefällt«, erläuterte Hütter. »Das hat irgendwo natürlich auch mit der Red-Bull-Schule zu tun. Was sicher zu kritisieren ist – sowohl wir letztes Jahr in Frankfurt als auch hier in Gladbach – haben zu viele Gegentore bekommen. Das gilt es grundsätzlich zu verbessern, dass die Defensive besser steht. Auf der anderen Seite möchte ich schon, dass wir zügig, attraktiv und schnell nach vorne spielen. Ich sehe Borussia, was den Ballbesitz und das Spielerische betrifft, schon sehr stark. Jetzt geht es noch um die Umschaltmomente, wann und wo attackieren wir – und dass ich versuche, meine Idee vom Fußball hinein zu implementieren.«
»Die Ansprüche sind hoch und die müssen auch hoch sein«
Ab Samstag geht es mit der Vorbereitung auf dem Platz los. »Zunächst geht es für mich darum, die Mannschaft besser kennenzulernen. Am Anfang werde ich sehr viel beobachten, mit den Spielern sprechen und die Beziehung aufbauen.« Der Kader ist aufgrund der Europameisterschaft längst noch nicht komplett, zudem stehen bekanntlich noch einige personelle Veränderungen im Raum. »Wir müssen ruhig und geduldig sein und werden am Ende des Tages wieder eine sehr gute Mannschaft hier haben«, ist sich Hütter sicher. Zu Beginn wird die Trainingsgruppe durch Nachwuchsspieler aufgefüllt: »Da haben wir viele Jungs dabei, die ich mir mal genauer anschaue«.
Trotz der vielen Unwägbarkeiten ist das Ziel in Mönchengladbach klar. Nach dem unbefriedigenden achten Platz in der abgelaufenen Saison geht der Blick wieder Richtung Europa. »Die Ansprüche sind hoch und die müssen auch hoch sein«, so Hütter. »Als Borussia Mönchengladbach dürfen, können, müssen wir uns die Ziele setzen, um die internationalen Plätze mitzukämpfen. Das ist auch mein Anspruch.«
von Marc Basten