Fraglos war es ein unerwartet schöner und spektakulärer Nachmittag im Borussia-Park. Sieben Tore plus zwei weitere vom VAR einkassierte Treffer bekamen die Zuschauer zu sehen. »Es war ein wilder Ritt mit vielen Emotionen und Torraumszenen«, sagte Borussias Trainer Gerardo Seoane später.
Erwartet hatte man angesichts der Umstände eher eine verkrampfte Auseinandersetzung, in welcher die Borussen mit weichen Knien maximal einen knappen Sieg ‘erkrampfen’ könnten. Und wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn Bernardo der Ball in der 3. Minute beim vermeintlichen Führungstreffer der Bochumer nicht an die Hand gesprungen wäre.
Das Match-Glück erzwungen
»Uns ist bewusst, dass uns der Start nicht so gut gelungen ist«, räumte Seoane ein. Aber die Borussen fingen sich und spielten konsequent nach vorne. »Wir haben zielstrebig agiert und viele Torraumszenen kreiert«, sagte Seoane. Die Führung in der 28. Minute resultierte aus einem von Wöber verlängerten Eckball von Hack und Ngoumous Kopfballwischer, der letztlich vom Bochumer Gamboa ins Tor bugsiert wurde.
»Es war eine gut gespielte Ecke«, sagte Bochums Trainer Thomas Letsch. Gleichzeitig war schon einiges an Glück dabei, dass Ngoumou der ‘Dosenöffner’ gelang. Wichtig auch, dass die Borussen nicht nachließen und das Match-Glück für den zweiten Treffer erzwangen. Der Elfmeter kam nur deshalb zustande, weil Koné nach seinem abgeblockten Schuss nicht abgeschaltet, sondern energisch nachgesetzt hatte.
In dieser Phase entwickelte sich der ‘wilde Ritt’
Das Tor zum 3:0 durch Neuhaus hätte eine vom Verlauf her perfekte erste Halbzeit gekrönt, doch es war schon korrekt, den Treffer wegen des Trikotziehens von Jordan abzuerkennen. So ging es mit einem nur oberflächlich beruhigenden 2:0 in die Pause. Die Erkenntnis, dass ein Bochumer Anschlusstreffer alles auf den Kopf stellen würde, schwebte über dem Borussia-Park.
Die Gäste waren auch ein paarmal kurz davor, aber aus Gladbacher Sicht war positiv zu bemerken, dass man selbst immer wieder aktiv wurde und den Weg nach vorne suchte. In dieser Phase entwickelte sich der ‘wilde Ritt’, von dem Seoane anschließend sprach. Es ging hin und her - besonders nachdem mit dem 3:0 eigentlich die Entscheidung gefallen zu sein schien.
Wichtig, dass Borussia weiter nach vorne spielte
Mit dem kuriosen Treffer, bei dem Ngoumou den Kopf von Reitz bei seiner Schuss-Flanke quasi als Bande nutzte, sollte der Drops gelutscht sein. Doch nur drei Minuten später hatten auch die Gäste das Glück auf ihrer Seite, als Hofmann von einer unfreiwilligen ‘Flipper-Aktion’ zwischen Lainer und Reitz profitierte.
Erneut schalteten die Borussen nicht in den Verteidigungsmodus, sondern stressten die Bochumer weiter. Der Treffer von Jordan zum 4:1 nur drei Minuten nach dem ersten Bochumer Tor sorgte für allgemeine Beruhigung. Dass Schlotterbeck zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit nochmal verkürzte, war zwar ärgerlich, gefährdete den Borussen-Sieg aber nicht nachhaltig.
Nur gemeinschaftlich als Team mit Mut und Widerstandsfähigkeit kommt man weiter
Dies auch, weil die Gladbacher in den letzten Minuten den Kopf oben behielten und aktiv blieben. Das Tor zum 5:2-Endstand von Honorat war insoweit auch eine Ansage, dass man sich an diesem Tag nicht die Butter vom Brot nehmen lassen würde. Dieses Zeichen von Willen und Durchsetzungsvermögen war nach den mauen letzten Wochen fast so wichtig wie die drei Punkte.
Der Abstand nach unten wurde vergrößert, doch ein Ruhekissen ist das längst nicht. Auch Sportvorstand Roland Virkus betonte, dass es keinen Grund für Euphorie gibt. Vielmehr müssen die Borussen verinnerlichen, dass man nur gemeinschaftlich als Team mit Mut und Widerstandsfähigkeit weiterkommt. Schon am Samstag in Mainz wird sich zeigen, ob das Bochum-Spiel in dieser Beziehung mehr als eine Eintagsfliege war.