Es gibt in der Geschichte der Fußballbundesliga genügend Beispiele, dass sich Klubs zu früh zu sicher waren, den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht zu haben. Deshalb gibt es auch bei Borussia Mönchengladbach für niemanden einen Anlass, die Füße hochzulegen und die Sache mit dem Abstiegskampf als erledigt zu betrachten. Auch wenn sich die Situation durch die sechs Punkte unter Christian Peintinger etwas entspannt hat.
Doch ein paar mehr, als die aktuell auf dem Konto befindlichen 33 Zähler, müssen die Borussen nach der Länderspielpause im Schlussspurt der Liga schon noch holen. Dazu gibt es in den verbleibenden sieben Spielen genügend realistische Möglichkeiten. Wobei gerade der Start mit dem Heimspiel gegen Mainz und dem folgenden Auswärtsmatch in Fürth vorentscheidenden Charakter hat. Bei entsprechenden Erfolgserlebnissen könnten die restlichen fünf Partien gegen die Teams aus der oberen Tabellenhälfte (Köln, Freiburg, Leipzig, Frankfurt und Hoffenheim) ohne den großen Existenzdruck absolviert werden.
Die Probleme haben sich durch den ‘Peinti-Doppelpack’ nicht alle in Luft aufgelöst
Doch noch ist es zu früh, an ein ‘Austrudeln’ der Saison zu denken oder sogar noch etwas nach oben zu schielen. Dazu war die Verfassung der Mannschaft über Wochen viel zu schlecht - die Probleme haben sich durch den ‘Peinti-Doppelpack’ nicht alle automatisch in Luft aufgelöst. Das Ziel Klassenerhalt steht nach wie vor über allem. Dass parallel hinter den Kulissen die Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen, versteht sich von selbst. Da sind vor allem Sportdirektor-Novize Roland Virkus und Kaderplaner Steffen Korell gefragt. Korell hat zuletzt in diversen Interviews manche negativen Entwicklungen teilweise beschwichtigend beiseite geschoben, aber im Kern die Problematik schon klar umrissen.
Borussia steht ein Umbruch bevor. Personell, aber eben auch von der grundsätzlichen Ausrichtung her. Nachdem das Vorhaben aus dem Sommer 2019, den nächsten Entwicklungsschritt zu machen, spätestens mit dem Ausstieg von Max Eberl gescheitert ist, muss sich Borussia neu definieren. In Zeiten leerer Kassen und einem Transfermarkt, der sich verselbständigt hat, während viele Protagonisten verzweifelt nach den alten Regeln spielen wollen, ist das alles andere als einfach. Für Virkus und Korell könnte das alles eine Nummer zu groß sein, aber genauso auch die Chance, kreativ zu agieren und die veränderten Möglichkeiten zu nutzen. Es stehen auf und neben dem Platz definitiv spannende Wochen bevor - in denen die Weichen für die Zukunft von Borussia Mönchengladbach gestellt werden.
von Marc Basten