Eine »Task Force Sportmedizin/Spielbetrieb‹ unter Leitung von Prof. Dr. Tim Meyer hat im Auftrag der DFL das angekündigte Konzept erarbeitet, auf dessen Grundlage eine Fortführung der Saison 2019/2020 stattfinden könnte. Die Liga, so sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, sei »bereit« für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs.
Das Konzept wurde am Donnerstag veröffentlicht (Download Konzept als PDF) (Download Präsentation als PDF) und beschreibt die Maßnahmen detailliert. Selbstverständlich sollen die Partien ohne Zuschauer stattfinden und überhaupt sollen sich an einem Spieltag maximal 300 Menschen im Stadionbereich aufhalten dürfen - jeweils unter strengen Vorgaben.
Keine Sonderrolle für den Fußball - Testkapazitäten unproblematisch
Während die wenigen Beteiligten auf der Tribüne - es werden z.B. nur 10 Journalisten anwesend sein dürfen - Abstandsregelungen recht einfach einhalten können, sieht das auf dem Spielfeld naturgemäß etwas anders aus. Deshalb werden Spieler und sonstige Teammitglieder regelmäßig auf Covid-19 getestet. Dazu hat die DFL eine Kooperationsvereinbarung mit fünf ›Labor-Verbünden‹ abgeschlossen. Gegen den Vorwurf, dass dem Fußball insoweit eine Sonderbehandlung zukommt, während für die ›normale Bevölkerung‹ wichtige Testkapazitäten fehlen, wehrte sich Seifert vehement.
Alle Labore hätten schriftlich versichert, dass durch Covid-19-Tests von Spielern der Bundesliga keine Einschränkungen oder Limitierungen der Testkapazitäten in Deutschland auftreten. Der Profi-Fußball würde nach einem Lagebericht des Robert-Koch-Instituts mit dem geplanten Volumen nicht einmal 0,4 Prozent der vorhandenen Testkapazitäten belegen. Zudem wird die Liga für 500.000 Euro weitere Testkapazitäten zur Verfügung stellen, die zum Beispiel in Pflegeheimen genutzt werden sollen.
Ohne eine Fortführung der Liga sind mehrere Vereine am 30. Juni zahlungsunfähig
Dass eine Fortführung des Spielbetriebs für den Fortbestand der Wirtschaftsunternehmen - und das sind die DFL und die einzelnen Klubs - alternativlos ist, machte Seifert nochmals deutlich. Aktuell sei es gelungen, mit »nahezu allen Medienpartnern« Vereinbarungen hinsichtlich der zu erwartenden Zahlungen zu schließen. Das bedeutet, dass bei einer Fortführung der Saison mit Geisterspielen Gelder fließen werden, so dass sämtliche Klubs bis zum 30. Juni liquide sind.
Im Umkehrschluss werden für den Fall, dass eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs abgelehnt wird oder später ein Abbruch erfolgt, keine Gelder fließen bzw. bis dahin schon gezahlte Teilbeträge zurückgeführt werden müssen. Das wäre gleichbedeutend mit der Insolvenz mehrerer Profiklubs.
Seifert bleibt bei den Fakten
Dankenswerterweise verzichtete Seifert bei der Pressekonferenz auf pathetische Formulierungen hinsichtlich der gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballs und beließ es bei den Fakten. Es geht schlichtweg um die Geschäftsgrundlage und die Existenz der Fußballunternehmen. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Der DFL-Geschäftsführer äußerte sich zwar etwas verwundert über die Schärfe, mit denen die Pläne der Liga in den letzten Wochen öffentlich begleitet wurden, räumte aber mögliche eigene Fehler in der Kommunikation ein.
Ein Termin zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs wurde nicht genannt. »Es ist kein Zeitpunkt definiert und ein Datum festzulegen, wäre anmaßend«, sagte Seifert. Man habe »die Rahmenbedingungen geschaffen« und es gebe »mehrere Spielplanoptionen«. Angestrebt wird weiterhin, die Saison bis zum 30. Juni zu beenden. Jedoch wäre es laut Seifert auch möglich, dass bis in den Juli gespielt wird. »Wenn denn gespielt wird ...«. Der Ball liegt nun bei den Verantwortungsträgern der Politik.
von Marc Basten