Testspiele während der Saison sind nicht oftmals kein Vergnügen. Nicht für die Spieler, die trotz allen Beteuerungen diese Spiele ohne wirklichen Wettkampfcharakter eher als lästige Pflichtaufgabe sehen, noch für die Zuschauer. In den letzten Jahren war es sogar so, dass sich in diesen Partien keine Spieler aus der zweiten Reihe aufdrängten, dafür aber der eine oder andere Verletzte hinzukamen.
Beim Spiel gegen den VfL Bochum gab es zumindest laut den offiziellen Verlautbarungen keine Zugänge auf der Verletzenliste. Obwohl Torschütze Raffael in der 41. Minute unplanmäßig ausgewechselt wurde. »Raffa hat seine Wade ein bisschen gespürt«, erläuterte Dieter Hecking anschließend. »Da ist er sehr sensibel und es ist selbstverständlich, dass wir ihn dann sofort rausnehmen.« Laut ärztlichem Befund, so Hecking, sei es aber nichts Schlimmeres.
So ganz darf man den Haken noch nicht daran machen, schließlich hatte Raffael in der Vergangenheit immer wieder ähnliche Probleme, die ihn zurückwarfen. Insoweit ist jetzt auch die neu formierte medizinische Abteilung gefordert - sie wird ebenso sensibilisiert sein wie Raffael selbst.
Darüber hinaus war die Partie gegen Bochum zumindest im ersten Durchgang keinesfalls nur eine Beschäftigungstherapie für die Gladbacher Spieler, die nicht zu ihren Länderteams berufen wurden. Es war ein unterhaltsames und ansehnliches Spiel, das einige Borussen weiterbrachte. Alassane Plea zum Beispiel machte einen nächsten Schritt in Richtung komplette Spielfitness. »Er hat heute das erste Mal 90 Minuten gespielt, seitdem er da ist«, sagte Hecking. »Das wird ihm guttun.« Plea war außerordentlich aktiv, traf zweimal den Pfosten, bereitete das Raffael-Tor vor und hatte darüber hinaus noch einige Möglichkeiten.
Torben Müsel sorgt für »Glanzlichter«
Insgesamt hinterließ die Mannschaft einen richtig motivierten Eindruck. »Es war eine außergewöhnlich gute erste Halbzeit«, sagte Hecking. »Da war alles drin, was man sich als Trainer in so einem Testspiel wünscht. Viel Spielfreude, hochkarätige Chancen - wobei wir das eine oder andere Tor mehr machen mussten.« Daneben gab es den erfreulichen Aspekt, dass Nico Elvedi und Ibrahima Traoré wieder auf dem Platz standen.
»Nico war nach knapp sechzig Minuten ein bisschen müde«, sagte Hecking. Der Schweizer wird vermutlich noch mehr als die nächste Trainingswoche brauchen, um ein Kandidat für die Startelf zu sein. Dagegen sieht sich Ibrahima Traoré, der 45 Minuten ohne Probleme spielte, schon weiter: »Mit noch einer Woche mehr Training bin ich natürlich bereit für Schalke«, sagte er.
Die Auswahl für Dieter Hecking wird also noch größer. Michael Lang soll in der neuen Trainingswoche einsteigen, Lars Stindl nähert sich langsam aber sicher auch dem Mannschaftstraining an. Da wird es schon richtig eng, zumal sich gegen Bochum mit Torben Müsel ein Spieler aus der zweiten Reihe nochmals nachdrücklich in Erinnerung brachte. Als Achter überzeugte der Zugang aus Kaiserslautern. Hecking sprach sogar von »Glanzlichtern«, die Müsel gemeinsam mit Hofmann gesetzt hätte. »Er spielt das schon ganz schön abgezockt«, lobte Hecking.
Noch nicht direkt, aber doch auf absehbare Zeit, soll auch Mamadou Doucouré zu einer Alternative werden. Seine Premiere nach über zwei Jahren Leidenszeit war der emotionale Höhepunkt der Partie in Willingen. »Das heißt jetzt nicht, dass er in den nächsten vier bis acht Wochen durchstartet«, schränkte Hecking ein. »Wir wollen ihn in den nächsten Trainingswochen stabil haben und dann kann es Step by Step weitergehen. Er darf die zehn Minuten nicht zu hoch hängen, aber mit der Selbstverständlichkeit, wie er da auf dem Platz steht - das hat mir schon sehr viel Spaß gemacht.«
von Marc Basten