Yann Sommer: Muss das erste Gegentor ganz klar auf seine Kappe nehmen. Der Schuss aufs kurze Eck rutschte ihm durch die Hosenträger. Einfach stehen bleiben und die Füße zusammenhalten wäre ausreichend gewesen, um den Schuss aus diesem Winkel zu blocken. Danach verhinderte der Schweizer das 0:2 mit einem Reflex gegen Lautaro Martinez. Den Pfostenschuss hätte Sommer nicht erreichen können. Beim zweiten Tor flog der Ball einmal mehr flach ins lange Eck - komplett unhaltbar war der Schuss nicht, aber insoweit kein Vorwurf an Sommer. Gegen den dritten Treffer konnte der 31-Jährige nichts ausrichten. Note 4,5.
Stefan Lainer: Wie gewohnt fleißig und mit viel Engagement unterwegs. Seinen Flanken fehlte es jedoch an Genauigkeit. Gelungen war der Linksschuss, bei dem der Torhüter viel Mühe hatte. Hinten rettete Lainer gegen Gagliardini und verhinderte mit einem Block im Rutschen gegen Lautaro Martinez das 0:2. In der zweiten Halbzeit war der 28-Jährige als rechter Verteidiger der Dreierkette unterwegs. Dabei entwischte ihm Martinez beim Pfostenschuss. Mit dem Knie verhinderte Lainer auf der Linie ein Eigentor von Kramer. Gelb sah der Österreicher für ein gewolltes Frustfoul. In der Schlussphase war er sehr aktiv daran beteiligt, das Spiel nach vorne zu treiben und mit dem Rückpass auf Plea war Lainer am vermeintlichen 3:3 beteiligt. Note 3,0.
Matthias Ginter: Gewann ein paar wichtige Kopfballduelle und stand zwei-, dreimal gut, um Bälle abzulaufen. Ein Befreiungsschlag missriet dem Nationalspieler, der mit wechselndem Erfolg ab und an lange Bälle einstreute. Insgesamt agierte Ginter im Spielaufbau etwas langsamer als sonst, aber weitestgehend sicher. Mit seinem Anspiel auf Stindl leitete er den Angriff zum 1:1 ein. Nach der Pause spielte Ginter als linker Verteidiger in der Dreierkette. Beim zweiten Gegentor verließ er sich auf Zakaria, wobei er eigentlich zum Doppeln hätte mitlaufen können. Vor dem 1:3 wurde er in der Fünferformation kurz hinter der Mittelline von Sanchez überspielt und verfolgte den weiteren Angriff unbeteiligt aus der Ferne. Note 3,5.
Tony Jantschke: Blieb für den verletzten Elvedi in der Startelf und stand schon direkt zu Beginn im Brennpunkt. Innerhalb weniger Augenblicke rettete er gegen Lautaro Martinez zunächst mit dem Fuß und alsdann mit dem Hinterkopf. Das erste Duell mit Lukaku entschied Jantschke für sich. Vor dem 0:1 konnte er aber nicht verhindern, dass der Belgier den Ball kurz, aber entscheidend, weiterleitete. Nach einer Viertelstunde entwischte ihm Lukaku an der Seitenlinie - daraus entstand ein brandgefährlicher Gegenangriff. Dem 30-Jährigen unterlief ein grober Fehlpass mit links, ansonsten war er im Passspiel äußerst zuverlässig - aber eben auch auf Risikovermeidung bedacht. Zur Pause musste Jantschke angeschlagen ausgewechselt werden. Note 3,5.
Oscar Wendt: Der Schwede versuchte es mit einem Volleyschuss, der zum Scheitern verurteilt war. Vor dem 0:1 kam er mit seiner Grätsche zu spät gegen den Torschützen Darmian. Einen Vorwurf kann man dem 35-Jährigen dabei nicht machen, weil er sich zunächst darauf fokussieren musste, den eventuellen Schuss von Gagliardini zu blocken. Vorne schlug er eine feine Flanke zur Kopfballmöglichkeit von Stindl. Nach der Pause im 3-5-2 trat Wendt vorne kaum in Erscheinung. Dafür war er hinten beim dritten Mailänder Treffer involviert, als er beim Zuspiel auf Hakimi nicht zupackte, als es möglich war und dann auch noch die Hereingabe des Ex-Dortmunders sehr einfach zuließ. Fünf Minuten später machte er Platz für Wolf. Note 4,0.
Christoph Kramer: Die Arbeitsbiene im Mittelfeld machte wieder viele Kilometer und sammelte Bälle mit Störaktionen ein - wenn auch nicht so viele wie sonst in der Bundesliga. Die Mailänder verstanden es, den Ball schnell laufen zu lassen. In einer Situation im ersten Durchgang rutschte Kramer unnötig schnell in ein Duell gegen Lukaku, der sich befreien konnte und woraus eine Chance entstand. In der Phase nach der Pause, als Borussia die Italiener mit der veränderten Grundordnung etwas verunsicherte, hatte Kramer zwei, drei gute Aktionen als Verbindungsmann nach vorne. Vor dem 1:2 konnte der 29-Jährige den Passweg für das Zuspiel von Brozovic auf Lukaku nicht schließen und beim 1:3 antizipierte er zu spät beim Brozovic-Anspiel auf den freien Sanchez. Note 3,5.
Florian Neuhaus: Rutschte in einer Situation aus und leistete sich bei einem Solo durch die Mitte einen Ballverlust. Spätestens dann war Neuhaus klar, dass der Gegner ein anderes Kaliber darstellte, als zuletzt Schalke. Neuhaus biss sich in die Partie, sorgte aber im Vergleich zu den letzten Spielen für weniger Gefahr. Ein Schuss des 23-jährigen wurde zur Ecke abgefälscht. Gegen den Ball war er mit viel läuferischem Engagement unterwegs - allerdings konnte auch er vor dem 1:3 das Zuspiel auf Sanchez nicht verhindern. Sein Ballgewinn vor dem 2:3 war klasse. Note 3,5.
Valentino Lazaro: Spielte gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber auf der rechten Halbposition, wo er mehrere abfallende Bälle einfing. Im Zweikampf war er nah und teilweise erfolgreich dran am Gegner. Vor dem 0:1 war Lazaro eingerückt und ließ Gagliardini einfach laufen, der ungehindert den Pass auf den Torschützen spielen konnte. In den Situationen wo es galt, etwas zu erzeugen, fehlte beim 24-Jährigen der letzte Tick an Galligkeit. Der Assist zum 1:1 war hervorragend. Als Wolf in der Schlussphase eingewechselt wurde, rückte Lazaro auf die linke Seite. Note 3,5.
Lars Stindl: Erhielt sehr früh die Gelbe Karte für Trikotziehen bei einem Inter-Gegenstoß. In der Folgezeit musste er sich gezwungenermaßen im einen oder anderen Zweikampf zurückziehen. Ein Freistoß des Kapitäns geriet als Schuss-Flanke zu scharf, beim Kopfball nach Wendt-Flanke bekam Stindl nicht genug Druck hinter das Leder. Als Gestalter agierte er mit wechselndem Erfolg - der schnelle Pass auf Lazaro vor dem 1:1 war große Klasse. In einer Situation forderte er einen Elfmeter, doch der Schubser war zu leicht und der Fall zu gewollt. Der 32-Jährige spielte noch einen schönen Verlagerungsball, bevor er in der 69. Minute durch Embolo ersetzt wurde. Note 3,0.
Marcus Thuram: Sein erstes Solo beendete er mit einem gewollten Fall und bekam den Freistoß. Thuram hatte wenig Raum und wurde von den Italienern intensiv bearbeitet. Mit einem verdeckten Schuss von halblinks wäre der Franzose fast erfolgreich gewesen. Thurams Ballverlust führte zur zweiten großen Inter-Chance. Beim Treffer zum 1:1 startete er gut in Richtung ersten Pfosten, was Plea die Räume dahinter öffnete. Die Strafraumbesetzung inklusive der Laufwege war in dieser Szene lehrbuchreif. Nach der Pause rückte Thuram neben Plea ins Zentrum und hatte im Anschluss an eine Stindl-Ecke einen freien Kopfball, den er am Tor vorbei setzte. Vor dem 1:2 verlor der 23-Jährige den Ball - wobei er schon grenzwertig angegangen wurde. Mit seiner blitzschnellen Weiterleitung auf Plea zum 2:3 verbuchte Thuram einen Assist. In der Nachspielzeit unterlief ihm noch ein ärgerlicher Fehlpass. Note 3,5.
Alassane Plea: Trat zunächst nur wenig in Erscheinung und wenn, dann waren die Aktionen leicht unglücklich - wie ein Stürmerfoul beim Stören. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war er zur Stelle, als er den Ball in typischer Mittelstürmermanier gut nach unten ins Eck köpfte. Nach dem Seitenwechsel gemeinsam mit Thuram in der Spitze. Einen Freistoß schoss Plea gegen einen aus der Mauer herauslaufenden Inter-Spieler. Ganz stark war sein Treffer zum 2:3, als er mit rechts via Innenpfosten vollstreckte. Der 27-Jährige erzielte mit einem geschickten Schuss das vermeintliche 3:3, was aberkannt wurde. In der Nachspielzeit sah Plea noch Gelb. Note 2,5.
Denis Zakaria: Kam zur Pause für den angeschlagenen Jantschke und übernahm als zentraler Mann in der neu gebildeten Dreierabwehrkette die unangenehme Aufgabe gegen Lukaku. Das machte Zakaria gar nicht schlecht, weil er mit Tempo und seinen langen Beinen aufwarten konnte, mit denen er Lukaku einige Male piesackte. Doch leider verlor Zakaria das Duell vor dem 1:2, als Lukaku ihn kurz wegdrückte und der Ball dann auch noch unglücklich durch seine Beine flog. Beim 1:3 orientierte sich der 24-Jährige zunächst in Richtung Ball und ließ Lukaku aus den Augen. Als er die Situation erfasste, war der Belgier schon uneinholbar enteilt. Zakaria in der Abwehrkette ist sicherlich eine sehr interessante Variante, doch in dieser Konstellation war Inter mit Lukaku eine Nummer zu groß. Note 4,0.
Breel Embolo: Ersetzte den ›vorbestraften‹ Stindl und konnte mit ein paar wuchtigen Antritten etwas Gefahr heraufbeschwören. Vor dem aberkannten Tor setzte er sich gekonnt gegen mehrere Gegenspieler durch. Der 23-Jährige war die tragische Figur bei der Szene des Abends, wo er knapp im Abseits stand und den Torwart mit dem Hochspringen in den Augen des Schiedsrichters irritierte. Ohne Note.
Hannes Wolf: Kam in der 78. Minute für Wendt und ging auf die rechte Seite. Er war noch am Angriff vor dem aberkannten Tor beteiligt, ansonsten trat der 21-Jährige nicht nachhaltig in Erscheinung. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de