Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Manchester City
Borussia gegen Man City: Mutlos und daher chancenlos
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Die Borussen um Matthias Ginter hatten Man City nicht allzu viel entgegenzusetzen (Foto: Imago Images)
Borussia Mönchengladbach hielt die Niederlage gegen Manchester City in Grenzen. Mehr war in Budapest auch nicht drin, denn den Gladbachern fehlte der Mut auf dem Weg nach vorne. Die Einzelkritik:
Yann Sommer: Obwohl Manchester deutlich mehr vom Spiel hatte, wurde Sommer nicht sonderlich gefordert. Ein, zwei Distanzschüsse hielt er sicher fest. Bei den Gegentoren hatte er keine Abwehrchance, wobei natürlich immer die Frage erlaubt sein darf, ob ein Keeper bei solchen Halbfeldflanken nicht energisch herauskommen sollte. Als mitspielender Torwart war Sommer stark eingebunden, einige Male wurde es eng und nicht immer kamen seine Pässe an. Nach der Pause klärte der Schweizer einmal aufmerksam mit dem Kopf außerhalb des Strafraums. Insgesamt machte es der 32-jährige ordentlich. Note 3,0.
Stefan Lainer: Wirkte zu Beginn in der einen oder anderen Situation etwas hölzern, biss sich dann aber in gewohnter Manier ins Spiel rein. Der Österreicher suchte zumindest ab und an den Weg in die Tiefe, eine Halbfeld–Hereingabe in Richtung Plea war so schlecht nicht. Defensiv war die Leistung bis auf zwei, drei kleinere Stellungsfehler okay. Dass der von Kramer für Lainer gedachte Pass vor dem 0:1 nicht ankam, ist dem 28-Jährigen nicht anzulasten. Etwas überraschend wurde er bereits nach 63 Minuten gegen Lazaro ausgewechselt. Note 3,5.
Matthias Ginter: Fing mit einem guten und wichtigen Block gegen Sterling an und stand auch im weiteren Verlauf einige Male richtig, um Bälle abzufangen. Im Spielaufbau hier und da etwas unkontrolliert, was aber auch an den den fehlenden Anspielstationen lag. Ein Fehlpass von Ginter leitete einen direkten Umschaltangriff ein, der zum Glück folgenlos blieb. Beim zweiten Gegentor kam der 27-Jährige gegen Gabriel Jesus den entscheidenden Tick zu spät. In der Schlussphase wurde Ginter regelrecht ‘abgeschossen’, konnte aber weiterspielen. Note 3,5.
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Nico Elvedi: War der Borusse mit den meisten Ballkontakten und spielte im Aufbau einige Male einen guten ersten Pass. Auch in der Abwehrarbeit war der Schweizer stabil. Er stellte Sterling im Eins-gegen-Eins oder bereinigte nach der Pause den Fehler von Bensebaini, indem er gegen Jesus Gabriel rettete. Getrübt wurde die eigentlich sehr gefällige Leistung des 24-Jährigen durch den entscheidenden Stellungsfehler vor dem 0:1, als er die Halbfeldflanke falsch einschätze und Bernardo Silva in seinem Rücken ziehen ließ. Note 3,5.
Ramy Bensebaini: Musste sich mehrfach in Laufduellen mit Sterling messen, was wahrlich kein Vergnügen ist. Schon direkt zu Beginn hatte Bensebaini Glück, dass der Engländer im Strafraum auf den Beinen blieb, nachdem Bensebaini ihn gehalten und gezogen hatte. In der Folgezeit griff der 25-Jährige mit einigen ‘Hochrisiko-Grätschen’ ein. Die passten zwar, doch das glich schon einem Tanz auf der Rasierklinge. Jenseits der Mittellinie trat der Algerier so gut wie gar nicht in Erscheinung. Kurz nach der Pause konnte sich Bensebaini bei Elvedi bedanken, der seinen Katastrophenrückpass in die Füße von Jesus Gabriel ausmerzte. Note 4,0.
Denis Zakaria: Rechts im Dreiermittelfeld aufgeboten, fing der Schweizer direkt mit einem Foulspiel gegen Gündogan an. Doch diese Aggressivität blieb in der Folgezeit nicht nur bei Zakaria auf der Strecke. Er antizipierte mehrfach nicht gut und ließ einige Lücken. Bei Ballbesitz war er zunächst kein Faktor. Nach der Pause hatte er zwei, drei gute Szene auf dem Weg nach vorne. Stark, wie er sich einmal in der gegnerischen Hälfte behauptete und endlich mal seine Schnelligkeit ausspielen konnte - doch der finale Pass in Richtung Plea war schwach. Besser war da die Flanke auf Plea zu dessen Hacken-Abschluss. Nach hinten heraus kam nicht mehr viel, der 24-Jährige schien auch körperlich auf Reserve zu laufen. Note 4,0.
Christoph Kramer: Als zentraler defensiver Mittelfeldspieler unglaublich viel unterwegs und damit beschäftigt, irgendwie die Räume zu schließen. Dass er angesichts der Passstafetten von Manchester ein paar Mal etwas irritiert im Kreis zu laufen schien, war nicht verwunderlich. Im Spielaufbau war Kramer um Struktur bemüht, was vor dem 0:1 in die Hose ging. Sein Pass in Richtung Lainer landete beim Gegner und ermöglichte die Halbfeldflanke. Von der Körpersprache und der Einsatzbereitschaft hinterließ Kramer auch in der Schlussphase, als das Spiel allgemein nur noch abgewickelt wurde, einen motivierten Eindruck. Dass es dem 30-Jährigen kurz vor dem Ende bei einem vergeblichen Sprint in den hinteren Oberschenkel fuhr, war nicht verwunderlich. Note 3,5.
Florian Neuhaus: Auf der linken Seite in der Mittelfeldreihe war der Nationalspieler hauptsächlich mit Defensivarbeit beschäftigt. Im Aufbau ließ er sich sehr weit nach links hinten zurückfallen und es gelang ihm gemeinsam mit Elvedi mehrfach ein vernünftiger erster und zweiter Pass. Doch meist versandeten die Kombinationsansätze kurz darauf. Wenn Neuhaus selbst etwas inszenieren wollte, blieb das zumeist Stückwerk. Nach der Pause lief der 23-Jährige bei einem vielversprechenden Angriff zentral durch, doch dann verdaddelte er den Pass in die Spitze. Lange Bälle spielte Neuhaus nur ganz selten - gelungen war das Anspiel auf Hofmann vor der vermeintlichen Elfmetersituation. Note 4,0.
Jonas Hofmann: Nominell rechts vorne aufgestellt, verbrachte Hofmann den Großteil des Spiels in den defensiven Halbräumen. Er lief wie gewohnt viel, doch zweimal ließ er Joao Cancelo zu einfach flanken, was zu den beiden Gegentoren führte. Auf dem Weg nach vorne kam Hofmann über Andeutungen nicht hinaus. Kombinationen verpufften, sobald die gegnerische Hälfte in Sicht kam. Zwei- oder dreimal versuchte sich der 28-Jährige an tiefen Läufen, doch das durchaus mögliche Zuspiel blieb aus. Erst in der Schlussphase kam ein langer Ball von Neuhaus mal bei Hofmann an, der im Strafraum hart aber fair gestoppt wurde. Es gab keinen Elfmeter, aber Hofmann zog sich eine Blessur am linken Knie zu und musste ausgewechselt werden. Note 4,5.
Lars Stindl: Der Kapitän wartete zunächst bei der Seitenwahl vergeblich auf einen Wimpel für das Vereinsmuseum - Kapitänskollege Sterling kam mit leeren Händen. Und auch danach gab es für Stindl nicht viel mitzunehmen. Als zentrale Spitze war er in erster Instanz der unermüdliche Anläufer, der sich in zweiter Instanz zurückfallen ließ und mit verteidigte. Das machte er mit gewohnter Laufbereitschaft. Als verkappter Spielgestalter war der 32-Jährige jedoch außen vor. Bei den wenigen Aktionen, als etwas möglich gewesen wäre, agierte Stindl fahrig. Nach der Pause tauschte er die Position mit Plea, doch diese Umstellung verpuffte. So kam Borussias eigentlich gefährlichster Offensivspieler nicht mal in die Nähe eines Torabschlusses. Nach 73 Minuten machte er Platz für Embolo. Note 4,0.
Alassane Plea: Links vorne aufgeboten, blieb auch der Franzose weitestgehend unsichtbar. Nach der Halbfeldhereingabe von Lainer bei einem Konter hätte Plea mit etwas mehr Durchsetzungswillen vielleicht eine Chance gehabt. Ansonsten fehlte ihm auf dem Weg nach vorne nahezu jegliche Bindung. Wirklich ärgerlich, dass der 27-Jährige die wenigen interessanten Ansätze durch eine schlampige Ballverarbeitung zunichtemachte. Im zweiten Durchgang nahm er zeitweise die Position von Stindl als zentraler Angreifer ein, aber auch dort blieb er mit einer Ausnahme wirkungslos. Ausgerechnet wenige Sekunden vor seiner Auswechslung hatte Plea seine erste und einzige Torchance, als er mit einem sehenswerten ‘Scorpion-Kick’ nach Zakaria-Flanke das Tor nur ganz knapp verfehlte. Note 4,5.
Valentino Lazaro (63. Minute für Stefan Lainer): Ordnete sich auf der rechten Abwehrseite ein, zwei Minuten später fiel das 0:2 und die Partie war entschieden. Lazaro fiel nicht mehr besonders auf. Zwei Tacklings waren gelungen, sein Passspiel weitestgehend sauber. Ohne Note.
Marcus Thuram (63. Minute für Alassane Plea): Wirkte in den ersten Minuten nach seiner Einwechslung noch durchaus motiviert und suchte die Tiefe, doch alsbald ging Thuram wieder auf Tauchstation. Gegen Mainz hatte er vier Ballkontakte in zwanzig Minuten, diesmal sieben in einer halben Stunde. Ohne Note.
Breel Embolo (73. Minute für Lars Stindl): Auch die zweite Einwechslung eines Offensivspielers brachte nichts ein - im Gegenteil. Embolo verzeichnete in den zwanzig Minuten auf dem Platz eine einzige Ballberührung. Ohne Worte und ohne Note.
Hannes Wolf (86. Minute für Jonas Hofmann): Kam wenigstens noch zu einer Torchance in der Nachspielzeit, als er nach dem verunglückten Pass von Rodrigo zum Abschluss kam, doch Ederson parierte. Der Schuss von Wolf war nicht schlecht, aber leider nicht platziert genug. Ohne Note.
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