Die Sitzung der 36 Profiklubs der 1. und 2. Liga am Montag in Frankfurt brachte letztlich nur ein Resultat: Niemand weiß, wie es weitergeht. Das ist angesichts der sich nahezu täglich ändernden Gesamtsituation in der ‘Corona-Krise’ nicht weiter verwunderlich. Auch wenn der Fußball jahrzehntelang in seiner eigenen Blase lebte - und viele Protagonisten sich dort weiterhin wähnen - ist es logisch, dass diese ‘Scheinwelt’ keine Patentlösung zum Umgang mit der Krise parat hat.
Die Aussetzung des Spielbetriebs zum 2. April war ein rein formeller Akt. Niemand rechnet damit, dass die Liga in zweieinhalb Wochen fortgesetzt werden kann. Im Moment geht es schlichtweg um das nackte Überleben der Klubs und damit letztlich auch der DFL. Es ist offensichtlich, dass viele dieser Wirtschaftsunternehmen - nichts anderes sind ja die Klubs - rasend schnell Liquiditätsprobleme bekommen werden. In normalen Zeiten haben manch abenteuerliche Finanzkonstrukte funktioniert - jetzt könnte das eine oder andere Kartenhaus krachend zusammenfallen.
Klar ist, dass die Vereine ohne Spielbetrieb nicht lange überleben werden. Deshalb ist eine schnellstmögliche Fortführung mit Geisterspielen »in nächster Zukunft die einzige Überlebenschance«, wie DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Montag sagte. Wer Bundesligaspiele ohne Zuschauer ausschließe, »der muss sich keine Gedanken mehr machen, ob wir bald mit 18 oder 20 Profiklubs in der Bundesliga spielen. Denn dann wird es keine 18 Profiklubs mehr geben.«
Im Kontext dessen, was auf die Gesellschaft durch die Corona-Krise zukommt, darf der Fußball nicht damit rechnen, dass ihm extern unter die Arme gegriffen wird. Allein durch die aktuell angeordneten Schutzmaßnahmen verlieren ganze Gewerbezweige ihre Geschäftsgrundlage und es wird unweigerlich zu Kettenreaktionen kommen. Viele derer, die sich und ihr Unternehmen im Moment noch in Sicherheit wähnen, werden in den Strudel geraten und mitgerissen werden. Hier irgendwie etwas abzufedern, wird für Deutschland, Europa und die Welt eine Herkulesaufgabe. Die Relevanz des aufgeblasenen Fußballzirkus rückt da deutlich in den Hintergrund - auch wenn natürlich Arbeitsplätze und Existenzen daran hängen.
Es ist eine nie dagewesene Situation und sie wird in allen Bereichen einschneidende Folgen haben. Wie der Profifußball in zwei, vier, sechs oder zwölf Monaten aussieht, kann niemand im Detail seriös voraussagen. Klar ist nur, dass die Annahme, bald laufe alles wieder so wie vorher, eine Illusion ist. Die Blase ist geplatzt.
von Marc Basten