Joe Scally weilt in diesen Tagen mit dem Team der US-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar. Für den 19-Jährigen ist das aufgrund der Umstände umstrittene Turnier in der Wüste das erste Großereignis. Ob Scally in Katar mehr als nur eine Nebenrolle einnehmen wird, bleibt abzuwarten. Ein Meilenstein in seiner noch jungen Karriere ist die Teilnahme am World Cup allemal.
Für den Rechtsverteidiger ist es permanent bergauf gegangen, seitdem er in Mönchengladbach bei den Profis angekommen ist. Unter Ex-Trainer Adi Hütter wurde er auch ein wenig aus der Not heraus ohne große Anlaufzeit ins kalte Wasser geworfen und Hütters Nachfolger Daniel Farke fand keinen Grund, dem Youngster etwas Schonung zukommen zu lassen. 15 Startelfnominierungen in der Liga und 1306 von 1350 möglichen Spielminuten sprechen eine deutliche Sprache. Mehr Stammspieler geht eigentlich nicht.
Scally spielt fast pausenlos durch, Lainer erleidet gesundheitliche Rückschläge
Das ist insoweit schon etwas überraschend, weil die permanente Belastung nicht spurlos an Scally vorbeigegangen ist und zudem mit Stefan Lainer zumindest nominell ein echter Konkurrent vorhanden ist. Scally spielt mittlerweile fast anderthalb Jahre pausenlos durch und es ist völlig klar, dass so ein junger Spieler mit Leistungsschwankungen zu kämpfen hat. Nicht wenige Beobachter kamen zuletzt öfter zu dem Schluss, dass Scally eine Pause mal ganz guttun würde.
Doch Farke hielt an Scally fest. Das hatte gewiss auch damit zu tun, dass Stefan Lainer bislang in unschöner Regelmäßigkeit gesundheitliche Rückschläge zu verkraften hatte. Eine Entzündung im Knie, eine Magen-Darm-Grippe und das Coronavirus warfen den Österreicher zurück. Bis zur WM-Pause weist die Statistik für Lainer gerade einmal 26 Bundesligaminuten aus. Dieser Wert ist in Gänze jedoch weder mit der Stärke von Scally, noch mit den Krankheiten zu erklären. Daniel Farke bescheinigte Lainer zwar stets »vorbildliches und professionelles Verhalten« im Training, aber er zog ihn auch dann nicht als seriöse Scally-Alternative in Betracht, als Lainer fit war.
Scally hat Lainer überflügelt – Interesse aus England
Gewiss sind Lainer und Scally unterschiedliche Spielertypen. Beide interpretieren die Rolle des Rechtsverteidigers offensiv, aber Lainer ist aufgrund der ‘Red-Bull-Prägung’ eher ein Mann, der permanent draufgeht und attackiert. Wenn Lainer klassisch verteidigen muss, werden Defizite im Stellungsspiel deutlich, aber auch beim Zweikampf und im Defensivkopfball. Scally ist als Kopfballspieler allein wegen seiner Körpergröße (+10 Zentimeter) im Vorteil. Aber er kann – wenn auch längst noch nicht perfekt – auch solide verteidigen und mit seiner körperlichen Wucht punkten. Im Ballbesitz, so ehrlich muss man sein, sind beide nicht überdurchschnittlich veranlagt.
Nach aktuellem Stand ist Stefan Lainer (Vertrag bis 2024) mit seinen 30 Jahren keine ernsthafte Konkurrenz für Scally (Vertragslaufzeit offiziell nicht genannt). Auch bei der WM kann Lainer seinem jungen Kontrahenten nur zuschauen, nachdem er selbst mit Österreich die Qualifikation verpasst hat. Wie es für Lainer weitergeht, ist wie so vieles in Mönchengladbach ungewiss. Allerdings kann es im Fußball schnell gehen, zumal Scally längst noch nicht so weit ist, permanent gute Leistungen abzuliefern. Zudem gibt es gesicherte Erkenntnisse, dass finanzkräftige englische Clubs Scally intensiv beobachten. Möglicherweise erfüllt sich der US-Boy seinen Traum von der Premier League schneller als geplant, zumal er jetzt bei der WM im Schaufenster stehen könnte.
von Redaktion TORfabrik.de