Noch viel Arbeit wartet auf Adi Hütter und sein Trainergespann: Gut drei Wochen vor dem Pflichtspielauftakt in Kaiserslautern enttäuschte die Fohlenelf beim Testspiel in Paderborn über weite Strecken. Selbst unter Berücksichtigung der Umstände, dass es für den Zweitligisten der letzte Härtetest vor dem Saisonstart war und dass der ‚Improvisations-Kader‘ der Gladbacher erst seit zwei Wochen im Training ist, kam von Borussia zu wenig.
Dabei hatte Adi Hütter diesmal von Beginn an eine durchaus namhafte Elf auf dem Platz. Vor Torwart Sippel bildeten Scally, Beyer, Jantschke und Bensebaini die Viererabwehrkette. Kramer und Lockl spielten davor, Herrmann, Stindl und Wolf formierten sich zur offensiven Mittelfeldreihe hinter der einzigen Spitze Plea. Im 4-2-3-1 rückten die beiden Außenverteidiger bei Ballbesitz weit auf.
Viele kleine Unsauberkeiten
Einige gute Ansätze in der Spielstruktur waren erkennbar, doch mehr auch nicht. Entweder verhedderten sich die Borussen am gegnerischen Strafraum, oder sie verloren durch viele kleine Unsauberkeiten den Ball. Richtig gute Spielzüge gab es nur wenige. Die beste Chance vor der Pause durch Stindl resultierte aus einem feinen langen Ball von Bensebaini – Stindl scheiterte am stark reagierenden Keeper der Paderborner (14.).
Auch der zweiten nennenswerten Möglichkeit der Fohlen durch Plea ging ein langer Pass – diesmal von Beyer – voraus. Doch Plea verarbeitete den Ball nicht sauber und köpfte letztlich aus dem Lauf heraus in die Arme des Torwarts (32.). Zu diesem Zeitpunkt lagen die Borussen bereits mit 0:1 im Hintertreffen – Uwe Hünemeier hatte den Zweitligisten bereits nach elf Minuten in Führung gebracht. Eine Hereingabe des Ex-Borussen Sven Michel von Gladbachs rechter Seite wurde von zwei Borussen verpasst, so dass Hünemeier vor Beyer aus elf Metern zum Schuss kam und Sippel keine Chance ließ.
Freude über den Anschlusstreffer von Conor Noß währt nicht lange
Borussia hatte zwar ein leichtes spielerisches Übergewicht, blieb aber insgesamt harmlos. Derweil zeigte man sich in der Defensive sehr anfällig. Ob bei Standards oder immer dann, wenn Paderborn schnell spielte, wackelte der Abwehrverbund. Die eigenen Standards wurden erst nach der Pause etwas besser – so hatte Bensebaini nach einer Herrmann-Ecke eine gute Kopfballgelegenheit (48). Kurz darauf musste der zur Pause für Sippel eingewechselte Jan Olschowsky das erste Mal hinter sich greifen. Einen Schuss von Präger wehrte der Keeper gut zur Seite ab, doch den Rebound – einen tückischen Aufsetzer von Heuer aus spitzem Winkel - ließ der 19-Jährige zum 0:2 durchrutschen (54.).
Christoph Kramer musste unmittelbar darauf angeschlagen vom Platz – für ihn kam Conor Noß. Und der 20-Jährige führte sich gleich gut ein. Ein erster Schussversuch von halblinks außerhalb des Strafraums wurde noch geblockt, doch der zweite Versuch landete als Aufsetzer im kurzen Eck (56.). Jedoch konnten sich die Borussen nur drei Minuten über den Anschlusstreffer freuen. Eine Paderborner Ecke wurde nicht konsequent geklärt und es folgte eine Hereingabe an den kurzen Pfosten, wo Srbeny das Kopfballduell gegen Stindl gewann und weil Olschowsky sich beim Rauskommen etwas verschätzte, stellte Paderborn auf 3:1 (61.).
Borussia muss in allen Bereichen ganz gewaltig zulegen
Jantschke bewahrte die Borussia kurz darauf mit einer Klasse-Grätsche im Sechzehner vor dem fast sicheren vierten Gegentreffer (64.) durch Michel. Kurz darauf gab es die Totalrotation – bis auf Scally und den zuvor eingewechselten Noß verließen alle Feldspieler den Platz. Auch aufseiten der Gastgeber wurde viel gewechselt, so dass in den verbleibenden zwanzig Minuten wenig Spielfluss aufkam. Unter dem Strich waren die Paderborner dem vierten Treffer näher als die Borussen dem zweiten Tor.
Das Endergebnis von 3:1 kann durchaus als verdient bezeichnet werden. Die Paderborner hatten deutlich mehr Wettkampfschärfe als die Borussen und waren alles andere als zimperlich. Das zeigte sich auch bei zwei Scharmützeln an der Außenlinie, bei denen sich Herrmann und Wolf provoziert fühlten. Auch wenn man Testspiele nie zu hoch hängen darf, so hat sich in Paderborn gezeigt, dass die Borussen in den nächsten drei Wochen noch in sämtlichen Bereichen ganz gewaltig zulegen müssen.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sippel (46. Olschowsky) – Scally, Beyer (69. Wentzel), Jantschke (69. Bennetts), Bensebaini (69. Poulsen) – Kramer (56. Noß), Lockl (69. Moustafa), Wolf (69. Lieder) – Herrmann (69. Schroers), Stindl (69. Quizera), Plea (69. Borges Sanches)
Tore: 1:0 Hünemeier (14.), 2:0 Heuer (54.), 2:1 Noß (58.), 3:1 Srbeny (61.)
Gelbe Karten: Schuster, Pröger – Herrmann, Wolf
Schiedsrichter: Thorben Siewer (Olpe)
Zuschauer: 2.413
von Marc Basten