Nachdreher aus der BayArena

»Irgendwie haben wir das Glück erzwungen«

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Lars Stindl profitiert vom krassen Fehler von Amiri und erzielt den Ausgleich in Leverkusen (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach holt einen unerwarteten Punkt bei Bayer Leverkusen und Lars Stindl schreibt die Geschichte des Spiels, weil er in seinem vorletzten Spiel in der letzten Minute trifft. Doch das Trainerthema schwebte auch am Sonntag über der BayArena.

Das Aus von Daniel Farke bei Borussia Mönchengladbach nimmt immer deutlichere Konturen an. Den Gerüchten vor einer Woche im Vorfeld der Partie in Dortmund folgten halbherzige und teilweise ungeschickte Ausweichmanöver der Protagonisten und am Sonntag vor dem Match in der BayArena kochte das Thema erneut hoch. Es geht mittlerweile nur noch um die Frage der Sprachregelung: Entlässt Borussia Farke, tritt dieser zurück oder kann man, wie bei Hütter, eine einvernehmliche Trennung verkaufen

»Es ist nicht beschlossene Sache, die Gerüchte möchte ich dementieren«, sagte Roland Virkus am Sonntag in Leverkusen. »An dem Plan, dass wir uns nach der Saison zusammensetzen, hat sich nichts geändert«. Daniel Farke blieb bei seiner Linie, nicht auf das Thema einzugehen. »Für mich persönlich hat das keine Bewandtnis, ich bin immer hoch konzentriert auf das Tagesgeschäft«. Ihn hätte nur geärgert, dass »jetzt zwei Spiele in Folge solche Spekulationen zwei Stunden vor Spielbeginn aufkommen.« Da sei es für die Mannschaft »nicht so einfach, sich hochprofessionell auf Fußball zu konzentrieren«.

Nach zwanzig Minuten war das Spiel eigentlich gelaufen

Am Sonntag in Leverkusen schienen die Borussen zunächst die notwendige Konzentration auf den Platz bringen zu können. Mit einer Dreier- bzw. Fünferkette versuchte Daniel Farke ‘Highspeed-Leverkusen’ unter Kontrolle zu halten und in der Anfangsphase setzte die Mannschaft das durch eine intensive Herangehensweise sehr ordentlich um. »Wir hatten uns fest vorgenommen, dass sich die ersten 30 Minuten aus dem Spiel gegen Dortmund nicht mehr wiederholen«, sagte Christoph Kramer, der etwas überraschend in der Startelf stand.

Doch nach einer Viertelstunde drohte das Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Die Borussen ließen in Sachen Intensität nur ein wenig schleifen und schon war es passiert. »Wir hätten wacher und schärfer sein müssen«, konstatierte Farke. Ein unbedrängt gespielter langer Pass in den Lauf von Adli, der seinen Tempovorteil gegen Friedrich nutzen und Ersatzkeeper Olschowsky tunneln konnte. Die Borussen wankten daraufhin gewaltig und ließen sich nur fünf Minuten später den zweiten Treffer nach dem simplen Muster ‘Flanke-Kopfball-Tor’ einschenken. »Gerade die Flankensituationen hätten wir besser verteidigen müssen«, ärgerte sich Farke.

Bayer holt Borussia zurück ins Spiel

Bayer hatte mit dem 2:0 nach zwanzig Minuten alle Karten in der Hand, doch im weiteren Verlauf wurde deutlich, warum die Werkself in dieser Saison - dem unzweifelhaft vorhandenen Potenzial zum Trotz - kein Spitzenteam ist. Es schlich sich eine gewisse Sorglosigkeit ein, die Xabi Alonso nach der Partie monierte. Anstatt den Sack zuzumachen, versuchte Bayer das Spiel zu verwalten. Das wäre eigentlich auch aufgegangen, denn trotz eines höheren Ballbesitzanteils für die Borussen nach der Pause wirkte es nicht so, als ob die Gladbacher noch eine realistische Chance hätten.

Doch dann brachte Hradeckys unsaubere Ballbehandlung nach einem unnötigen Rückpass von Bakker die Borussen zurück ins Spiel. Jonas Hofmann profitierte wachsam vom Fauxpas des Keepers. »Das war natürlich etwas glücklich«, sagte Lars Stindl, der die Szene noch von der Bank aus miterlebt hatte. »Aber danach haben wir gegen diesen Gegner, der extrem schnell im Umschaltspiel ist und gegen den man sich keinen Fehler erlauben darf, nochmal richtig angeschoben.« Und tatsächlich war da plötzlich ein Schlagabtausch auf Augenhöhe und es ging hin und her. Mit der Einwechslung von Stindl kam zusätzlich Emotion und Bissigkeit auf den Platz.

Ein unerwartetes emotionales Highlight 

Fünf Minuten vor dem Ende hätte der Kapitän nach Lainer-Flanke bereits den Ausgleich erzielen müssen, doch seine Direktabnahme aus sechs Metern strich haarscharf am Tor vorbei. Es schien so, als ob sich die Borussen für ihre Bemühungen nicht belohnen sollten - bis Amiri dieses kuriose Geschenk machte. »Natürlich war das ein krasser Fehler, aber irgendwie haben wir dieses Glück auch erzwungen«, sagte Stindl. Der Jubellauf des Kapitäns und die Gefühlsexplosion der Fans im Block ließ für einen Moment die Trostlosigkeit vergessen, die Borussia in diesen Monaten umgibt. So wurde das letzte Auswärtsspiel von Lars Stindl für Borussia - und nahezu sicher auch das von Daniel Farke - noch zu einem unerwarteten emotionalen Highlight. 

 


von Marc Basten

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