Nachdreher aus dem Borussia-Park

Borussia in Überzahl zu einfallslos

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Bemüht, aber letztlich nicht effizient genug - Franck Honorat & Co. (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach verliert gegen Borussia Dortmund, weil man in der langen Zeit in Überzahl nach der Pause zu einfallslos agierte, um wenigstens einen Punkt zu sichern. Auch die Impulse von Außen verpufften.

Die taktische Ausrichtung von Borussia Mönchengladbach am Samstagnachmittag gegen Dortmund machte durchaus Sinn. »Wir haben einen tiefen Block gewählt, um ähnlich wie im letzten Spiel die Räume engzumachen«, erklärte Gerardo Seoane, der wieder auf ein 5-4-1 mit Doppel-Sechs gegen den Ball setzte. 

»Das ist uns phasenweise auch sehr gut gelungen, wir hatten gute Balleroberungen«, führte der Schweizer aus. Tatsächlich kam der BVB aufgrund der kollektiv aufmerksam verteidigenden Gladbacher zunächst nicht gefährlich vor das Tor von Jonas Omlin. Bis zur 22. Minute. Gerade hatte Seoane seine Mannen gestenreich aufgefordert, mit der letzten Linie aufzurücken, da ließen sie sich erwischen. 

Vermeidbare Gegentore

Ein langer Pass von Schlotterbeck in Richtung Sabitzer, der aus dem Zwischenraum gestartet war, löste eine Kettenreaktion aus. Wöber, zunächst noch bei Sabitzer, hob das Abseits auf. Elvedi ging Sabitzers Laufweg kurzzeitig mit, blieb aber nicht dran. Der rechte Innenverteidiger Friedrich war aufgerückt und nicht zur Stelle. Omlin machte zwei Schritte in Richtung Ball und hätte diesen wohl auch erreichen können, brach dann aber ab und zog sich zurück. Sabitzer traf den Ball perfekt und Omlin bekam die Hände nicht mehr rechtzeitig hoch - Dortmund führte. 

»Da haben wir die Tiefe nicht gut gesichert«, sagte Seoane zum ersten Gegentor, bei dem er sich nicht festlegen wollte, inwieweit Omlin seinen Anteil hatte. Das 0:2 nur wenige Minuten später resultierte aus einem Elfmeter, dessen Entstehung komplett unnötig war. Bei einem schnell ausgeführten Freistoß von Brandt auf Schlotterbeck waren die Gladbacher nicht im Bilde und der Klärungsversuch von Ngoumou war maximal ungeschickt. Er trat Schlotterbeck auf den Fuß und es war ein klarer Elfmeter, auch wenn die Schauspieleinlage des Dortmunders peinlich war. 

»Unsauber in der technischen Ausführung«

Nach einer halben Stunde lagen die Gladbacher mit 0:2 hinten und das Spiel schien gelaufen. Doch die Standard-Stärke brachten die Fohlen zurück. Die Ecke von Honorat war präzise, der Kopfball des überraschend freien Wöber ebenso. Danach gestalteten die Borussen das Spiel offener, auch wenn Seoane berechtigt bemängelte, dass man insgesamt etwas »unsauber in den Entscheidungen und der technischen Ausführung beim Umschaltspiel« gewesen sei. 

Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es erst die kuriose Elfmeterszene (siehe Einwurf), ehe Adeyemi sich die Gelb-Rote Karte abholte und Gladbach über eine halbe Stunde in Überzahl spielen durfte. »Die Gelb-Rote-Karte hat das Panorama komplett verändert«, sagte Seoane. Die abwartende Haltung musste komplett abgelegt werden und ziemlich schnell offenbarten sich die Defizite, gegen einen tief stehenden Gegner adäquate Lösungen zu finden. 

Seoane: Energie, Cleverness und technische Intensität haben gefehlt

»Insgesamt haben wir gegen einen tief stehenden Block den Ball nicht gut genug zirkulieren lassen, um schlussendlich auch die Überzahl auszunutzen«, sagte Seoane. »Durch die Hitze und den Verschleiß, den wir in der ersten Halbzeit durch das tiefe Verteidigen und die langen Sprints zum Umschalten hatten, fehlte uns ein wenig die Frische«, erklärte der Coach. »Wir hatten die eine oder andere gute Situation, aber insgesamt hat uns in dieser Phase vor allem die Energie, Cleverness und technische Intensität gefehlt«.

Auch die Wechsel brachten nicht den gewünschten Input. Mit der Herausnahme von Weigl ging die Struktur noch mehr verloren und wenn man schon mit ganz vielen Spielern auf einer Linie am gegnerischen Sechzehner steht, muss man diese auch bedienen. Doch weil im Passspiel das Tempo fehlte, Einzelaktionen im falschen Moment gestartet und trotz hoher Strafraumbesetzung kaum Flanken geschlagen wurden, konnte Dortmund in Unterzahl relativ ungefährdet verteidigen. 

Nur noch fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang

Doch trotz der Unzulänglichkeiten im Gladbacher Angriffsspiel war der Ausgleich mehr als nur im Bereich des Möglichen. In der Nachspielzeit schoss Čvančara aus spitzem Winkel Kobel an und kurz darauf vergab der Stürmer nach einer perfekten Honorat-Flanke aus drei Metern einen Kopfball schon fast kläglich. So blieb es am Ende bei einer ärgerlichen und vermeidbaren Niederlage im Borussen-Duell. 

Damit wurde auch die gute Ausgangsposition, durch die man sich mit dem wichtigen Auswärtssieg in Wolfsburg in der Vorwoche gebracht hatte, wieder etwas relativiert. Durch den Mainzer Sieg ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz auf fünf Punkte geschrumpft und auch wenn sich in den unteren Gefilden noch einige andere Teams tummeln, darf man sich im Hinblick auf den Klassenerhalt nicht zu sicher sein. 

 


von Marc Basten
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