Marco Rose veränderte die Anfangself gegenüber dem Heimsieg gegen Werder Bremen am Dienstagabend auf drei Positionen: Zakaria, Bensebaini und Stindl begannen für Herrmann, Wendt und Wolf (alle Bank). Marcus Thuram saß nach abgelaufener Sperre zunächst draußen, ebenso wie Breel Embolo.
Borussia begann mit einer Dreierabwehrkette mit Zakaria als zentralem Mann, die aber in der Anfangsphase überhaupt nicht gefordert war. Denn zunächst fand das Geschehen ausschließlich in der Dortmunder Hälfte statt. Schon nach 45 Sekunden jubelten die Gladbacher über den vermeintlichen Führungstreffer durch Neuhaus, der nach einem Ballgewinn von Hofmann mit einem Schlenzer getroffen hatte. Schiedsrichter Manuel Gräfe gab das Tor, wurde dann aber vom VAR angefunkt.
Wieder VAR-Ärger für die Fohlenelf
Hofmann hatte sich bei der Balleroberung grenzwertig gegen Bellingham eingesetzt. Gräfe schaute sich die Bilder mehrfach an und entschied dann, dass der Schubser von Hofmann als Foul zu werten sei und annullierte den Treffer. Eine nachvollziehbare, aber gleichermaßen sehr ärgerliche Entscheidung, weil die erste Wahrnehmung kein offensichtlich klarer Fehler war.
Die Fohlen ließen sich nicht beirren und gaben weiter Vollgas. Der BVB wankte bedenklich und die Gladbacher waren klar überlegen. Hofmann hatte eine gute Gelegenheit, doch Bürki lenkte den Flachschuss des Ex-Dortmunders aus 17 Metern mit den Fingerspitzen um den Pfosten (7.). Drei Minuten später brachte Hofmann eine Freistoßflanke von halbrechts in den Strafraum, die Elvedi per Kopf verwertete. Mehr als zwei Minuten dauerte es anschließend, bis die Gültigkeit des Treffers bestätigt wurde. Der VAR ging auf Abseitssuche, wurde aber letztlich trotz aller Bemühungen nicht fündig.
Dortmund ist plötzlich da und Haaland trifft doppelt
Die wahre Borussia führte also nach 11 Minuten hochverdient mit 1:0 und zeigte sich auch in den folgenden Minuten noch recht ballfest. Doch nach rund einer Viertelstunde änderte sich Bild schlagartig. Dortmund nahm plötzlich am Spiel teil und schnell wurde deutlich, dass das neue Gladbacher Defensivkonstrukt alles andere als gefestigt war. Dazu kamen Ballverluste auf dem Weg nach vorne - wie in der 22. Minute. Guerreiro profitierte, Sancho steckte fein auf Haaland durch, der sich im Rücken von Zakaria gelöst hatte und der Norweger traf aus spitzem Winkel an Sommer vorbei zum Ausgleich (22.).
Die Gäste waren nun am Drücker. Nach einer Ecke durfte Akanji unbedrängt aus elf Metern schießen, Sommer wehrte nach vorne ab und Can bekam sieben Meter vor dem Tor die Chance zu Rebound. Sommer war geschlagen, aber auf der Linie rettete Stindl per Kopf und mit Hilfe des Innenpfostens (26.). Drei Minuten später leistete sich Neuhaus im Aufbau einen einfachen Ballverlust gegen Bellingham und Dortmund schaltete blitzschnell um. Sancho spielte Doppelpass mit Bellingham und legte auf Haaland ab, der aus der Drehung trocken zum 1:2 ins Eck traf (29.).
Elvedi staubt nach Bürki-Patzer zum Ausgleich ab
Dortmund hatte das Spiel gedreht und auf Gladbacher Seite wurde als erste Reaktion das System auf ein 4-4-2 umgestellt. Dadurch bekamen die Fohlen wieder mehr Zugriff und egalisierten den Spielstand bereits fünf Minuten später. Nach Haalands Doppelpack ließ sich auch Nico Elvedi nicht lumpen und netzte zum zweiten Mal ein. Stindl zog einen Freistoß aus zwanzig Metern mit rechts aufs Tor, Bürki ließ den Ball nach vorne prallen und der aufmerksame Elvedi schob den Rebound mit links zum 2:2 über die Linie (32.).
Gladbach war zurück im Spiel, wobei der BVB weitere Möglichkeiten hatte. Nach einer Ecke lenkte Sommer einen Hummels-Kopfball über den Querbalken (36.), drei Minuten später konterten die Gäste über Reus und Sancho - der Engländer bugsierte das Leder nur Millimeter am langen Pfosten vorbei (39.). Auf der anderen Seite bekam Neuhaus eine fast freie Schusschance aus 17 Metern, zirkelte den Ball aber am Tor vorbei (44.). In der Nachspielzeit hatte Plea nach einer schnellen Freistoßhereingabe von Hofmann das 3:2 auf dem Fuß, aber der Franzose bekam den Ball in letzter Instanz nicht unter Kontrolle.
Bensebaini stellt die Weichen mit einem Klasse-Tor
Nach dem Seitenwechsel war es wieder die heimische Borussia, die erste Duftmarken hinterließ. Hofmann spielte auf Neuhaus, der mit einem Lupfer auf die linke Seite zu Bensebaini passte. Der Algerier ließ Brandt ins Leere laufen, legte sich den Ball auf den rechten Fuß und zirkelte ihn präzise halbhoch zum 3:2 ins lange Eck (50.). Ein Klasse-Tor des Linksverteidigers, das bei den Gästen deutliche Spuren hinterließ.
Hofmann nutzte die Verunsicherung zu einem Ballgewinn und trieb das Leder über den halben Platz nach vorne, um im perfekten Moment auf Plea zu passen. Der Franzose schoss die Kugel - noch leicht abgefälscht von Bellingham - haarscharf vorbei - der Außenpfosten wurde noch touchiert (53.). In der Folgezeit zog sich Gladbach weiter zurück und verteidigte sehr aufmerksam, während der namhaften Dortmunder Offensive erstaunlich wenig einfiel.
Sommer ist zur Stelle - Joker Thuram macht alles klar
Erst in der 74. Minute gab es die erste Torchance der Gäste im zweiten Durchgang. Guerreiro zog von halblinks gefährlich ab, aber Sommer wehrte den Schuss mit einer starken Parade ab. Zwei Minuten später schoss Bellingham per Direktabnahme zwei Meter am Tor vorbei. Währenddessen versuchten sich die Gladbacher mit eher mäßigem Erfolg im Konterspiel. Marco Rose hatte früh gewechselt, Thuram war für Hofmann gekommen und etwas später Embolo und Wolf für Plea und Stindl.
Für die Vorentscheidung sorgte mit Marcus Thuram einer dieser Einwechselspieler. Nach einer Ecke von Neuhaus löste sich Thuram im Zentrum hervorragend, stand dann bei seinem Kopfball regelrecht in der Luft und platzierte den Ball zum 4:2 ins Eck (78.). In der Schlussphase versuchte der BVB zwar auf den Anschlusstreffer zu gehen, doch die Gladbacher verteidigten sauber und gewissenhaft. Nur bei einem Schuss des eingewechselten Moukoko musste sich Sommer nochmal richtig strecken (90.+1). Auf der anderen Seite vergaben die Fohlen, u.a. durch Embolo, gute Konterchancen für einen möglichen fünften Treffer.
Die Horrorserie beendet und den Anschluss nach oben hergestellt
Am Ende steht ein verdienter 4:2-Erfolg der wahren Borussia, die damit die Horrorserie gegen Dortmund endlich beendet hat. Die erste Halbzeit war sehr wild und die taktische Ausrichtung passte knapp fünfzehn Minuten überhaupt nicht, aber Gladbach schaffte rechtzeitig den Turnaround und entwickelte im weiteren Verlauf eine erstaunliche Stabilität. Mit diesem Prestigeerfolg ist der Anschluss an die wichtigen europäischen Plätze hergestellt.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Ginter, Zakaria (84. Herrmann), Elvedi - Lainer, Kramer, Neuhaus, Bensebaini - Stindl (70. Wolf) - Hofmann (65. Thuram), Plea (70. Embolo)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Beyer Jantschke, Wendt, Bénes
Borussia Dortmund: Bürki - Morey (87. Tigges), Akanji, Hummels, Guerreiro - Bellingham (79. Moukoko), Can, Sancho, Reus (70. Reyna), Brandt - Haaland
Tore: 1:0 Elvedi (11.), 1:1 Haaland (22.), 1:2 Haaland (28.), 2:2 Elvedi (32.), 3:2 Bensebaini (50.), 4:2 Thuram (79.)
Gelbe Karten: Kramer -
Schiedsrichter: Manuel Gräfe
Zuschauer: -
von Marc Basten