Das Corona-Virus meldet sich in Deutschland nach der Weihnachtspause erwartungsgemäß mit Nachdruck und natürlich sind auch die Fußballprofis betroffen. Die paar freien Tage wurden genutzt, um aus der ‘Profi-Blase’ zu entfleuchen und durch die Welt zu jetten. Völlig legal, regelkonform und vielleicht sogar menschlich verständlich, wie Gladbachs Sportdirektor Max Eberl am Mittwoch sagte. Aber eben auch mit erwartbaren Folgen für das Business Fußball-Bundesliga, wo derzeit insbesondere ob der (finanziellen) Auswirkungen der Corona-Pandemie großes Wehklagen herrscht. Doch nun droht das Virus nicht nur die Zuschauer auszuschließen und die Klubs um dringend benötigte Einnahmen zu bringen, sondern auch den profanen Spielbetrieb erheblich zu beeinflussen.
Fast alle Klubs melden täglich neue Coronafälle bei ihren Spielern oder Mitgliedern aus dem engsten Kreis. In Gladbach sind das Denis Zakaria, Joe Scally, Mamadou Doucouré und Keanan Bennetts. Die beiden erstgenannten gehören zum Stammpersonal, werden der Borussia zum Rückrundenauftakt in München aber - aller Voraussicht nach - fehlen. Deutlich größer ist der coronabedingte Aderlaß auf Seiten des Rekordmeisters. Am Mittwoch verabschiedete sich mit Alphonso Davies der neunte Bayern-Profi in Quarantäne. Nur zu gerne würden die Bayern das Spiel »absetzen lassen«, wie Max Eberl nach Gesprächen mit seinem Kollegen Salihamidzic zu berichten wusste. Der Münchener Sportvorstand bestätigte das gegenüber dpa: »Wir haben aktuell zehn Feldspieler und zwei Torhüter. Deshalb machen wir uns Gedanken, wie wir das Spiel bestreiten können und haben die Situation mit der DFL diskutiert«.
Bayern wird mit einer besseren Rumpfmannschaft auflaufen
Nach aktuellem Stand müssen die Bayern antreten. Gemäß der Spielordnung müssen mindestens neun Lizenzspieler inklusive Torwart zur Verfügung stehen und dazu weitere sechs in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler - und die bekommen die Münchener zusammen. Erst wenn das nicht der Fall ist, kann ein Antrag auf Spielverlegung gestellt werden. Sollte nicht noch eine weitere Welle an Ausfällen folgen, werden die Münchener mit einer besseren Rumpfmannschaft auflaufen. The show must go on - so fragwürdig es auch wäre. Sollte die zuletzt strauchelnde Gladbacher Borussia tatsächlich etwas aus der Geisterarena in München mitnehmen, dürften nicht nur die Konkurrenten im Tabellenkeller von ‘Wettbewerbsverzerrung’ sprechen.
Allerdings muss es den Fohlen dazu überhaupt gelingen, nicht die nächste Auswärtsniederlage zu kassieren. In der Verfassung der letzten Wochen vor Weihnachten dürfte selbst Bayerns B-Elf eine Nummer zu groß sein. Zumal Adi Hütter neben Zakaria und Scally definitiv nicht auf Bensebaini (Afrika-Cup) und Hofmann (Aufbautraining nach Knie-OP) zurückgreifen kann. Der 51-Jährige muss also einmal mehr improvisieren - was eben auch ein Grund dafür ist, dass Borussia so abgerutscht ist. »Ich bin nicht happy, wie es bislang hier gelaufen ist«, gesteht Hütter im Rückblick auf sein erstes halbes Jahr ein. »Die Situation ist nicht ungefährlich«. Dennoch ist der Österreicher davon überzeugt, dass es aufwärts gehen wird. »Wir haben mit dieser Mannschaft die Möglichkeit, eine Serie zu schaffen«. Der Startschuss dazu soll schon in München erfolgen - wenn gespielt wird.
von Marc Basten