Borussias Trainer Adi Hütter nahm gegenüber dem letzten Spiel im vergangenen Jahr in Hoffenheim fünf Wechsel vor: Jantschke, Elvedi, Netz, Koné und Neuhaus begannen für Scally, Zakaria (beide Covid-19), Bensebaini (Afrika-Cup), Thuram und Herrmann (beide Bank). Die Münchener mussten derweil auf neun Spieler verzichten, die positiv auf Corona getestet wurden. Dennoch war zumindest die Startformation der Nagelsmann-Elf fast durchweg mit Hochkarätern besetzt.
Borussia spielte in einem 3-4-1-2 System und konnte die Anfangsphase relativ offen gestalten. Doch nach und nach verlagerte sich das Spiel nahezu vollständig in die Hälfte der Gäste. Folglich kam der Rekordmeister zu ersten Tormöglichkeiten: Nach einem abgewehrten Freistoß probierte es Gnabry aus der Distanz, doch Sommer streckte sich und wehrte den Ball ab (8.). Kurz darauf gelangte der Ball nach einer missglückten Grätsche von Lainer zu Lewandowski, der das Spielgerät im Strafraum stark verarbeitete, mit seinem Abschluss aber am Knie des intuitiv reagierenden Sommer scheiterte (13.).
Lewandowski lässt Elvedi und Sommer alt aussehen – Neuhaus tunnelt Ulreich
Die Borussen gerieten zusehends in Bedrängnis und der Führungstreffer der Bayern fiel nicht überraschend. Nach einem Verlagerungspass von Süle auf Gladbachs linke Seite und einem folgenden Steckpass in den Strafraum drehte sich Lewandowski um Elvedi und flammte die Kugel aus elf Metern halbrechts ins kurze Eck – Sommer schaffte es nicht, den Einschlag zu verhindern (18.). Das Spiel nahm also seinen allgemein erwarteten Verlauf – die Bayern führten und die Gladbacher schauten einmal mehr in die Röhre.
Auch in der Folgezeit hatten die Münchener das Geschehen vollends im Griff. Die Borussen hatten sehr viel Mühe, überhaupt etwas Struktur in ihre Aktionen zu bekommen. Umso überraschender der Ausgleich in der 27. Minute mit der ersten Strafraumaktion der Fohlen. Lainer flankte von rechts in Richtung Stindl, der den Ball in der Box aber ebenso verpasste wie mehrere Münchener Abwehrspieler. Embolo lief heran, wurde aber von Kimmich geblockt, von dem der Ball zu Neuhaus flipperte. Dessen Direktabnahme rauschte durch die Beine von Torwart Ulreich zum 1:1 ins bayerische Tor.
Lainer mit Köpfchen zur Gladbacher Führung
Dieser Treffer war eher zufällig zustande gekommen, sorgte allerdings für Reaktionen auf beiden Seiten. Die Münchener begannen zu grübeln und die Borussen fanden etwas mehr Zutrauen in ihr eigenes Spiel mit Ball. Dass nur vier Minuten nach dem Ausgleich sogar der Führungstreffer gelang, war eine weitere glückliche Fügung für die Gladbacher. Netz schlug eine Ecke von rechts an das vordere Fünfmetereck, wo Lainer vor Pavard einen Kopfball aufs lange Eck platzierte. Ulreich war zwar noch mit den Fingerspitzen dran, doch der Ball landete zum 2:1 für Gladbach im Tor (31.).
Damit hatte die Partie urplötzlich eine komplett andere Statik erlangt. Die Selbstverständlichkeit auf Seiten der Bayern war weg und die Gladbacher agierten nun deutlich gefestigter. Bis zum Pausenpfiff war es ein Spiel auf Augenhöhe – mit leichten Vorteilen für die Borussen. Embolo hatte die Riesenchance auf das 3:1, als er nach einer Kombination über Stindl und Kramer halbrechts im Strafraum zum Abschluss kam, Ulreich das Geschoss aber mit einem Reflex über den Querbalken lenken konnte (45.). In der Nachspielzeit hatten die Bayern allerdings auch noch die große Möglichkeit zum Ausgleich, als sich Lewandowski auf der linken Gladbacher Seite gegen Elvedi durchsetzte und das Leder fast von der Grundlinie an den Innenpfosten zirkelte. Müller kam zu einem freien Rebound, aber Ginter klärte auf der Linie.
Borussia übersteht die Münchener Drangphase
Wie nicht anders zu erwarten, erhöhten die Bayern nach Wiederanpfiff den Druck. Die Borussen mussten einige gefährliche Ecken überstehen und konnten sich auf Sommer verlassen, der sowohl einen Schuss von Musiala über den Querbalken lenkte (55.), als auch einen Versuch von Müller nach Lewandowski-Hereingabe parierte (59.). Wenige Momente später hatte Sommer dann das Glück des Tüchtigen, als die Bayern den Ball aus kurzer Distanz nicht über die Linie brachten.
Der Ausgleich lag in der Luft, doch als auch Lewandowski mit einem Lupfer nur die Latte traf (62.), nahm der Münchener Schwung etwas ab. Die Borussen hatten zwar zuvor schon durchaus mutig den Weg nach vorne gesucht, doch nun kamen längere Ballbesitzpassagen dazu. Für die Bayern wurde es fortan deutlich komplizierter, sich Chancen zu erspielen. Die beste Gelegenheit hatte Lewandowski in der 78. Minute, aber erneut war Sommer auf dem Posten.
Borussia bringt den Vorsprung über die Zeit
Die Versuche der Münchener wurden immer ungenauer, während sich für die Gladbacher durchaus interessante Konstellationen für Gegenangriffe boten. Doch da ließen die Borussen mehrfach leichtfertig eine mögliche vorzeitige Entscheidung liegen. Zwar gab es bis auf eine gute Chance des eingewechselten Plea (84.) keine wirklich brenzlige Strafraumsituation, aber einige sehr vielversprechende Angriffe wurden verdaddelt. So mussten die Borussen bis zur vierten Minute der Nachspielzeit zittern und dagegenhalten, doch letztlich reichte es zum Sieg. Damit ergattert Borussia drei überaus wichtige Punkte, die einerseits etwas glücklich zustande gekommen sind, die man sich andererseits über Einstellung und Engagement verdient hat.
Kurzstatistik zum Spiel:
Bayern München: Ulreich - Kimmich, Pavard, Süle, Sabitzer - Musiala, Roca (75. Wanner), Gnabry, Müller, Tillman (75. Copado) - Lewandowski
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Ginter, Elvedi, Jantschke (67. Beyer) - Lainer (78. Herrmann), Kramer (78. Bénes), Koné, Netz – Neuhaus (67. Plea) - Embolo, Stindl (90. Thuram)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Müsel, Noß, Wolf
Tore: 1:0 Lewandowski (18.), 1:1 Neuhaus (27.), 1:2 Lainer (31.)
Gelbe Karten: - Stindl
Schiedsrichter: Daniel Siebert
Zuschauer: -