Yann Sommer: Wird wohl nicht damit gerechnet haben, dass er gegen Bayern nur so wenig zu tun bekommen würde. Eine Kimmich-Hereingabe fing Sommer ab, dann kassierte er das Elfmetergegentor durch Lewandowski und streckte beim leicht verdeckten Goretzka-Schuss zum 0:2 nicht mal die Hände aus. Einen Schuss von Sané, der mehrfach aufsetzte, lenkte der 32-Jährige zur Ecke. Im Aufbau war Sommer um die spielerische Lösung bemüht, was zumeist auch funktionierte. In der zweiten Halbzeit konnte sich der Schweizer auf seine Vorderleute verlassen, die alles Gefährliche von seinem Tor fernhielten. Note 3,0.
Stefan Lainer: Ein starkes Spiel des Österreichers, der auf seiner rechten Seite auch unter Druck die richtigen Entscheidungen traf. Eine unfreiwillige Ablage auf Lewandowski und ein verlorener Sprint gegen Costa können die Leistung des 28-Jährigen nicht schmälern. Er übte konstant Druck auf den ballführenden Gegenspieler aus und schaffte es in Zusammenarbeit mit Zakaria, die ›Tempofraktion‹ der Bayern auf links mit Davies und Costa - später Coman - erfolgreich auszubremsen. Dazu schaltete sich Lainer situativ immer wieder mit nach vorne ein. Er spielte einen tollen Pass auf Bensebaini, schlug eine präzise Flanke auf Zakaria zur Ausgleichschance und legte in der zweiten Halbzeit mit einem flachen Zuspiel für Stindl auf. Lainer war griffig und bissig bis zum Schluss. Note 1,5.
Matthias Ginter: Hatte eine Menge zu tun, um gemeinsam mit den Kollegen die Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten. Über weite Strecken gelang es Ginter, den Laden irgendwie zusammenzuhalten. Sei es mit einem Foul, als er mit dem Körper blockte und Gelb sah, oder mit dem Kopf, als er einen Knaller von Sané abbekam und kurzzeitig weggetreten war. In der Nachspielzeit rettete Ginter für den schon geschlagenen Sommer kurz vor der Torlinie nach einem Kopfball von Süle. Im Spielaufbau wechselten beim 26-jährigen Licht und Schatten. Unter Druck spielte er einen Pass ins Seitenaus, vor der Elfmetersituation wurde sein für Zakaria gedachter Ball von Davies abgefangen. Und vor dem 0:2 spielte Ginter etwas lasch in Richtung Neuhaus, als Goretzka profitierte. Note 2,5.
Nico Elvedi: Lieferte eine konzentrierte Leistung ab und überzeugte in mehreren Situationen mit gutem Stellungsspiel. Einige Male kam er aufmerksam vor den Gegenspieler und hielt auch körperlich dagegen. Beim Goretzka-Treffer zog sich Elvedi zunächst zurück, wohl weil er auf ein Abspiel auf Sané spekulierte. Als Goretzka abzog, konnte Elvedi den Schuss nicht mehr blocken. Eine Unentschlossenheit des 24-Jährigen im Aufbau führte zu einem Ballverlust, der korrigiert werden konnte. Ein Querschläger im Sechzehner führte zu einer Ecke für die Bayern. Wichtig war Elvedis Störaktion im Luftkampf gegen Lewandowski. Note 2,5.
Ramy Bensebaini: Startelfdebüt nach seiner überstandenen Covid-19 Erkrankung. Der Algerier hatte eine Menge zu tun, um Sané einzufangen. Dabei spielte er mit dem Feuer, als er Sané im Strafraum ›umarmte‹. Auch später gab es außerhalb des Sechzehners zwei Situationen, in denen er es mit dem Hand- bzw. Armeinsatz übertrieb. Vor dem 1:2 setzte er in Höhe der Mittellinie gut Druck auf Sané und sorgte für den Ballgewinn. Der 25-Jährige war aktiv, agierte aber gegen Ende der ersten Halbzeit etwas unpräzise. Da machte es den Eindruck, als ob die Kräfte nachlassen würden. Doch Bensebaini biss sich durch und unterstützte sein Team mit großem Aufwand über erstaunliche 88 Minuten, den Vorsprung zu verteidigen, ehe Wendt kam. Bemerkenswert war Bensebainis Ruhe, als er im eigenen Strafraum per Kopf auf Sommer zurückspielte. Note 3,0.
Denis Zakaria: In ungewohnter Rolle rechts im Mittelfeld aufgeboten, wobei der Fokus klar darauf ausgelegt war, gemeinsam mit Lainer dem Tempo von Davies und Costa etwas entgegenzusetzen. Das klappte über weite Strecken ordentlich, auch wenn Zakaria hier und da zu zweifeln schien, wie er sich genau positionieren sollte. Vor der Elfmetersituation reagierte der Schweizer nicht rechtzeitig beim Pass von Ginter, so dass Davies den Ball abfangen und durchstarten konnte. Kurz darauf hatte er die Ausgleichschance nach Flanke von Lainer, trat aber am kurzen Pfosten über den Ball. Beim Anschlusstreffer wäre der 24-Jährige auch zur Stelle und nicht im Abseits gewesen, überließ aber dem besser positionierten Hofmann. Kurz vor dem Seitenwechsel knallte Zakaria eine Ablage von Hofmann aus dem Lauf weit über den Kasten. Zakarias läuferische Leistung war hervorragend, 18 Ballaktionen in 73 Minuten allerdings auch auf dieser unüblichen Position sehr wenig. Herrmann löste ihn dann ab. Note 3,5.
Christoph Kramer: Zentral im defensiven Mittelfeld wartete Kramer mit einem riesigen Laufpensum auf - 13,3 Kilometer riss er ab. Dabei war er vor allem damit beschäftigt, Räume zu schließen. Bei der Entstehung beider Gegentore war Kramer zwar jeweils zur Stelle, konnte aber nicht entscheidend eingreifen. Vor der Elfmetersituation wurschtelte sich Davies gegen Kramer durch und vor dem 0:2 war Goretzka den entscheidenden Tick schneller als sein Kumpel Kramer. Dafür stoppte der 29-jährige Sané erst mit einem guten Tackling und dann mit einer Grätsche. Im offensiven Umschaltspiel geriet Kramer oft unter Druck, daher auch mit dem einen oder anderen Fehlpass. Im Verlauf der Partie war Kramer als Störer in seinem Element - da konnte er mit seiner Laufarbeit glänzen. Note 3,0.
Florian Neuhaus: Links neben Kramer aufgeboten, fiel Neuhaus zunächst nur durch sein Handspiel auf, das nach Intervention des VAR zum Elfmeter führte. Neuhaus machte einen Ausfallschritt und streckte die Hand reflexartig Richtung Ball aus. Das war natürlich blöd und er berührte die Kugel mit seinem Handschuh wohl auch hauchzart. Der Elfmeterpfiff war demnach regelkonform, aber gleichzeitig auch irgendwie weltfremd. Der Ball - das zeigen die Fernsehbilder zweifelsfrei - änderte seine Flugbahn nicht im geringsten, so dass die leichte Berührung überhaupt keinen Einfluss auf die Situation hatte. Der Abend verlief auch danach weiter unglücklich für Neuhaus, der vor dem 0:2 beim hohen Ginter-Anspiel von Goretzka in seinem Rücken überrascht wurde und nicht mal mit hochsprang. Als Borussia danach mehr die Initiative ergriff, kam Neuhaus besser zurecht. Er spielte den guten Pass auf Hofmann, der Pavard an den Ellenbogen schoss. Vor dem 1:2 leitete Neuhaus schnell und effektiv auf Assistgeber Stindl weiter. Nach dem Seitenwechsel erzielte er mit einem wunderbaren Schuss von der Strafraumgrenze den Siegtreffer - auch wenn hier sogar noch eine Ablage nach rechts zu Zakaria möglich gewesen wäre. Danach agierte Neuhaus mit sichtlich gewachsenem Selbstvertrauen. Note 3,0.
Jonas Hofmann: Bekam eine flexible Rolle auf der linken Seite zugeteilt, wo er bei Ballbesitz mit seinen Läufen in die Tiefe als dritter Angreifer agieren und sich gegen den Ball zurückfallen lassen sollte. So unterstützte er Bensebaini wirkungsvoll gegen Sané und Pavard. Bei beiden Toren antizipierte er überragend und startete den tiefen Lauf. Klasse, wie ruhig er vor Neuer blieb und ihm zunächst mit links und dann mit rechts keine Chance ließ. Vor der Pause bereitete Hofmann noch fast für Lainer vor, eine Hereingabe wurde von Pavard mit dem Ellenbogen geblockt und eine schlaue Ablage von Hofmann schoss Zakaria über das Tor. Hellwach war der 28-jährige nach Wiederbeginn, als er das Vorhaben von Süle durchschaute und den Pass abfing und im Anschluss besonnen den Assist zum 3:2 gab. Später spielte er noch einen Traumpass auf Lainer. Hofmann überzeugte sowohl mit Technik, klugem Spielverständnis als auch mit seinem immensen Laufpensum. In der 88. Minute machte er Platz für Jantschke. Note 1,0.
Lars Stindl: Pendelte zwischen der Position in der Spitze, des Zehners und eines zusätzlichen defensiven Mittelfeldspielers hin und her. Das machte der Kapitän mit großem Aufwand, aber zunächst mit nur geringem Ertrag. Er gewann zwar einige Bälle, aber nach vorne lief in der Anfangsphase wenig. Das änderte sich nach dem 0:2 - als Stindl zwei Assists zum Zungenschnalzen gab. Beim ersten schirmte er überragend den Ball ab, drehte sich Richtung Tor und spielte einen Weltklassepass. Vor dem 2:2 eroberte er mit gutem Körpereinsatz gegen Kimmich den Ball, schaltete blitzschnell und passte perfekt in den Lauf von Hofmann. Nach dem Seitenwechsel ackerte der 32-jährige unermüdlich und hatte bei einem Konter nach Pass von Lainer noch eine Chance, schoss aber etwas überhastet über den Kasten. In der 81. Minute wurde er von Wolf abgelöst. Note 1,5.
Breel Embolo: Begann mit einer guten Kopfballweiterleitung und gefiel auch danach mit seiner physischen Präsenz. So sorgte er für die gelbe Karte von Süle und holte gegen diesen im Sprint und mit Körpereinsatz eine Ecke heraus. Unter dem Strich entschied Embolo das Duell der Muskelpakete gegen Süle zu seinen Gunsten. Am Ball gelang dem Schweizer nicht sonderlich viel. Beim Pass auf Hofmann vor dem 3:2 hatte er etwas Glück, dass Süle sehr hüftsteif agierte, denn eigentlich fehlte dem Zuspiel der Drive. Nach hinten raus ackerte Embolo ordentlich mit. Eine überflüssige Hacken-Aktion hatte eine Ecke zur Folge, dafür sicherte er einige Male Bälle und verschaffte den Kollegen so etwas Luft. Note 3,5.
Patrick Herrmann (73. Minute für Zakaria): Übernahm die Position von Zakaria rechts, musste sich aber weitestgehend nach hinten orientieren. Ein Ballgewinn war gut, ein ›Mini-Konter‹ mit Wolf führte nicht zum Abschluss. Ohne Note.
Hannes Wolf (81. Minute für Stindl): Nachdem er zuletzt nach Einwechslungen oft etwas fahrig agierte, war Wolf diesmal sehr konzentriert und stabil. Er holte gegen Goretzka einen Freistoß raus und hielt mit Eifer dagegen. Ohne Note.
Tony Jantschke (88. Minute für Hofmann): Rückte mit hinten rein, um den knappen Vorsprung zu verteidigen. Jantschke bekam noch einen ab und musste kurz behandelt werden. Ohne Note.
Oscar Wendt (88. Minute für Bensebaini): Durfte in der heißen Schlussphase noch kurz mitmischen. Seine beiden Passversuche fanden keinen Abnehmer. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de