Es ist noch nicht allzu lange her, da begegneten sich Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen auf Augenhöhe. Die Fohlenelf konkurrierte mit der Werkself um die Plätze, die eine Teilnahme an der Gelddruckmaschine Champions League ermöglichen. Doch seitdem haben sich die Wege der beiden rheinischen Rivalen deutlich getrennt.
Während bei Borussia der Peak erreicht wurde und es danach aufgrund diverser Fehlentwicklungen abwärtsging, blieb Leverkusen stabil und machte die nächsten Schritte nach oben. Natürlich sind die finanziellen Voraussetzungen bei Bayer schon immer andere gewesen, doch so einfach darf man es sich bei der Beurteilung der unterschiedlichen Verläufe nicht machen.
Ehrliche Anerkennung und viel Wehmut
In Leverkusen wurde in den vergangenen Jahren zwar deutlich mehr investiert als in Gladbach und das ‘Corona-Loch’ war durch den Konzern im Rücken nicht so tief wie anderswo, doch das Geld wurde gut angelegt. Während in Mönchengladbach durch die vielen ablösefreien Abgänge werthaltiger Spieler Kapital vernichtet wurde, erzielte Leverkusen nennenswerte Transfererlöse, die es ermöglichten, den Kader gezielt qualitativ auf ein neues Level zu heben.
Fast alle Neuzugänge haben eingeschlagen, die Mischung scheint perfekt zu sein und ganz offensichtlich versteht Xabi Alonso etwas von seinem Trainerjob. Für den neutralen Zuschauer ist es ein Genuss, dieser Mannschaft zuzusehen. Aus Gladbacher Sicht ist es eine Mischung zwischen ehrlicher Anerkennung und einer ziemlich großen Portion Wehmut.
So hätte man sich den ‘Favre 2.0’-Fußball in Gladbach vorstellen können
Denn Bayer spielt das, was man sich in Mönchengladbach als den ‘Favre 2.0’-Fußball hätte vorstellen können. Wenn man sieht, wie genial Granit Xhaka den Rhythmus dieser Mannschaft bestimmt, wie ein Rädchen ins andere greift und wie großartig die Balance ist - da wird einem schmerzhaft bewusst, wie weit sich Borussia in den vergangenen Jahren von einem solchen Fußball entfernt hat.
Doch es hilft nichts - man muss der Realität ins Auge sehen. Und die heißt an diesem Samstag, dass der bislang ungeschlagene Tabellenführer aus Leverkusen eine Borussia empfängt, deren Umbruch ein unbeständiges Auf und Ab ist. Dass ausgerechnet die Borussen den Leverkusener die erste Saisonniederlage beibringen werden oder zumindest einen Punkt ergattern, scheint unmöglich.
Eigentlich ein guter Moment, um in Leverkusen anzutreten
Aber ein klein wenig darf man sich in Mönchengladbach dann doch auf die Unberechenbarkeit berufen, die es im Fußball immer noch gibt. Leverkusen hat nicht zuletzt aufgrund der vielen Abstellungen von Stammspielern ziemlich ‘pumpen’ müssen, um die Siegesserie fortzusetzen. Objektiv gesehen gab es in dieser Saison kaum bessere Momente, um in der BayArena anzutreten und nicht hoffnungslos verloren zu sein.
Für Gerardo Seoane ist die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte problembehaftet. Nicht nur die Qualität seiner ehemaligen Mannschaft, sondern vor allem der Zustand des jetzigen Teams bereiten dem Schweizer Sorgen. Die Schwankungen hat Seoane weiterhin nicht in den Griff bekommen und auch personell sieht es nicht wirklich gut aus.
Die einzige gute Nachricht ist die Rückkehr von Julian Weigl
Die als Stammspieler eingeplanten Jonas Omlin, Ko Itakura und Maximilian Wöber stehen nicht zur Verfügung, Manu Koné, Marvin Friedrich und Jordan konnten unter Woche nur eingeschränkt trainieren. Noch größer sind die Fragezeichen bei Rocco Reitz, Alassane Plea und Christoph Kramer, die zuletzt nur individuell und nicht mit der Mannschaft trainierten.
Die einzige gute Nachricht ist die Rückkehr von Julian Weigl, der gegen Augsburg gelbgesperrt fehlte. Auf Gerardo Seoane und sein Trainerteam kommt bis Samstagabend einige ‘Puzzle-Arbeit’ zu. Je nach Personal werden System und Herangehensweise modifiziert werden. Klar ist, dass ganz vieles zusammenkommen muss, damit etwas anderes dabei herauskommt, als die allgemein erwartete Niederlage.