Marco Rose nahm in der Startelf eine Änderung gegenüber dem Kantersieg in Kiew gegen Schachtar Donezk vor: Dreifachtorschütze Alassane Plea, den leichte Rückenprobleme plagten, blieb zunächst draußen – Breel Embolo begann für ihn.
Die Borussen hatten ein paar Startschwierigkeiten und kamen eher schleppend in die Partie. Den ersten Abschluss hatte folglich die Werkself bereits nach zwei Minuten, als Bailey nach einem Umschaltangriff aus guter Position am Tor vorbeischoss. Leverkusen war in der Anfangsphase deutlich aktiver und kam einige Male gefährlich an und in den Gladbacher Strafraum.
Stindl trifft vom Punkt - Leverkusen kontert zum Ausgleich
Wirklich klare Torchancen resultierten daraus jedoch nicht, weil die Fohlen in letzter Instanz - so wie Kramer bei einem Schuss von Alario (14.) - noch rechtzeitig blocken und klären konnten. Bis zum ersten klaren Gegenzug der Borussen dauerte es bis zur 17. Minute - doch der hatte es gleich in sich. Neuhaus spielte Doppelpass mit Thuram und schickte dann Hofmann auf halbrechts. Der brachte den Ball flach in die Mitte, wo Embolo vor Hradecky an der Kugel war und von diesem gefoult wurde. Stindl verwandelte den fälligen Strafstoß flach und mittig zur Gladbacher Führung (18.).
Das war natürlich ein glücklicher Zwischenstand für die Borussen, die kurz darauf nochmals mit Fortuna im Bunde waren. Ein Aufsetzer aus der Distanz von Amiri tickte ins lange Eck zum vermeintlichen Ausgleich. Doch weil Tapsoba vor Sommer im Abseits stand und den Schweizer etwas irritierte, wurde der Treffer nicht gegeben (20.). Dennoch hielt die Gladbacher Führung nicht mehr lange. Lainer verlor weit in der gegnerischen Hälfte den Ball, als die Borussen ziemlich ungeordnet weit aufgerückt waren. Leverkusen konterte blitzartig über Diaby, der auf Alario ablegte. Der Argentinier zirkelte das Leder unhaltbar für Sommer zum 1:1 ins Eck (27.).
Stindl legt wieder vor und Borussia beginnt, sich die Führung zu verdienen
Es dauerte allerdings nur drei Minuten, bis der alte Abstand wieder hergestellt war. Thuram wuselte sich zentral am Strafraum durch und Wirtz spitzelte ihm den Ball weg. Allerdings genau zu Stindl, der geistesgegenwärtig aus der Drehung einnetzte. Borussias Kapitän stand zwar im Abseits, doch weil der Ball vom Gegner kam, fand das Tor nach Überprüfung des VAR zurecht seine Anerkennung (30.).
In der Folgezeit begannen die Borussen, sich die Führung in der BayArena zu verdienen. Sie waren nun richtig drin im Spiel, kombinierten präzise, mit dem nötigen Tempo und zeigten sich auch resistent gegenüber der körperbetonten Zweikampfführung der Gastgeber. Nach einer abgewehrten Ecke zog Embolo aus dem Rückraum ab, Hradecky lenkte den Schuss zur Seite vor die Füße von Bensebaini, der den Ball an die Unterkante der Latte zimmerte (34.). Sechs Minuten später fuhren die Borussen einen super Angriff, an dessen Ende Stindl auf Thuram spielte. Der Franzose zog zentral vor den Sechzehner und schoss ganz knapp am Tor vorbei.
Sommer patzt beim Ausgleich - Thuram scheitert an Hradecky
Mittlerweile waren die Borussen tonangebend und dem dritten Tor deutlich näher als die Leverkusener dem Ausgleich. Dass dieser dennoch fiel, lag an einem Patzer von Sommer. Wirtz flankte ziemlich unbedrängt von Gladbachs linker Seite in den Strafraum, Elvedi sprang im Kopfballduell gegen Alario nicht energisch genug hoch, während Sommer aus seinem Tor herauskam, aber am Ball vorbei sprang - Alario nickte zum 2:2 ein (41.).
Auf der anderen Seite gab es nach einer Freistoßhereingabe in den Leverkusener Strafraum ein Gewusel, bei dem schließlich Thuram aus fünf Metern zum Abschluss kam - Hradecky vereitelte die Riesenchance, indem er sich irgendwie in den Schuss des Franzosen warf (43.). So ging es mit einem 2:2 in die Kabinen und dort blieb Neuhaus, der zur zweiten Halbzeit von Wolf ersetzt wurde. Hofmann wechselte auf die Position neben Kramer, Wolf ging auf die rechte Seite.
Wolf verballert die Mega-Chance
Wie schon zu Beginn der Partie fanden die Gladbacher auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht in den Rhythmus. Leverkusen war wieder aktiver und klarer in den Aktionen, auch wenn - mit Ausnahme eines gefährlichen Distanzschusses von Bailey (52.) - nicht viel dabei heraussprang. Doch die Werkself war das optisch überlegene Team und die Gladbacher wirkten im Spiel nach vorne ziemlich schwerfällig.
Doch plötzlich explodierten die Borussen förmlich. Thuram spielte einen starken Steckpass auf den durchgelaufenen Bensebaini, der den Ball quer vors Tor spielte. Stindl brachte das Leder aus ganz spitzem Winkel aufs Tor, doch Hradecky wehrte im letzten Moment auf der Linie ab. Die Kugel fiel vor die Füße von Wolf, der komplett blank stand - den Ball aber aus fünf Metern über den Kasten jagte. Unfassbar, dass das nicht der erneute Führungstreffer für Borussia war (67.).
Bailey trifft im Gegenzug - Baumgartlinger erhöht
Die Strafe folgte quasi im Gegenzug. Leverkusen fuhr einen Konter, Diaby war nicht zu stoppen und legte auf Bailey, der im Springen den Ball flach durch die Beine des aus seinem Kasten stürzenden Sommer zur Leverkusener Führung ins Tor bugsierte (68.). Dieser Treffer war wirklich schmerzhaft aus Gladbacher Sicht, die sich davon nicht wirklich erholten. Daran änderten auch die Einwechslungen von Lazaro, Bénes, Plea und später auch Herrmann nichts.
Im Gegenteil - Leverkusen nutzte den Rückenwind. Elvedi fälschte einen Amiri-Schuss ab, der haarscharf am Tor vorbeistrich (80.) und zwei Minuten später machte Bayer den Deckel drauf. Amiri brachte den Ball flach an den Fünfmeterraum, wo Baumgartlinger vor Herrmann ungehindert zum vierten Leverkusener Tor einschießen konnte (82.).
Lazaros Traumtor kommt zu spät
Die Borussen rappelten sich zwar nochmals auf und entwickelten nun den Druck auf dem Weg nach vorne, den man sich etwas früher gewünscht hätte. In der Nachspielzeit beförderte Bensebaini den Ball nach einer Freistoßflanke von Bénes mit einem Schulterkopfball ganz knapp am Tor vorbei. Und wenige Momente später erzielte Lazaro einen spektakulären Treffer: Herrmann flankte von rechts in den Strafraum, wo Lazaro den Ball mit dem Rücken zum Tor in der Luft stehend mit der Hacke ins linke obere Toreck kickte (90.+4). Doch dieser sensationelle Treffer war am Ende nicht mehr als nur Ergebniskosmetik - Borussia musste zum zweiten Mal in dieser Saison als Verlierer vom Platz.
Es war ein sehr intensives Spiel mit Feldvorteilen für Leverkusen, bei dem die Borussen letztlich zwar die klareren Chancen hatten, aber in den entscheidenden Momenten patzten. Knackpunkt war sicherlich die vergebene Großchance von Wolf und der postwendende Führungstreffer für Bayer.
Kurzstatistik zum Spiel:
Bayer Leverkusen: Hradecky - L. Bender (84. Dragovic), S. Bender, Tapsoba, Wendell - Baumgartlinger, Wirtz, Amiri - Bailey, Alario (80. Bellarabi), Diaby
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lainer (74. Plea), Ginter, Elvedi, Bensebaini – Kramer (74. Bénes), Neuhaus (46. Wolf) – Hofmann, Stindl, Thuram (80. Herrmann) – Embolo (63. Lazaro)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Jantschke, Wendt, Traoré
Tore: 0:1 Stindl (18./FE), 1:1 Alario (27.), 1:2 Stindl (30.), 2:2 Alario (41.), 3:2 Bailey (68.), 4:2 Baumgartlinger (82.), 4:3 Lazaro (90.+4)
Gelbe Karten: L. Bender, Wirtz, Diaby - Bensebaini, Embolo
Schiedsrichter: Harm Osmers
Zuschauer: -
von Marc Basten