Der Plan für diese Woche schien wie gemalt: Derbysieg in Köln, in der Europa League einen erfolgreichen Auftakt gegen Underdog Wolfsberg hinlegen und dann zum Abschluss im kleinen Derby die Fortuna aus Düsseldorf bezwingen. Mit dem Dreier in Köln wurde der Weg geebnet, doch seit dem späten Donnerstagabend ist nichts mehr so, wie es sein sollte.
Das peinliche 0:4 gegen Wolfsberg wirkt nach, die Euphorie in Mönchengladbach ist mit einem Schlag verpufft. Der Sieg in Köln hat zumindest dazu geführt, dass es am Donnerstagabend nach dem Schlusspfiff eine Art Trotzreaktion in der Kurve gegeben hat. Doch natürlich ist das Eis rapide dünn geworden, auf dem sich die Borussen bewegen. Eine Reaktion gegen Düsseldorf ist zwingend notwendig.
Draufhauen wäre nach solch einem Fiasko kontraproduktiv
Für Marco Rose stand nach dem ersten Schreck über das Debakel gegen Wolfsberg Aufbauarbeit im Vordergrund. Das erste richtige Negativerlebnis für den neuen Trainer in Mönchengladbach kam unerwartet und mit voller Wucht. Seine Reaktion war von Besonnenheit geprägt in dem Wissen, dass Draufhauen nach solch einem Fiasko kontraproduktiv ist. Dennoch war durchaus rauszuhören, dass Rose von der laschen Herangehensweise seiner Spieler ebenso überrascht wurde, wie alle anderen.
Nach der Videoanalyse und mit der Aufgabe gegen Düsseldorf vor der Brust, schränkte Rose einen Tag später ein: »Ich habe kein grundsätzliches Einstellungsproblem bei den Jungs erkannt. Das Spiel haben wir defensiv in unserer eigenen Box und offensiv im letzten Drittel verloren. Die Jungs wollten, aber sie müssen wissen, dass es einen Gegner gibt und es immer wieder gilt, Widerstände zu überwinden und die Aufgaben, die der Gegner stellt, anzunehmen.«
»Letztlich haben wir uns neu ausgerichtet auf Sonntag«
Rose monierte, dass gegen einen aggressiv verteidigenden Gegner sauberer und zielorientierter gespielt werden müsse, zudem gelte es, die defensiven Standards besser zu verteidigen. Doch schließlich beeilte sich der 43-Jährige, einen Haken an das Wolfsberg-Spiel zu machen. »Letztlich haben wir uns neu ausgerichtet auf Sonntag. Alle wissen, dass wir anders auftreten müssen, wir wollen ein anderes Gesicht zeigen.«
Ohne Zweifel stehen die Spieler in der Pflicht, diesmal mit der Bereitschaft zu agieren, wie in den bisherigen Partien unter Marco Rose. Sie haben es in der Hand, das Desaster gegen den WAC in der Nachbetrachtung als einmaligen Ausrutscher verbuchen zu lassen. Die Gefahr, dass innerhalb von vier Tagen einiges zu Bruch gehen könnte, was man sich aufgebaut hat, ist allerdings gegeben. »Es werden uns ähnliche Dinge erwarten, wie gegen Wolfsberg«, sagte Rose mit Blick auf die Fortuna. »Das heißt es diesmal zu kontrollieren. Vor allem müssen wir aber unsere eigenen Prinzipien auf den Platz bringen.«
»Es geht auch im Wiedergutmachung«
Mit welchem Personal der Trainer diese Aufgabe angehen wird, ist offen. »Es geht auch um Wiedergutmachung«, sagte Rose hinsichtlich der Option, den Verantwortlichen für die Wolfsberg-Pleite eine entsprechende Gelegenheit zu bieten. Andererseits geht es um die Belastungssteuerung, denn selbst wenn es nicht den Anschein hatte, liefen die Gladbacher am Donnerstag so viel wie noch nie in dieser Saison. »Wir werden uns Gedanken machen«, sagte Rose. »Es gehört Frische dazu.«
Gut möglich also, dass der eine oder andere Spieler seine Startelfpremiere gibt. Raffael ist so ein Kandidat, eventuell aber auch Herrmann. Klar ist, dass die Alternativen für Rose nicht unendlich sind. Bensebaini ist nach dem Donnerstag angeschlagen und wird wohl allenfalls auf der Bank sitzen, Johnson hat zwar wieder trainiert, wird aber als noch nicht bereit für den Kader gelistet. Hofmann, Stindl und der gerade am Meniskus operierte Strobl sind ohnehin kein Thema. Doch egal, wer letztlich aufläuft: So wie gegen Wolfsberg darf und kann sich eine Gladbacher Mannschaft nicht noch einmal präsentieren.
von Marc Basten