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2020 - Ein Jahr mit spannenden Herausforderungen

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Auf Marco Rose und Max Eberl wird es 2020 ankommen (Foto: TORfabrik.de)

Das neue Jahr ist da und auf Borussia Mönchengladbach warten spannende Herausforderungen. Die positive Entwicklung der 10er-Jahre soll nachhaltig fortgeführt und gleichzeitig eine neue Ära eingeläutet werden. Die Messlatte liegt hoch.

Wie es so üblich ist, wurde zum Jahreswechsel allenthalben Bilanz gezogen. In Bezug auf Borussia Mönchengladbach fiel diese nahezu durchweg positiv aus, wie man auf diversen Kanälen lesen oder hören konnte. Tatsächlich ist es eine Erfolgsgeschichte, die bei Borussia in den letzten Jahren geschrieben wird. Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass es sich um keinen kurzfristigen Effekt handelt, sondern um eine nachhaltige Entwicklung. Das ist etwas, worauf sie in Mönchengladbach zu Recht stolz sein können.

Doch natürlich wissen die Verantwortlichen bei den Fohlen, dass gerade der Fußball ein unfassbar schnelllebiges Geschäft ist. Zurücklehnen und sich von den ganzen Schulterklopfern einlullen zu lassen, würde direkt ins Verderben führen. Zum Glück gibt es keine Anhaltspunkte, dass Max Eberl und sein Team diesbezüglich anfällig wären. Schon jetzt wird mit Nachdruck an dem gearbeitet, was wir frühestens im August 2020 im Pflichtspielbetrieb zu sehen bekommen. Dass die Messlatte mit jedem Jahr ein Stück höher liegt, haben sich die handelnden Personen durch ihre gute Arbeit der letzten Jahre quasi selbst eingebrockt.

Die Messlatte nach der drittbesten Hinrunde der Vereinsgeschichte liegt hoch

Insoweit wird das Jahr 2020 herausfordernd und spannend, was die mittelfristige Ausrichtung der Borussia angeht. Nicht weniger anspruchsvoll werden die sportlichen Aufgaben, die es in der Rückrunde zu bewältigen gilt. Auch hier liegt die Messlatte nach der drittbesten Hinrunde der Vereinsgeschichte sehr hoch. Marco Rose und sein Trainerteam sind beim Neuanfang im letzten Sommer mit Vollgas durchgestartet und haben sich im Blitztempo in eine Spitzenposition gebracht. Das ist klasse und begeisternd, aber führt gleichzeitig dazu, dass Borussia in der Rückrunde auch etwas zu verlieren hat.

Wie schmerzhaft und bitter so etwas sein kann, ist allen noch gut in Erinnerung. Die letzte Hinrunde unter Dieter Hecking verlief bekanntlich ähnlich erfolgreich, ehe in der zweiten Halbserie der krasse Einbruch erfolgte. In dieser Form darf das nicht noch einmal passieren, auch wenn auf der anderen Seite niemand erwarten darf, dass das Hinrundenergebnis im zweiten Halbjahr mal eben einfach wiederholt oder gar noch getoppt wird.

Rose ist weitaus mehr, als nur ein gehypter Jungtrainer mit Pressingfaible und ›kloppscher‹ Rhetorik

Die Voraussetzungen, dass sich die Mannschaft diesmal nicht in einen Negativstrudel manövriert, sind durchaus gegeben. Zum einen haben die Spieler, die im letzten Jahr dabei waren, wertvolle Erfahrungen sammeln können. Zum anderen sind Spieler neu hinzugekommen, die der Chemie innerhalb des Kaders offensichtlich guttun und dabei helfen werden, wenn eine gewisse Selbstregulierung notwendig wird. Und nicht zuletzt ist da Marco Rose, der mit seiner Ansprache, aber auch seinen personellen Maßnahmen, dafür sorgen wird, dass eine gefährliche Selbstzufriedenheit nicht aufkommt.

Marco Rose hat in seinem ersten Halbjahr gezeigt, dass er weitaus mehr ist, als nur ein gehypter Jungtrainer mit Pressingfaible und ›kloppscher‹ Rhetorik. Er hat es innerhalb sehr kurzer Zeit verstanden, wie die Mannschaft tickt und wie er die Spieler anpacken muss. Gleichzeitig ist es ihm relativ schnell gelungen, die Qualitäten der einzelnen Akteure in den richtigen Kontext zu der Art des Fußballs zu setzen, den man mit ihnen spielen kann. Rose hat nicht versucht, Spieler krampfhaft in etwas hineinzupressen, was sie nicht können. Er hat vielmehr System und Herangehensweise so ausgerichtet, dass es unter den gegebenen Umständen möglichst erfolgversprechend ist.

Zu keiner Zeit in den 10er-Jahren hat Borussia so viele Systeme gespielt und sie in Nuancen permanent angepasst

Natürlich lief nicht immer alles rund und auch Rose verfuhr nach dem Prinzip Trial & Error. Doch die daraus gewonnenen Erkenntnisse nutzte das Trainerteam, um die Mannschaft weiterzuentwickeln. Das spiegelt sich in der taktischen wie personellen Flexibilität wider. Zu keiner Zeit in den 10er-Jahren hat Borussia so viele Systeme gespielt und sie in Nuancen permanent angepasst. Konnte man früher die Startaufstellungen nahezu traumwandlerisch sicher voraussagen, ist es seit Roses Amtsantritt eher ein Tippspiel und selbst nach Bekanntgabe der Startelf ist längst nicht klar, wie die taktische Ausrichtung in dieser Zusammensetzung aussehen wird.

In der letzten Rückrunde wurde die fehlende Flexibilität zum Stolperstein - diesmal dürfte Borussia für die Gegner nicht so einfach zu entschlüsseln sein. Insoweit wird es Rose & Co auch in die Karten spielen, dass man den Fokus nun komplett auf die Ligaspiele legen kann. In den vielen englischen Wochen ging es hauptsächlich um Belastungssteuerung und Regeneration - jetzt können die Bundesligaspiele unter ganz anderen Voraussetzungen vorbereitet und angegangen werden.

Marco Rose wird mehr denn je als Moderator gefragt sein

Auf der anderen Seite wird Marco Rose mehr denn je als Moderator gefragt sein, um die teaminterne Balance aufrecht zu erhalten und auch die Spieler vom gemeinsamen Weg zu überzeugen, die am Wochenende nicht auf dem Platz stehen. In der Hinrunde kamen aufgrund des eng getakteten Terminplans, einigen Experimenten und mehreren Verletzungen viele unterschiedliche Akteure zum Einsatz. Und dennoch blieben einige bereits außen vor, was sich angesichts der geringeren Anzahl an Spielen im ersten Halbjahr 2020 nicht ändern wird - im Gegenteil.

Der Konkurrenzkampf und ein qualitativ ausgeglichener Kader sind die Voraussetzungen für anhaltenden sportlichen Erfolg und eine stetige Weiterentwicklung. Eine Garantie, dass nach dieser gelungenen Hinrunde im Mai ein Platz unter den ersten Vier gefeiert werden kann, ist damit nicht verbunden. Doch all das, was sich seit dem Sommer in Mönchengladbach im Großen wie im Kleinen getan hat, nährt die Zuversicht, dass diese Rückrunde anders verlaufen wird, als die letzte. 2020 - auf gehts ...

 


von Marc Basten

 

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