Der Kurztrip der Gladbacher Borussen nach München war von Erfolg gekrönt - am Ende stand ein 2:0-Sieg für die Fohlenelf beim Rekordmeister. Dabei hatte der Arbeitstag in der Münchener Arena gar nicht gut angefangen. Denn der eigentlich für die Startelf vorgesehene Stefan Lainer musste nach dem Aufwärmen kurzfristig passen. Welche Probleme einen Einsatz des österreichischen Nationalspielers unmöglich machten, wurde nicht mitgeteilt.
Statt Lainer rückte Andreas Poulsen in die Anfangself, der auf die linke Abwehrseite ging. Der dort eingeplante Joe Scally rückte auf die rechte Seite. Scally und Poulsen bildeten gemeinsam mit Kapitän Tony Jantschke und Jordan Beyer die Viererabwehrkette vor Keeper Tobias Sippel. Im defensiven Mittelfeld teilten sich Kramer und Bénes die Aufgaben, wobei der Slowake den offensiveren Part übernahm.
Als Generalprobe für den ersten Spieltag taugte die Partie nicht
Davor reihte sich eine Dreierkette mit Patrick Herrmann, Hannes Wolf und Keanan Bennetts auf. Mika Schroers aus der U23 war die zentrale Spitze. Insoweit war es also eine Anfangself der Gladbacher, die zwar eine gewisse Struktur hatte, dennoch ein wenig improvisiert wirkte. Jedenfalls wenn man den Blick auf den Bundesligaauftakt gegen die Bayern legt. Doch auch beim Rekordmeister tummelten sich viele Spieler in der Anfangself - wie Michael Cuisance - die man künftig eher weniger sehen wird. Als Generalprobe für den ersten Spieltag taugte die Partie nicht - diesbezüglich war es ein Muster ohne Wert.
Allerdings machte dieser Test auf einem guten Niveau dennoch Sinn. Die Borussen fanden sehr ordentlich ins Spiel und zeigten auch spielerisch ein paar gute Ansätze. Gegen relativ früh angreifende Münchener kombinierten sich die Gladbacher meist aus einem Dreieraufbau mit Kramer zwischen den beiden Innenverteidigern und hoch aufgerückten Außenverteidigern in die gegnerische Hälfte. Das klappte einige Male gut, allerdings ging der Ball jenseits der Mittellinie zu früh verloren.
Borussen sogar ein klein wenig ‘dreckig’ gegen den Ball
Mit zunehmender Spieldauer häuften sich die Fehler auf Seiten der Borussen. Nach einer halben Stunde hatten die Gladbacher Glück, dass gegen Beyer kein Elfmeter gepfiffen wurde und der Ball - nachdem Scally zu unbedarft im Sechzehner getrickst hatte - letztlich am Außennetz landete. Die Gastgeber waren in dieser Phase das deutlich bessere Team, doch die Borussen verstanden es weitestgehend, die ganz große Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten.
In diesem Zusammenhang war auffällig, dass die Gladbacher in mehreren Zweikämpfen rigoros und unangenehm für den Gegner zur Sache gingen. In gewissen Momenten agierten die Borussen sogar ein klein wenig ‘dreckig’ gegen den Ball - was durchaus als Kompliment gemeint ist. Diesbezüglich hatten es die Fohlen ihren Gegnern in der letzten Zeit oftmals zu einfach gemacht.
Wolf trifft zur Führung nach knapp einer Stunde
Nach der Pause kamen die Gladbacher auch offensiv besser in Tritt und hatten nun auch längere Ballbesitzphasen in der Hälfte der Münchener. Adi Hütter hatte zur Pause einmal gewechselt - Schroer wurde durch Noß ersetzt. Noß agierte als zentraler Mittelfeldspieler, während Wolf etwas nach vorne rückte bzw. um Noß herum agierte.
Auch wenn Wolf kein ‘richtiger’ Mittelstürmer war, so kam er in der 59. Minute in Abschlussposition und markierte den Führungstreffer. Kramer hatte aus zentraler Position nach halbrechts zu Scally gepasst, der wiederum eine schöne Halbfeldflanke an den zweiten Pfosten schlug. Wolf lief gut ein und beförderte den Ball per platzierter Direktabnahme ins Eck (59.).
Michael Wentzel sorgt für die Entscheidung
Unmittelbar darauf wechselte Bayern-Coach Nagelsmann alle Feldspieler aus. Kurz Zeit später hätte Hannes Wolf fast seinen zweiten Treffer nachgelegt, doch nach einer eher regelwidrigen Vorarbeit von Bennetts scheiterte Wolf aus kurzer Distanz an Münchener Schlussmann (64.). Zwanzig Minuten vor dem Ende gab es dann auch bei den Borussen das große Wechselspiel. Lediglich Sippel und Poulsen spielten durch und der eingewechselte Noß blieb auf dem Platz - für alle anderen war Feierabend.
Der zweite Gladbacher Anzug machte seine Sache gegen die vielen Bayern-Youngster sehr ordentlich. Noß hatte die Großchance zur Entscheidung, scheiterte aber aus kurzer Distanz am Torwart (73.). Kurz darauf durften die Borussen aber jubeln: Nach einer Hereingabe in den Bayern-Strafraum kam Keeper Hoffmann zwar an den Ball, ließ ihn aber weiter in Richtung des rechten Pfostens trudeln. Dort war Michael Wentzel zu Stelle und erzielte den 2:0-Endstand.
Ein ordentliches Testspiel mit einem sehr guten Ergebnis
Ein ordentliches Testspiel von Borussia Mönchengladbach endete mit einem sehr guten Ergebnis. Das ist erfreulich - mehr aber auch nicht. Ein paar Rückschlüsse in Richtung Pflichtspielauftakt kann man zwar durchaus ziehen, doch angesichts der vielen nominellen Stammspieler, die nicht dabei waren, bleiben diese überschaubar. Priorität hat nun, die Späteinsteiger schnell in Form zu bringen und zu integrieren. Und möglichst den einen oder anderen verletzten Spieler wieder heranzuführen.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sippel - Scally (72. Skraback), Beyer (72. Wentzel), Jantschke (72. Lieder), Poulsen - Kramer (72. Lockl), Benés (72. Moustafa) - Herrmann (72. Borges Sanches), Wolf (72. Reitz), Bennetts (72. Quizera) - Schroers (46. Noß)
Tore: 0:1 Wolf (59.), 0:2 Wentzel (76.)
Schiedsrichter: Robert Hartmann
von Marc Basten