Borussias Trainer Adi Hütter nahm gegenüber dem Auswärtssieg in Fürth vor einer Woche zwei Veränderungen in der Startelf vor: Thuram (Muskelverletzung) und Scally (Bank) wurden durch Hofmann und Bensebaini ersetzt. An der taktischen Grundausrichtung (3-4-2-1) änderte sich nichts.
Die ersten knapp vier Minuten sah es so aus, als ob die Borussen durchaus eine gute Einstellung zum prestigeträchtigen Derby hätten. Sie waren wach, gingen griffig in die Zweikämpfe und hielten sich vornehmlich in der gegnerischen Hälfte auf. Doch der Spuk war schnell vorbei - nämlich bereits mit dem ersten Angriff des FC.
Der erste Kölner Angriff saß und damit war das Derby durch
Locker ging es für die Gäste über Gladbachs rechte Seite, wo die Lücken riesengroß und die Gegenwehr nicht vorhanden war. Kainz durfte den Ball flach in den Strafraum passen, wo Beyer Modeste - den einzigen Kölner weit und breit - völlig aus den Augen verlor. Der Franzose vollendete durch die Beine von Beyer zur Kölner Führung (5.).
Wie sich im weiteren Verlauf der Partie herausstellen sollte, war das bereits die Entscheidung an diesem gruseligen Abend im Borussia-Park. Denn die Gladbacher kamen danach allenfalls im Ansatz noch auf die Beine, aber sie fanden keine Mittel, die Kölner wirklich in Gefahr zu bringen. Die Baumgart-Truppe war laufstark (am Ende 5 Kilometer mehr als die Borussen) und vor allem bissig in den Zweikämpfen gegen den ballführenden Gegenspieler. Es wurde ständig gedoppelt - und das bereits im Aufbau. Damit hatten die Borussen riesige Probleme.
Köln entlarvt das unfassbar naive Abwehrverhalten der Hütter-Borussia
Und nach Ballgewinnen schalteten die Kölner schnell um und entlarvten einmal mehr das unfassbar naive und schwache Abwehrverhalten, das den Gladbachern unter Adi Hütter regelmäßig zum Verhängnis wird. In der 10. Minute hatten die Fohlen noch Glück, dass Uth nach einem Konter über den Kasten ballerte. Zehn Minuten später verlor Plea kurz vor der Mittellinie - bedrängt von drei Kölnern - den Ball und beim Umschaltangriff der Geißböcke glich der Defensivverbund der Gladbacher einmal mehr einem Hühnerhaufen.
Alle schauten zu, niemand orientierte sich richtig zum Gegenspieler oder versuchte zu stören, so dass Uth mit einem Zuspiel in den Rückraum den freien Kainz erreichte, der locker flockig zum 0:2 einnetzen konnte. Ein wirklich unfassbares Abwehrverhalten der Gladbacher. Die hatten zwar ihrerseits drei Halbchancen, aber Embolos Schuss aus 16 Metern mit dem Innenrist war zu schwach (15.), Ginter köpfte nach Hofmann-Ecke knapp vorbei (23.) und Hofmann legte den Ball nach Embolo-Pass links am Tor vorbei (28.).
Das 0:3 war der endgültige Knockout
Damit konnte man die Kölner nicht wirklich ängstigen und nach 34 Minuten war das Derby endgültig durch. Elvedi verlor an der Mittellinie direkt vor der Trainerbank ein Duell gegen Modeste, der direkt daneben stehende Ginter wurde von Kainz mit offener Sohle getroffen, aber der Kölner spielte zuvor den Ball. Uth spielte einen perfekten Verlagerungspass auf Gladbachs linke Seite zu Ljubicic, der mit einem präzisen Schuss aus rund 14 Metern auf 0:3 stellte. Das Tor wurde vom VAR angesichts der Aktion gegen Ginter überprüft und auch Schiedsrichter Aytekin schaute sich die Szene am Bildschirm an - und blieb bei seiner Entscheidung, den Treffer anzuerkennen.
Das war wohl regelkonform, aber der endgültige Knockout für Borussia. Und auch für Ginter, der ausgewechselt werden musste. Scally kam und spielte auf der linken Seite, Bensebaini rückte links in die Dreierkette, Beyer übernahm die rechte Position in der Kette. Den Borussen gelang nach dem dritten Gegentor überhaupt nichts mehr und sie wurden schließlich mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabinen verabschiedet. Dort blieben die indisponierten Neuhaus und Lainer - Kramer und Netz kamen. Aber zu einem Aufbäumen oder gar einer Aufholjagd führten die Wechsel nicht. Immerhin hielten die Gladbacher so anständig dagegen, dass sie sich nicht noch höher abschießen ließen.
Embolos Tor ändert nichts an der verdienten Niederlage
Wirklich gefährlich wurden die Borussen erst nach einer Stunde, als sich Embolo auf links durchtankte und auf Hofmann passte, der den Ball im Fallen flach knapp am langen Pfosten vorbei setzte. Bezeichnend für die Verfassung der Gladbacher war der Einsatz von Benes, der nach 71 Minuten für den angeschlagenen Koné kam, eine Freistoßflanke schlug und sich dabei eine Muskelverletzung zuzog und in der 75. Minute durch Stindl ersetzt werden musste.
Die Kölner blieben aufmerksam im Spiel gegen den Ball und den Borussen fiel weiterhin kaum etwas ein. Dass es dennoch zu einer Ergebniskorrektur kam, lag an einem weiten Ball, den Hofmann aus der eigenen Hälfte mit den besten Wünschen in Richtung Embolo schlug. Der setzte sich im Laufduell gegen Kilian durch und traf mit rechts zum 1:3 ins Eck (85.).
Köln der hochverdiente Derbysieger
Die Freude über das Tor hielt sich in Grenzen und tatsächlich war der FC in den Schlussminuten dem vierten Treffer näher, als die Borussen einem weiteren Tor. Lemperle scheiterte alleine vor Sommer und setzte auch den Rebound am Tor vorbei (90.+4), wenige Momente später vergab Schaub in aussichtsreicher Position.
Am Ende darf sich der 1.FC Köln als hochverdienter Derbysieger feiern lassen. Die Kölner waren in allen Belangen besser und vor allem zeigten sie die Tugenden, die in einem Derby eigentlich selbstverständlich sein sollten. Bis zu Adi Hütter und seinen Spielern hat sich das jedoch offensichtlich nicht herumgesprochen.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Ginter (38. Scally), Elvedi, Beyer - Lainer (46. Netz), Neuhaus (46. Kramer), Koné (71. Benes (75. Stindl)), Bensebaini - Hofmann, Plea - Embolo
weiter im Kader: Sippel (ETW), Jantschke, Noß, Herrmann
1.FC Köln: Schwäbe - Ehizibue (80. Schmitz), Kilian, Hübers, Hector - Skhiri, Özcan, Ljubicic (80. Schaub), Uth (80. Duda), Kainz (61. Thielmann) - Modeste (90.+2 Lemperle)
Tore: 0:1 Modeste (5.), 0:2 Kainz (20.), 0:3 Ljubicic (34.), 1:3 Embolo (85.)
Schiedsrichter: Deniz Aytekin
Gelbe Karten: Koné, Plea, Elvedi - Hector, Hübers
Zuschauer: 54.000